Die Suche nach Medizin

628 66 12
                                    

Der Ort stellte sich als ein kleines polnisches Städtchen heraus. Tatsächlich fand ich am Rande zwei Reihen Gewächshäuser. Ich landete davor und sah mich um. Ich sah und roch aber niemanden. Mein Glück.
Ich ging zur Eingangstür des Ladens und drückte die Klinke. Abgeschlossen. An der Fassade war ein Schild, mit einem Kamerasymbol. Lesen, was darunter stand, konnte ich nicht. Doch ich ahnte, was das zu bedeuten hatte. Videoüberwachung des Geländes. "Scheiße", fluchte ich und schaute mich um und sah direkt eine Kamera, die mich filmte. Doch dann schlug mir ein Gedanke in den Kopf. Ich war ein Vampir. Ich konnte nicht gefilmt werden. Grinsend drehte ich mich zur Tür.

Wie lustig die Reaktionen der Polizisten wäre, wenn sie sich das Videomaterial ansehen würden und alles wie aus Geisterhand passierte. Grinsend suchte ich einen Stein und warf ihn kurzerhand gegen die Tür. Das Glas zersprang klirrend in Einzelteile. "Geil." Ich wollte schon immer mal etwas in so einer Art machen. Auch wenn ich nervös war. Ich konnte schließlich immer noch erwischt werden und auch in den Blutrausch fallen. Mein grinsend verschwand und ich bekam abermals Angst vor mir selbst.

Ich stieg durch die Tür. Unter meinen Füßen knirschten die Scherben. Vorne waren nur Blumen zu sehen. Schöne weiße Tulpen fielen mir in die Augen. Ich schürzte die Lippen und sah sie an. Kurzerhand griff ich mir paar und nahm sie mit. "Eisenkraut, Frauenmantel, Liebstöckel", murmelte ich immer wieder vor mich her. Ich hatte doch keine Ahnung wie sowas aussah. Und polnisch konnte ich auch nicht.

Weiter hinten fand ich gebundene Holzkörbe, wo man seinen Einkauf reintun konnte. Ich nahm mir einen und legte die Tulpen hinein. Dann ging ich die langen Gänge entlang, wo links und rechts verschiedene Pflanzen waren. "Eisenkraut, Frauenmantel, Liebstöckel", sagte ich abermals und fand schließlich Lavendel. Auch andere Kräuter die ich aus den Läden in Deutschland kannte, fand ich. "Und was ist jetzt was?", fragte ich mich selbst und stöhnte verzweifelt. Dann kam mir eine Idee. Ich nahm einfach von jeder Pflanze etwas. Von allen Kräutern die es hier gab. Somit war mein Korb auch voll.
Ich hoffte sehr, dass die drei Kräuter, die Manuel so dringend brauchte, dabei waren. Sonst war der Einbruch umsonst.

Nun fehlte nur noch das Blut. Ich verließ die Gärtnerei und flog los. In mitten der Stadt war ein Krankenhaus zu sehen. Es erleichterte mich. Wenn es keines gegeben hätte, wüsste ich nicht weiter.
Ich landete auf dem Dach und stellte mein Korb mit den wertvollen Kräutern ab.

Im Krankenhaus war auch Nachts betrieb. Ich könnte leicht erwischt werden. Mein Blick wanderte zum Parkplatz des Krankenhauses. Ich wusste, dass Manuels Blurgruppe häufig war. So musste im Lager des Krankenhauses sicher ein Beutel des benötigten Blutes da sein. Ich seufzte. Es musste ein Beutel da sein, sonst war er dem Tod geweiht. Und ich dem ewigen Blutrausch. Und ein Vampirleben ohne Manuel? Ein Schauer lief mir über den Rücken. Das wollte ich mir nicht vorstellen.

Ich flog vom Gebäude hinunter. Weg vom Parkplatz, zur Rückseite des Krankenhauses. In vielen Zimmern brannte noch das Licht. Ich könnte mit meiner Gestalt nicht einfach durch die Flure spazieren. Jeder Mensch würde mich für sterbenskrank halten und sofort untersuchen wollen. Also beschloss ich in den Keller einzubrechen, als ich eine Treppe fand die nach unten zu einer Metalltür führte. Und zu meinem verwundern konnte man sie ohne Probleme von außen öffnen. Heimlich spähte ich hindurch und schnüffelte. Es roch nach Desinfektionsmittel, und irgendwie auch ein wenig nach tod. Vielleicht war der Kühlraum für die Leichen hier im Keller. Und wenn dieser hier war, gab es vielleicht hier unten auch die Aufbewahrung für Blutkonserven.

Ich schlich durch die schwach beleuchteten Gänge und lauschte, ob sich jemand näherte. Doch alles war wie ausgestorben. Ich öffnete jede Tür. Doch die meisten waren Lagerräume von Ordnern, Betten, Stühlen, Tischen oder Schränken. Eine gefühlte Ewigkeit verstrich, bis eine Glastür kam, durch die ich hindurch ging. Dahinter wirkte alles Steriler. Auch musste ich mich einmal verstecken, weil eine Gruppe Krankenpfleger mit einem Bett vorbei kam. Sie schoben das Bett, mit einer Person drin, in ein Raum. Ich vermutete es war ein Operationssaal. Vielleicht ein Notfall, so wie die gerannt waren.

Die Anspannung in meinem Körper blieb. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich das Labor. Ich roch die Mittel, die Chemikalien. Doch ich roch auch Blut. Vermutlich wurden hier die Blutproben untersucht. Hieß das, dass hier auch Konserven gelagert wurden? Ich durchwühlte Kühlschrank nach Kühlschrank. So viele Blutproben, so viele Medikamente. Lesen konnte ich nichts davon. Auch nicht die Überschriften der Kühlschranke.

Weiter hinten, in einem kleinen Nebenraum, standen dann Schubladenkühlschranke. Ich zog eine auf. Und vor Glück hätte mir mein totes Herz hüpfen können. Grinsend durchwühlte ich die verschiedenen Blutkonserven. Dunkelrot glänzte die Leckerei durch seine Verpackung. Mein Magen fühlte sich leer an. Ohne nachzudenken, griff ich einige Konserven und hielt sie fest. In der zweiten Schublade fand ich dann auch endlich Manuels Blutgruppe. Ich war mehr als Glücklich und musste ein fröhliches "na endlich" von mir lassen. Nun hieß es nur noch, sicher aus dem Krankenhaus gelangen, ohne erwischt zu werden. Sicher, die Kräuter und das Blut zu Manuel bringen. Und das, ohne in den Rausch zu verfallen.

Leben als Vampir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt