Der Graf

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Wir hörten langsame Schritte, die sich zu nähern schienen. Die Frau blieb neben der Tür stehen und lächelte ermutigend auf uns. Manuel stand auf, ohne meine Hand loszulassen. Er hielt sie fest. "Auf", fauchte er mich an. Schnell erhob ich mich. Würde mein Herz noch schlagen, wäre es vermutlich am Rasen und mir würde die Luft wegbleiben.

"Hallo Kinder." Er stand in der Tür. Ein großer schlanker Mann. Auf dem Kopf eine Art Turban. Ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt habe. Ganz anders, als in den Büchern. Kein Umhang, nicht diese öligen schwarzen Haare. Manuel ließ meine Hand los, ging in die Knie und neigte seinen Kopf. Schnell tat ich es ihm nach. Die Augen des Grafen lagen prüfend auf uns. "Ihr seid also den langen Weg geflogen, weil dein lieber Freund dem Blutrausch verfallen ist, Manuel?" Manuel hob den Kopf an, machte aber keine Anstalten sich zu erheben. "Das ist richtig." Manuel erzählte von Anfang an. Meine Vampirentstehung. Mein erster Blutrausch. Einfach alles und der Graf lauschte meiner Geschichte. Dann trat er vor, bis er vor mir stehen blieb. "Lass dich ansehen."

Mit zittigen Beinen richtete ich mich auf und sah in sein Gesicht. Seine Zähne waren so lang, das sie aus seinem geschlossenen Mund ragten. "Ich werde dir Helfen. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einem Vampirmädchen geholfen, aus dem Rausch zu kommen. Sie war gerade mal Zehn. Das war vor zweihundert Jahren." Er hielt inne. "Morgen Nacht fangen wir an. Die Hausdame wird euch mit trinken versorgen und euch euer Ruheort für den Tag zeigen. Kommt um Mitternacht zu mir in den Turm. Bis dahin werde ich alles nötige vorbereitet haben. Ruht euch nun aus, ihr hattet eine anstrengende Reise."

Der Graf sah uns beide mit einem leichten Lächeln an und verließ dann den Saloon. Als er weg war, ließ Manuel einen erleichterten seufzer ab. "Stressig." Die Frau lachte. "Irgendwelche Blutwünsche?" Ich horchte auf. "Nein, wir hatten schon. Morgen gerne irgendwas leckeres. Ganz egal." Manuel nahm mir meine Antwort gleich mit ab. Ich hätte am liebsten Tier gehabt. Auch wenn ich schon oft Mensch getrunken hatte, neigte ich es noch am meisten ab von allen.

(...)

Wir hatten ein großes Zimmer für uns Zwei. Es war wunderschön. Die Fenster waren abgedunkelt. Es wurde uns versichert, das kein Strahl der Sonne auf uns scheinen kann. "Ein Bett", freute ich mich und ließ mich auf es fallen. Die Matratze war weich und ich versank in den Kissen aus roter Seide. "Wie gemütlich", seufzte ich zufrieden und drehte meinen Kopf zu Manuel, der neben dem Bett stand und etwas traurig dreinblickte. "Ich hätte lieber einen Sarg." Er setzte sich an die Kante des Bettes. Ich selbst richtete mich auf und umarmte meinen Freund. "Aber in einem Sarg kann man nicht so gut bestimmte Dinge tun", raunte ich in sein Ohr und küsste sachte unter es. Manuel schnaubte auf. "Du meinst bumsen?"
Wegen seiner direktheit musste ich lachen. "Ja, das meine ich, um genau zu sein." Manuel kicherte und lehnte sich gegen meinen Körper. "Liebend gerne, mein Schatz."
Wir küssten uns und fingen an unsere, von der Reise verdreckte Kleidung, abzulegen.

Der Augenblick mit Manuel war wunderschön. Innig, voller Liebe. Gleichzeitig war Manuel so dominant wie nie. Erst am Ende, als er mich abschließend küsste, sagte er, wie sehr er mich liebte und wie sehr er sich keine Nacht mehr ohne mich wünschte.

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