In der nächsten Nacht wurde ich von Manuel geweckt. Als ich ihn ansah, sah er mich mit glänzenden Augen an. "Mir gehts wieder besser. Es hat gewirkt. Hätte ich echt nicht gedacht." Er grinste und zeigte somit seine Zähne. "Wir können weiter." Er gab mir einen Kuss auf die Lippen, den ich nur verwirrt und etwas schlaftrunken erwiderte. "Ab nach Zabzre. Wir gucken, ob wir unterwegs etwas zu schlürfen finden." Manuel bot mir seine Hand an, um mir hoch zu helfen.
Wir flogen weit. Und die halbe Strecke über beschwerte ich mich über meinen Durst. Doch die Tiere waren wohl alle in den Ställen und Manuel wollte keinen Menschen trinken aus Angst, nochmal aufgehalten zu werden. Er wollte so schnell wie möglich nach Schloss Bran, zu dem Grafen, um mich zu heilen. Und zum Glück verlief die weite Reise nach Rumänien ohne weitere Zwischenfälle.
Wir schliefen jeden Tag in den verschiedensten Unterschlüpfen. Alte verlassene Gruften, eine alte Burgruine mit einem Keller, der leider leicht Unterwasser stand und wir deshalb aus Steinen, die aus der Mauer gebrochen waren, eine Erhöhung gebaut hatten, um dort zu schlafen.
Und nun war es soweit. Schon aus der Ferne erkannte man das Schloss des Grafen. Die Dächer waren mit Schnee bedeckt und gelblichtige Scheinwerfer bestrahlten das große Anwesen. "Die Menschen", seufzte Manuel. "Was?", fragte ich ihn. Wir kamen dem Schloss immer näher. "Seit Ewigkeiten wird das Schloss schon besichtigt für die Menschen. Zum Glück ist der Inhaber des Schlosses freundlich zu Vampiren." Ich schluckte. "Ein Mensch weiß bescheid?" Ich riss die Augen auf. "Nicht nur einer. Anders hätte der Graf sein Anwesen verlassen müssen. Dominic von Habsburg weiß bescheid und auch die Angestellten die Nachts im Schloss sind", erklärte er mir. In meinem Kopf entstanden tausend Fragen. "Und das wird geduldet?", fragte ich skeptisch, als wir vor dem Schloss landeten. "Ja." Er klapperte mit den Zähnen und sah empor. "Sonst wäre der Graf womöglich schon mit einem Pflock durchstoßen worden." Er sah mich an und grinste frech. "Ich hoffe, er hilft uns." Manu nahm meine Hand. "Patrick, ich weiß nicht was er machen wird. Wie dir geholfen wird. Ich will, dass du Gesund wirst, egal was kommt. Bitte, vergiss aber nicht deine Gefühle."
Eine Schneeflocke landete auf seiner Nasenspitze. Seine Augen glänzten im sanften Licht des Mondes. Seine Augen, die mich traurig ansahen. "Ich liebe dich. Ich vergesse meine Gefühle nicht. Warum so skeptisch?" Ich war unbeholfen und verunsichert. "Weil es Heilmethoden gibt, die einen verändern." Manuel senkte den Kopf. "Ich schaffe das schon." "Ich hoffe es", murmelte Manuel und nahm mich in den Arm. Der Schneefall wurde immer stärker. "Ich will einfach, das du so bleibst wie du bist. So wie ich dich liebe." Manuel hauchte diese Worte leise in mein Ohr.
Seine Angst vor dem, was kam, machte mir selbst auch Angst. Was passierte in den nächsten Nächten hier im Schloss Bran? Was würde der Graf machen und war Manuels Angst begründet? Würde ich nach der Heilung noch der selbe Patrick sein, wie vor ihr? Ich wünschte, dieser Blutrausch wäre nie passiert. Ich wünschte, ich wäre ein Mensch geblieben.
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Leben als Vampir
FanfictionZweiter Teil von meiner Geschichte "Der Vampir" Es lohnt, den ersten Teil vor diesem hier zu lesen. Patrick, der Junge, der sich in einen Vampir verliebt hat und somit viele Risiken eingegangen ist, ist nun selbst einer der blutsaugenden Wesen gewor...