Achtundzwanzigstes Kapitel

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Katherine

Mein Magen dreht sich protestierend um, aber ich halte das Würgen zurück. Mein Körper verkrampft sich, weil ich ihm die Erlösung verwehre. Nicht, dass ich überhaupt noch etwas in mir hätte, was ich erbrechen könnte.

Mein Kopf tut mir schon lange nicht mehr weh und die Übelkeit ist auch vorüber. Nachdem mich die Funken in den Jeep verladen haben, habe ich wieder angefangen, zu bluten. Aber die Schmerzen sind bald verebbt. Ich verstehe nicht, wieso sich Roscoe – der vor mir auf dem Fahrersitz hockt – derart aufregt.

„Es reicht doch, dass diese Cecilia glaubt, Katherine anzutreffen", brüllt er über den rohrenden Motor. Das unebene Feld lässt den Jeep immer wieder hüpfen und schüttelt mich unsanft durch. „Wieso muss sie in ihrem Zustand bitte mitkommen?"

„Kannst du etwas weniger schnell fahren?", ignoriert Willow seine Frage und presst einen Verband auf meine aufgeplatzte Wunde am Bein. „Sonst blutet Katherine aus, bevor wir überhaupt angekommen sind."

„Das habe ich dir ja gesagt!", schreit Roscoe aufgebraust, drosselt das Tempo aber nicht.

„Jetzt krieg dich wieder ein", entgegnet Ernesto schroff und ich höre das Klicken einer Waffe. Wieso musste er auch unbedingt als Beifahrer mitkommen? Das ewige Gezicke der beiden kann ich jetzt weniger denn je ertragen.

„Es geht schon", murmle ich, lasse meine Augen aber geschlossen.

„Hat sie was gesagt?", erkundigt sich Roscoe alarmiert.

„Dass ihr die Schnauze halten sollt, hat sie gesagt", antwortet Willow genervt. „Müsst ihr nicht noch irgendeinen Plan besprechen? Oder euren Atem für später aufheben?"

Wäre ich nicht absolut erschöpft, hätte ich ab Willows scharfer Zunge gelacht.

„Nein." Ernesto. „Jeder kennt seine Aufgabe."

„Na dann können wir ja alle schweigen", höre ich Willows rauchige Stimme. Tatsächlich bleibt es danach still.

Ich weiss nicht, wie lange wir über die ausgetrockneten Felder brausen, aber irgendwann und zur Freude meines Magens hält Roscoe an. Gleich darauf wird meine Tür aufgemacht und ich öffne langsam meine Augen.

„Aufwachen, Faulpelz", neckt Roscoe.

„Machst du Witze? Bei deiner Fahrweise kann ganz sicher niemand schlafen", antworte ich müde.

Während Roscoe und Willow mich zusammen aus der Rückbank hieven, halte ich mich unbeholfen an seinen starken Armen fest. Ich weiss nicht, ob ich Schmerz verspüre, aber Roscoes Blick wandert besorgt über mein Bein.

„Hast du noch sauberes Verbandszeug?", fragt er Willow. Diese schüttelt den Kopf.

Ich liege in Roscoes Armen und fühle mich dabei unglaublich schwer. In einem anderen Moment hätte ich seien Berührung wahrscheinlich genossen. Aber alles, woran ich nun denken darf, ist Noe. Ich muss nur solange wach bleiben, bis wir ihn zurück haben.

„Geht schon", flüstere ich. „Macht den Plan glaubwürdiger."

„Der Plan ist dämlich", schüttelt mein Träger den Kopf. „Versuch nicht, ihn als irgendwas anderes zu verkaufen."

„Der Plan ist nicht dämlich", schaltet sich da – natürlich – Ernesto ein. Die Autotür knallt mit einem viel zu lauten Knacken zu und ich zucke merklich zusammen. Seit ich bei den Funken bin, habe ich mich zu sehr an Ruhe gewöhnt, um das nicht zu tun.

„Wir liefern den einzigen Funken aus, der sich momentan nicht verteidigen kann", motzt Roscoe. „Was ist daran nicht dämlich?"

„Bist du sicher, dass es das ist, was dich stört? Nicht der Fakt, dass der Plan von mir kommt?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 26, 2019 ⏰

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