Gruft der Berliner Vampire

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Ich klopfte mir den Dreck und die Spinnennetze von meiner Kleidung. Es war eklig, die ganzen dünnen Fäden an meiner Haut und Kleidung zu haben. Über mir hörte ich die Steinplatte. Anscheinend schob Manuel sie gerade wieder zu. Ich stockte. Er schob die Platte wieder zu. Hatte er mich hier drin eingesperrt? "Manu?", schrie ich das Loch nach oben. "Warte!", rief er jedoch zurück. Ich blickte nach oben. Ich sah ihn nur paar Sekunden später langsam und geschmeidig das Loch runter schweben. Als er mich sah, musste er grinsen. "Ich wusste, dass die Spinnen wieder ganze Arbeit geleistet haben." Er landete kichernd neben mir. "Du wusstest, dass ich so aussehen werde?", fragte ich wütend. Manuel lachte nur noch mehr, bevor er ein "Natürlich" schnaufte. Dann ging er an mir vorbei und sah sich um. "Alles so wie immer." Manu stemmte sich die Hände in die Hüften. Ich blickte in den Raum. "Hier übertagen wir?", fragte ich skeptisch. Manuel nickte. "Kein Licht kommt hier rein. Und bequem kann es auch werden." Er setzte seine Tasche ab und holte sein Kissen heraus. "Wenn wir kuscheln." Er grinste mich an.

Ich selbst war von dieser Unterkunft nicht begeistert. Nass und kalt. Trist und leer. Der Boden war aus Erde, die leicht feucht war. Die Wände aus Stein. "Und hier haben mal Vampire gewohnt?", fragte ich und holte nun auch mein Kissen aus meiner Tasche. Manuel hatte sich schon daran gemacht eine Campingdecke, welche an der Unterseite eine Folie hatte, auf dem Boden auszubreiten. "So halb. Das Loch wurde von den Menschen zugekippt. Es war eine wunderschöne Gruft mit Steinsäulen und Verzierungen an den Wänden. Sogar ein kleiner Altar wurde aufgebaut aus Marmor. Die Vampire die hier lebten waren gläubig. Was ich komisch finde. Wer glaubt an Gott, wenn es Vampire gibt." Manuel schnaufte belustigt auf. "Naja, und als sie entdeckt wurden, wurden sie abgestochen und verbrannt. Und dann wurde diese schöne Behausung zugekippt, damit niemand mehr herkommen kann. Sich neu ansiedeln kann. Hat ja gut geklappt." Grinsend legte er sich auf die Decke und klopfte neben sich.

Ich legte meinen Umhang ab und setzte mich auf die Decke. "Werden wir häufig in dieser Form gejagt?" Ich runzelte die Stirn. "Bei uns nicht. Also, bis jetzt. Klar kommt es vor, dass ein Gärtner was bemerkt. Und in seltenen Fällen müssen wir dann flüchten. Ich bin schon paar mal mit meiner Familie geflohen. Aber früher mehr als heute. Heutzutage glaubt niemand mehr an die Existenz von Vampiren. Das war früher ja ganz anders."

Ich schwieg. Blutrausch, gejagt werden. Ich hatte mir alles anders vorgestellt. "Mach dir keine Sorgen, Palle. Ruh dich aus. Morgen Nacht fliegen wir noch ein weiteres gutes Stück. Gute 500km. Bis nach Zabrze in Polen. Das ist der nächste Punkt. Es heißt beeilen mit Essen, beeilen mit dem Flug. Wirklich, sonst schaffen wir es nicht, bis die Sonne aufgeht. Mach die Augen zu." Er zog mich zu sich, sodass ich mich hinlegen musste. Wir kuschelten uns aneinander und ich schloss die Augen. Ich hatte ein wenig Angst vor der nächsten Nacht. "Schlaf gut", murmelte ich. "Guten Tag." Manu strich mir über die Hand und ließ seine anschließend auf meiner liegen.

Es war komisch in dieser Gruft zu liegen. Kein Geräusch war zu hören, bis auf Manuels leises schnarchen. Er schlief tief und fest im Vampirschlummer. Ich kämpfte mit der Erschöpfung. Eigentlich hätte ich auf der Stelle einschlafen können. Doch die Sorge vor der Zukunft hielt mich wach. Es war unerträglich. Doch zum Glück nahm meine Müdigkeit dann doch bald überhand und ließ mich bis zur Abenddämmerung schlafen. Bis zu dem Moment, wo Manuel mich wach rüttelte.

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