Mykko und ich sahen gemeinsam in die Ferne, irgendwo dort, wo die Straßenlaternen das andere Seeufer erleuchteten, ganz weit hinten, kreuzten sich unsere Blicke. „Fast ein bisschen wie unser See zuhause...", sagte ich verträumt, „Es ist wunderschön hier." Mykko nickte zustimmend und fragte dann: „Vermisst du zuhause manchmal? Du bist ja jetzt schon eine Weile mit uns unterwegs, aber trotzdem ist das sicherlich noch ungewohnt für dich, oder?" Ich dachte nach, für einen Moment und für einen weiteren. Dann antwortete ich: „Ja, manchmal vermisse ich zuhause doch schon sehr. Besonders natürlich meine Familie. Aber du hast mir mit deinem Team so etwas wie eine zweite Familie geschenkt. Ich fühle mich wirklich verdammt wohl. Und außerdem... hier habe ich noch die Freundschaft zu dir, die mir in den letzten Monaten wirklich gefehlt hat. Das macht es alles viel leichter für mich." War es wirklich nur Freundschaft? Ich wusste es selbst nicht genau, aber alle anderen Worte erschienen mir nicht treffend genug, um unsere Beziehung zueinander zu beschreiben. Also Freundschaft. „Das ist schön zu hören.", antwortete er mit einem Lächeln. Ganz leise fügte er noch hinzu: „Ich will, dass du glücklich bist, Linnea." Mein Kopf fügte innerlich noch die Worte „Weil du es nicht sein kannst." hinzu, aber ich drängte den Gedanken so gut ich konnte zurück und versuchte, mich auf das Hier und Jetzt einzulassen. Jetzt schien er glücklich, und diesen Moment mussten wir auskosten. Wer wusste schon, wann es wieder bergab gehen würde. „Das bin ich.", sagte ich und noch ehe ich meinen Satz beenden konnte, zogen Mykkos starke Arme mich näher zu sich heran. Eine Hand griff sanft, aber dennoch bestimmt nach meinem Kinn und drehte meinen Kopf zu sich herüber. Innerhalb von Bruchteilen eines Moments hatte seine Zunge sich den Weg durch meine Lippen gesucht. Er küsste mich erst ganz vorsichtig und dann voller Leidenschaft. Für einen Moment vergaßen wir beide die Welt um uns herum. Ein warmes Gefühl von Glück übernahm meinen Körper. Irgendwann löste sich Mykko aus dem Kuss und sah mich an, sein Blick voller Sehnsucht: „Linnea? Weißt du eigentlich, dass du wunderschön bist?" „Danke, dass du das sagst.", sagte ich leise und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Mykko legte seinen Arm um mich, ich kuschelte mich an ihn und blickte irgendwo in die Ferne. Jedes andere Pärchen hätte sich schon längst seine Liebe gestanden und es offiziell gemacht, aber bei uns war das nicht so leicht. Wir waren gefangen im Gewirr zwischen Freundschaft und Liebe, sowie seiner atemberaubenden Actionwelt. Ich musste immer an die Nacht in Barcelona denken, als er erzählt hatte, dass sein Label es nicht allzu gerne sah, wenn er sich mit Mädchen traf. Ich wollte Mykko keine Probleme bereiten, ihm nicht im Weg stehen. Allerdings war die Zeit, die wir nur zu zweit verbrachten so wunderschön, dass sich mein Herz nach mehr davon sehnte. Auf der anderen Seite jedoch... Seine Angst veränderte ihn. An manchen Tagen war er glücklich und an anderen Tagen zeigte er mir die eiskalte Schulter. Ich verstand ihn einfach nicht und war mir längst nicht mehr sicher, ob ich überhaupt die Kraft dazu hatte, das alles durchzuziehen. Manchmal hatte ich Angst vor der Seite, die er dann von sich zeigte. Vielleicht war es besser, wenn alles so blieb, wie es bisher war. Ähnlich wie Romeo und Julia stand uns das Schicksal einfach im Wege.
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Northern Lights
RomanceLinnea und Mykko kennen sich seit Ewigkeiten, beste Freunde seitdem sie denken können. Dann verlieren sie sich aus den Augen. Er wird über Nacht zu einem bekannten DJ und sie studiert Fotografie... Folgt den Beiden auf eine Reise durch die Musikwelt...