Achtzehntes Kapitel

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Roscoe

Wenigstens etwas kann mir Ernesto nicht wegnehmen. Und dank Kylem werde ich den Funken erneut etwas Gutes tun, ohne dass Ernesto was damit zu tun hat.

Ich habe die Schnauze voll von seinen Aktionen, die ja doch nie Früchte tragen. Wenn sie denn überhaupt einmal durchgeführt werden. Egal wie er sich rechtfertigt, es muss einen Grund geben, wieso unser Anführer so darauf beharrt, nichts gegen die Regierung zu unternehmen.

Und dann die Aktion vor einigen Tagen, als er mit Nathalia die Besorgungstour erledigt hat. Es ist absolut unmöglich, dass ein Dorf militärisch ungesichert ist. Nicht im Neuen Amerika. Das stinkt bis zum Himmel. Seine unvorsichtige Ader wird uns alle noch erledigen.

„Kannst du nicht wenigstens mir sagen, wer dein Bekannter ist'", reisst mich Nathalia lächelnd aus den Gedanken. „Ich erzähl das schon niemandem."

„Nein", entschuldige ich mich schnell, behalte meinen Blick dabei auf der Strasse. Der Weg zu Kylems Versteck ist nicht gerade einfach zu finden, weshalb ich mich besonders konzentrieren muss. In weniger als zehn Minuten werden wir planmässig bei seiner Station ankommen. Ich bin nur froh, dass wir dazu die Stadt nicht durchqueren müssen.

Da die Scheinwerfer des Jeeps ausgeschaltet sind, sehe ich kaum was. Die Nacht ist so stockdunkel, dass die Strasse kaum vom Feld unterschieden werden kann. Für die sternenlose Nacht sind die dicken Wolken am Himmel verantwortlich, die seit heute Mittag da oben hangen. Meiner Meinung nach können sie gerne noch länger bleiben und bei der Gelegenheit gleich ein bisschen Wasser runterlassen.

„Treffen wir deinen mysteriösen Bekannten nicht sowieso gleich?", fragt Nathalia aufmerksam.

„Nein", erwidere ich erneut. „Er ist nie da, wenn ich seine Pakete abhole."

„Das ist so aufregend", freut sie sich. „Wieso hast du mich noch nie mitgenommen?"

„Ehrlich gesagt weiss ich das auch nicht", grinse ich und lege ihr für einen Moment meine Hand auf den Oberschenkel. Von meiner Wut auf Ernesto kann mich Nathalia als Einzige wenigstens ein bisschen ablenken.

„Dann ist ja gut, dass wir das jetzt ändern", meint sie fröhlich, woraufhin ich nicke.

Im nächsten Moment fahren wir in einen kleinen Wald, der schnell so dicht wird, dass Äste bis in den Weg hinunterhängen.

„Hol die Taschenlampe heraus", weise ich meine Begleiterin an. „Dann öffne das Fenster und leuchte den Weg."

Da die Scheinwerfer zu stark sind, habe ich schnell eine Alternative gebraucht. Unbedingt vermeiden will ich, dass man die krassen Lichter bis zu den Häusern in der Nähe erspäht.

Nach weiteren fünf Minuten, in denen Nathalia waghalsig aus dem Fenster lehnt, sodass ich ihr pralles Gesäss bestaunen kann, kommen wir endlich an. Bevor sie wieder in den Wagen steigen kann, gebe ich ihr grinsend einen Klapps auf ihren Po.

„Hey", lacht sie spielerisch und lässt sich auf ihren Sitz nieder. Ich beisse mir auf die Unterlippe.

„War zu verlockend", entschuldige ich mich halbherzig und steige dann aus dem Truck aus. Mit meiner eigenen kleinen Taschenlampe suche ich den Baumstrunk, den Kylem das erste Mal als Versteck ausgesucht hat. Hinter mir höre ich Nathalias Füsse über den Boden rascheln. Ich will hier so schnell es geht wieder verschwinden.

„Wieso erlaubt dir Ernesto diese Trips eigentlich?", fragt Nathalia leise. „Hat er nichts dagegen, dass er deinen Bekannten nicht kennt?"

„Doch, natürlich hat er das. Aber er braucht die Nahrungspakete. Und ich werde meinen Kumpel niemals verraten."

Fehlerhaft - Bist du das Leben wert?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt