Verabschieden

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Eine Orgel spielte im Schloss Bran. Wir waren auf dem Weg zum Grafen. Zu unserem Treffen. Manuel hatte meine Hand fest umschlossen und ließ mich in der heutigen Nacht kein einziges Mal aus den Augen. Selbst, als wir getrunken hatten, stand er neben mir und starrte mich an.

Besorgt sah er sich um, als wir vor der Treppe standen, die in den Turm des Grafen führte. "Du bist nervöser als ich", stellte ich fest. Manuels Hand drückte meine. "Ja, weil ich ungefähr weiß, was auf dich zukommt, schatz", giftete er zurück. Dann seufzte er. "Lass uns hoch gehen. Wir sollten pünktlich sein, sonst verärgert ihn das noch." Er lächelte mir ermutigend zu. Sein ganzes Verhalten wirkte leidend.

Wir gingen zusammen die steile Rundtreppe hinauf. Die Musik der Orgel wurde Lauter, je höher wir kamen. Schließlich standen wir vor der Tür. Ich wollte klopfen, doch Manuel drückte meine Hand wieder runter. Er nahm sie in seine, somit hielt er meine beiden Hände. Wir standen uns gegenüber. "Ich liebe dich", sagte er und beugte sich zu mir. Wir küssten uns und es fühlte sich an, als wäre es unser letzter Kuss.

Manuel übernahm die Aufgabe und klopfte an die schwere Holztür, hinter der sich der Graf befand. Sofort verstummten die Klänge der Orgel und die Tür wurde geöffnet. Es war die Dame vom Graf. Er selbst saß an der Orgel und sah zu uns. "Kommt rein", sagte die Frau. Manuel ließ meine Hand nicht los. Wir gingen zum Grafen und verbeugten uns.
Er fing direkt an uns zu erzählen, was er vorhatte. "Nun gut, patrick. Ich habe die letzte Nacht damit verbracht Bücher zu studieren und die heutige Nacht damit, einen Trank zu brauen, der für deine Art des Blutrausches gedacht ist. Es wird schmerzhaft und grausam werden und selbst ich weiß nicht, ob du der gleiche sein wirst, wenn du aus dem Schlaf erwachst. Leider hast du keine Wahl. Wenn du den Blutrausch weiterhin ausgesetzt wirst, könnte es zu einem stetigen Rausch kommen, der dich vor Wahn und Durst sogar ins Sonnenlicht treibt." Der Graf stand auf. Manuel legte seinen Arm um meine Taille und nun verstand ich, was Manu die ganze Zeit gemeint hatte. Wieso er diese Sorge trug, das ich ihn vergessen könnte. Ängstlich presste ich meinen Kiefer zusammen.

Dracula ging zu einem Kessel, der auf einer Feuerstelle stand. Auf dem Schreibtisch, der neben dem Kessel stand, lagen dicke alte Bücher, zettel lagen wild herum und eine abgebrannte Kerze stand wie platziert neben den aufgeschlagenen alten Büchern. "Es wird nicht gut schmecken", fing der Graf an. "Aber es wird dich Heilen." Er füllte eine dunkel lila Masse in eine Schale hinein und drehte sich zu uns. "Das musst du trinken. Es sollte für dein Gewicht reichen. Und sonst haben wir noch reichlich Medizin da." Er sah auf uns. "Ihr solltet euch voneinander verabschieden."

Mir stockte der Atem. Hastig sah ich zu Manu, der mich mit feuchten Augen anblickte. Dann riss er mich schniefend in die Arme. Das ganze unter den stielenden Augen des Grafens. Wir ließen uns nicht los. Manuel weinte bitterlich und küsste ständig meine Wange. Er wimmerte Worte, wie "bitte komm zurück", "komm nicht auf die Idee mich allein nach Hause fliegen zu lassen" und dann sagte er abermals "bitte vergiss deine Gefühle nicht".

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