Wir schliefen den ganzen Tag durch. Erst am späten Abend, als die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war, wachte ich auf. Manuel hing über dem Rand der Badewanne. "Was ist?", fragte ich. Mein Hals schnürte sich zu, als ich den beißenden Geruch der süße von Blut in der Nase vernahm. Manuel hob seinen Kopf und sah mit müden Augen zu mir. "Guck mich nicht an. Das ist peinlich", murmelte er und ließ seinen Kopf wieder in die Badewanne baumeln.
Doch ich stand auf und beugte mich zu Manu. Die Badewanne war rot. Es sah aus, als wäre darin ein Tier geplatzt. Ich hielt mir die Hand vor Nase und Mund. Alles fing an zu brennen und zu kratzen. Es schmerzte und war kaum auszuhalten. "Hast du gekotzt?", fragte ich dumpf durch den Ärmel meines Pullovers. Manuel brummte zustimmend und ließ gleich darauf einen weiteren schwall Blut aus sich. Ich musste würgen, stieß die Badezimmertür auf und stürmte in den Wohnbereich des maroden Hauses, in dem wir getaget haben. Ich musste Luft holen. Luft, welche nicht diesen penetranten Geruch in sich trug.
"Ich brauch Medizin." Manuel kam aus dem Bad. Sein Gesicht war rot. "Ich glaube das Kind hatte Leukämie. Das würde meine Symptome erklären." Erschöpft ließ er sich auf ein mottenzerfressenden Sessel fallen. "Medizin?" Was war Medizin für Vampire? "Ich brauche Blut meiner Blutgruppe, die ich als Mensch hatte. Und Kräuter. Aber diese Kräuter hier zu finden. Das ist unmöglich." Er stützte sein Gesicht ab. So verzweifelt hatte ich ihn noch nie gesehen.
"Welche Blutgruppe? Welche Kräuter?" Ich machte mir Sorgen.
"Wir brauchen Eisenkraut, Frauenmantel und Liebstöckel. Die sind alle gut für eine Blutvergiftung, wie ich sie gerade habe. Für uns Vampire jedenfalls. Normalerweise hat man verschiedene Kräuter in der Gruft. Aber das ist zu weit." Ich überlegte. "In der Nähe war ein Ort. Ich kann nachsehen, ob ich da sowas finde." "Vielleicht. Aber das ist zu gefährlich. Du könntest in den Blutrausch fallen." Manuel griff mein Handgelenk. Seine Finger waren eiskalt. "Ich möchte nicht, das du stirbst", antwortete ich ihm mit geknicktem Ton. Doch Manuel grinste. "Ich bin doch schon tot." "Welche Blutgruppe?" Ich blieb Ernst. Er verdrehte die Augen. " Null plus. Aber Patrick. Du erkennst die Blutgruppen bei Menschen noch nicht." Er war besorgt um mich, um sich selbst. "Ich habe mal ein Praktikum in einem Krankenhaus gemacht. Lass mich mal machen." Ich gab Manuel einen Kuss auf die Stirn. "Pass auf dich auf." Manuel hielt mich fest. Seine Augen waren Matt und doch so voller Angst. "Ich glaub an mich", sagte ich dann.Gleich darauf verließ ich das Haus und flog Richtung Ortschaft. Ich wusste nicht, wie groß sie war und ob dort überhaupt ein Krankenhaus war. Oder eine Gärtnerei, wo ich die Kräuter fand. Und ich glaubte mir selbst kein Stück. Ich traute mir nicht über den Weg. Der Blutrausch war nicht kontrollierbar. Doch ich musste stark sein für Manuel. Für Manuels Vampirleben. Er durfte nicht wegen mir sterben.
DU LIEST GERADE
Leben als Vampir
FanficZweiter Teil von meiner Geschichte "Der Vampir" Es lohnt, den ersten Teil vor diesem hier zu lesen. Patrick, der Junge, der sich in einen Vampir verliebt hat und somit viele Risiken eingegangen ist, ist nun selbst einer der blutsaugenden Wesen gewor...