Ich schlug die Augen auf. Meine Hände waren nass. Mein Oberteil klebte an meiner Brust. Ich saß auf dem Boden. Nur langsam wurde meine Sicht wieder klar. Und dann, als ich erkannte was passiert war, erschrak ich. Ich bekam Angst. Angst vor mir selbst. Vor mir lag der Mann, der mich eben noch erwischt hatte. Seine Augen waren weit aufgerissen. Sie starrten leer ins nichts. An seinen Wangen klebte Blut. Auch an seinen Lippen, seiner Nase. In seinem grauen Haar. Mein Blick wanderte zu seinem Hals. Ich hielt mir die Hand vor den Mund. Meine Hand, die Blutrot war. Ich hatte ihn gebissen. Überall war Blut. Er lag in seinem eigenen Rot. Und das hatte ich angerichtet, ohne es zu wollen. Ohne es zu merken. Ich starrte weiter auf den leblosen Körper des Mannes. "Hallo?", fiepste ich dann. Doch er regte sich nicht. Der leicht geöffnete Mund blieb wie er war. Seine Arme blieben genau so liegen, wie sie lagen und seine Augen machten keine Anstalten sich zu schließen und wieder zu öffnen. Langsam ging ich mit der Hand zu seinem Handgelenk und fühlte seinen Puls. Ihn spürte ich nicht. Auch konnte ich nicht mehr riechen, dass sein Blut durch seine Adern schoss. Mein Kinn fing an zu zittern. Ich hatte ihn umgebracht. Erst das Huhn, ein Tier. Und jetzt einen Menschen. Einen wehrlosen Menschen. Einer, der noch Jahre hätte leben können. Jemanden mit Familie, die ihn hier voller Blut auffinden wird.
Ich wich von dem Toten zurück. Noch immer saß ich auf dem kalten Erdboden und konnte nicht aufhören ihn anzustarren. Ich hasste mich zutiefst für das, was ich getan hatte. Auch wenn ich nicht wusste wie ich es getan hatte. Wie es passiert ist. Ich erinnerte mich nicht. "Erwin?" Mein Kopf drehte sich zum Haus. Das erste Mal konnte ich von ihm absehen. Von Erwin. In der Tür stand eine alte Dame im Nachthemd. "Erwin, was ist denn jetzt bei den Hühnern?" Sie rief nach ihrem Mann. Ihrem Mann, den ich umgebracht hatte.
Zitternd stand ich auf und taumelte ein paar Schritte zur Seite. "Was machst du da?", fragte die Dame nochmal laut und kam nun ein paar Schritte auf mich zu. Sofort fing mein Hals wieder an zu brennen. Meine Augen wurden wieder trocken, meine Muskeln fingen an wehzutun. Doch ich konnte es nicht. Ich konnte sie nicht auch noch umbringen. Ich drehte mich gegen den Willen, den Drang meines Körpers, um und rannte. Ich rannte so schnell ich konnte vom Bauernhaus weg. Von der alten Dame, von Erwin, der dort Tot im Dreck und Blut lag. Und als ich um die Ecke einer Scheune kam, schwang ich mich mit wackeligen Armen in die Luft. Gerade dann, als ich einen lauten Schrei vernahm. Sie hatte ihn gefunden.
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Leben als Vampir
FanficZweiter Teil von meiner Geschichte "Der Vampir" Es lohnt, den ersten Teil vor diesem hier zu lesen. Patrick, der Junge, der sich in einen Vampir verliebt hat und somit viele Risiken eingegangen ist, ist nun selbst einer der blutsaugenden Wesen gewor...