Ich hatte Manu darum gebeten, mich auf der Stelle zu meinem Vater zu bringen. Auch wenn er meinte, ich solle mich noch etwas ausruhen. Dass mein Vater doch oft käme und nach mir sah. Doch ich konnte und wollte nicht mehr abwarten. So flogen wir zu Gruft Büttinghaus.
Die Gruft lag Tal Abwärts, in einer Höhle weiter oben. Nur ein kleines Loch, welches mit Ranken bedeckt war, war der Eingang zu meinem neuen Zuhause.
Die Gruft war leer. Vermutlich waren alle unterwegs. Langsam ging ich zu meinem Sarg und strich mit meinen Fingern über das schöne Holz. "Wir waren sehr vorsichtig, als wir ihn hergebracht haben. Kein Kratzer ist dran", erzählte Manu mir Stolz. Ich erkannte seinen Sarg, den seiner Eltern und Geschwister. Ich erkannte alle bis auf einen. Vor ihm blieb ich stehen. "Ist das Papas?", fragte ich ihn. "Schön oder? Scheiße teuer, war der. Aber dein Vater brauchte ja sowieso kein Geld mehr. Übrigens." Manuel öffnete meinen Sarg. "Dein Vater hat deine Kleidung mitgebracht. Auch hat er sein Leben festgehalten und ein Fotoalbum erstellt. Auch ganz viele Bilder von Denno sind drin. Einfach alles, was du verpasst hast." Er reichte mir ein dickes Fotobuch. Sofort griff ich es und setzte mich auf den Sarg meines Vaters.
Ich schlug das Buch auf. Ein langer Text war zu sehen. Ein Text, der an mich gerichtet war. Mein Vater erzählte von seinem Leben. Immer wieder waren Fotos zu sehen. Aus Urlauben mit Hilde. Inas Abifeier. Dennos achtzehnter Geburtstag. Die Hochzeit von Hilde und Papa. Hilde, ohne Haare und an Schläuchen gebunden in einem Krankenhausbett mit Papa und Ina zusammen. Hildes Beerdigung.
Bilder von Denno und Papa, wie sie zusammen Weihnachten verbringen. Denno mit einer Frau. Weiter hinten war ihre Hochzeit zu sehen. Denno hatte einen Sohn namens Patrick. Er selbst schrieb in das Buch, dass er den Namen wegen mir, seinem besten Freund, gegeben hatte. Mir stiegen Tränen in die Augen und Manuel strich mir sachte über den Rücken.
Es gab Bilder, da war Denno dreißig. Er war nach Rumänien gereist. Er hatte mich besucht. Ich strich über das Foto, wo er neben meinem Bett stand. Auf das Bett war mit Edding geschrieben "Patrick denkt sich nur 'bitte keine Paparazzi'". Ich musste aufschnauben, als ich das las. Selbst als Erwachsener hatte er seinen Humor nicht verloren.Auf den Bildern flog die Zeit so schnell. Mein Vater wurde immer grauer. Ebenso mein bester Freund. Sein Sohn sah ihm so ähnlich. Auch wurde er Opa von zwei Mädchen. Zwillinge. So wundervolle Fotos. Es rührte mich, dass er so ein wundervolles Leben hatte. Das er so glücklich war.
Die letzten Seiten von Denno schrieb er in zittriger Handschrift. Er erzählte, dass er einen Schlaganfall hatte und nun nicht mehr laufen konnte. Das er mich vermisste und es bereute, nicht den selben Weg wie ich gegangen zu sein. Das er es hasste krank zu sein und zu wissen, dass er bald sterben müsste ohne seinen besten Freund noch einmal in die Arme schließen zu können. Er schrieb, das er mich lieb hatte. Das er mich für immer in seinem Herzen behalten würde. Über den Tod hinaus. Sein letzter Wunsch war, dass ich ihm Blumen auf sein Grab in Hamburg legen sollte.
Mein totes Herz schmerzte in meinem Brustkorb. Dieses Buch war vermutlich das Wertvollste was ich besaß. Und es war das, worauf ich am meisten Acht geben würde.
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Leben als Vampir
FanfictionZweiter Teil von meiner Geschichte "Der Vampir" Es lohnt, den ersten Teil vor diesem hier zu lesen. Patrick, der Junge, der sich in einen Vampir verliebt hat und somit viele Risiken eingegangen ist, ist nun selbst einer der blutsaugenden Wesen gewor...