Glücklich landete ich vor dem Haus. Ich hatte es doch tatsächlich geschafft die benötigten Dinge zu Manuel zu bringen. Ohne in einen Blutrausch zu verfallen. Das Brennen in meinem Hals war nicht wenig. Doch das Blut, welches ich mitgenommen hatte, wollte ich hier trinken. Hier, wo Manuel war und aufpassen konnte. Wenn er denn die Kraft dazu hatte.
Manuel saß eingekauert auf dem lumpigen Sessel und hatte die Augen geschlossen. Leise stellte ich den Korb mit den Kräutern und dem Blut auf den Boden und ging zu Manuel. "Bin wieder da", sagte ich, wartend auf eine Reaktion. Seine dunkel umrandeten Augen öffneten sich einen Spalt weit. "Alles bekommen?" Seine Stimme war schwach. "Bin mir nicht sicher. Guck mal." Ich schubste den Korb mit meinem Fuß in seine Richtung. Seine Augen verfolgten diesen und musterten den Inhalt. "Was ist das denn alles?" Er richtete sich auf. "Ich hatte keine Ahnung, wie die Kräuter aussehen und ich kann kein Polnisch. Da habe ich alles mitgenommen was da war. Ich hoffe es ist alles dabei." Ich kniete mich vor den Korb und sah mit gerunzelter Stirn auf ihn. Wenn etwas fehlte, müsste Manuel dann sterben?
"Lass mich mal gucken." Manuel beugte sich zu dem Korb und hing somit halb vom Sessel. "Ich hab dir noch was mitgebracht." Manuels Hand war schon nach dem Inhalt des Korbes ausgestreckt, als er mich fragend ansah. "Moment." Ich hob die Konserven und die Kräuter an, um die, jetzt schon plattgedrückten, tulpen rauszuholen. "Ich dachte, das ist ganz süß." Ich sah mit runtergezogenen Mundwinkeln auf die Blumen, dann zu Manuel, der leicht schmunzelte. "Danke, das ist echt süß. Auch wenn sie schon halb tot sind." "So wie du", ergänzte ich grinsend. Manuel gluckste auf, beachtete die Blumen aber nicht weiter, sondern wandte sich wieder dem Korb zu.
Er nahm zuerst das Blut heraus und murmelte ein "gut, das ist gut". Die anderen Konserven beachtete er gar nicht. Bei den Kräutern nahm er sich drei raus. Ich atmete auf. "Guck mal bitte, ob hier irgendwo eine Schale zu finden ist." Manuel legte sich die Sachen auf seinen Schoß. Sofort sah ich mich in der kleinen Küche um und fand alte tiefe Teller aus braunem Porzellan. Diese reichte ich Manuel, der die Blutkonserve öffnete und den Inhalt in den Teller kippte.
Unbemerkt leckte ich mir an den oberen Zähnen lang. Meine Augen wurden trocken und ich konnte den Blick nicht von dem Blut lassen. Meine Muskeln spannten sich an und mein Hals fühlte sich an wie damals auf dem Bauernhof. "Manu." Ich klang wie ein Kettenraucher. Sein Blick huschte hoch. "Fuck", sagte er dann nur und stellte den Teller zur Seite. Es ging alles ganz schnell. Er stand auf, griff mein Handgelenk, dann das Blut im Korb. Gleich darauf schliff er mich in das kleine Bad. Mein Blick hing so lange es ging an dem Teller.
Manuel drückte mich auf den Rand der noch immer roten Badewanne. Ich musste fiepsen. Meine Sicht verschwamm und ab da war es für mich dunkel.
(...)
Mein Rücken tat weh, als ich wieder zu mir kam. Ich lag auf dem Boden im Badezimmer. Neben mir die leeren Blutkonserven. Getrocknetes Blut klebte an meiner Kleidung. Ich seufzte. Ich war dem Rausch verfallen. Ich dachte, ich wäre stark genug es auszuhalten. Deprimiert rappelte ich mich auf und verließ das Bad.
Manuel saß auf dem Boden, mit dem Rücken zu mir. "Wie geht's dir?", fragte ich und ging zu ihm. Er knetete mit den Fingern in einer roten Pampe rum. Es war das Blut, gemischt mit den Kräutern. "Hast mich fast umgebracht, du Wichser", fauchte er mich an ohne mich anzusehen. Ich setzte mich ihm gegenüber. "Das tut mir leid." Ich sah in sein Gesicht. An seiner Wange waren kratzer zu sehen. Kratzer, die blau schimmerten. "Wolltest mir an die Kehle. Dummer Vampir." Er knetete die Masse nun noch aggressiver. "Ich wusste nicht, wer ich war", versuchte ich mich zu erklären. Manuel stoppte seine Bewegung und sah mich nun mit finsterem Blick an. "Das hab ich mitbekommen. Danke für die Information." Nun machte er weiter. Ich schwieg.
Nach einer Zeit hörte Manuel auf zu kneten und roch kurz an der Masse, die er dort zusammengerührt hatte. "Ich glaube, die Medizin ist fertig. Wäre es nur bei dir so einfach." Letzteres zischte er schon fast. Dann nahm er immer wieder etwas von der Medizin und aß ess. Nun hieß es nur noch Gesund zu werden.
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Leben als Vampir
FanfictionZweiter Teil von meiner Geschichte "Der Vampir" Es lohnt, den ersten Teil vor diesem hier zu lesen. Patrick, der Junge, der sich in einen Vampir verliebt hat und somit viele Risiken eingegangen ist, ist nun selbst einer der blutsaugenden Wesen gewor...