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TAEHYUNG;
Ein äußerst mulmiges Gefühl begleitet mich die Treppen herunter, nachdem es geklingelt hat. Es muss Namjoon sein und genau dieser Fakt lässt mich gar leicht zittrig werden. Gestern habe wir uns nicht mehr geschrieben und somit ist der letzte Kontakt zwischen uns gut zwölf Stunden her.
Mit klopfendem Herzen lege ich meine Hand an die Klinke. Er ist rund anderthalb Stunden zu spät und vor ein paar Minuten dachte ich noch, er würde gar nicht mehr erscheinen. Als ich dann die Tür öffne, steht tatsächlich Namjoon und nicht der Postbote wie zuvor vor mir. Ein wenig erleichtert, dass er nun doch da ist, lächle ich zurückhaltend und bitte ihn herein.
Obwohl ich es gestern noch kaum erwarten konnte, ihn wiederzusehen, hält sich meine Freunde in Grenzen. Es ist ganz klar, dass irgendetwas nicht stimmt, was mich beinahe die halbe Nacht wach hielt.
Wie genau ich das anspreche, weiß ich noch nicht. ,,Komm mit in mein Zimmer. Da haben wir unsere Ruhe", fordere ich den Größeren auf, welcher mir daraufhin stumm folgt. Es ist mir unangenehm, ihn so still hinter meinem Rücken zu haben. Allerdings sind es nur wenige Sekunden, die dieser Zustand andauert.
Krampfhaft suche ich nach einem Gesprächsthema, doch bis ich die Tür meines Zimmers schließe, fällt mir nichts ein. ,,Warst du gestern noch bei Seoyong und Jonghun?", frage ich interessiert nach, woraufhin er nickt. Er lässt sich entspannt auf mein Bett fallen und betrachtet mich von dort aus.
,,Ich habe bei ihnen übernachtet. Du weißt schon - wegen des Autos." Verstehend nicke ich und presse meine Lippen zu einer schmalen Linie aufeinander. Wortlos lasse ich mich auf meinen Schreibtischstuhl nieder, gut zwei Meter von ihm entfernt.
Momentan ist die Atmosphäre zu angespannt, als dass ich mich in seiner Nähe wohlfühlen könnte. Dabei treten nach einer Weile Erinnerungen auf, was das erste und bisher letzte Mal passiert ist, als wir uns in meinem Zimmer befanden. Vermutlich werde ich gerade genau so rot wie die mittlerweile heraus gewaschene Farbe meiner Haare.
Bevor Namjoon potenziell meine Gesichtsfarbe ansprechen könnte, fange ich erneut an, zu reden. ,,Wir müssen nochmal klären, wann wir den Res-" Ich werde unterbrochen.
,,Es ist ein Brief von Jungkook angekommen."
Sofort halte ich in meiner Bewegung inne. Beinahe glaube ich, mich verhört zu haben. Gerade suche ich nach den passenden Worten, da haut er mich auch schon mit dem nächsten Satz um: ,,Und die Beerdigung ist übermorgen."
Wieder einmal begrüßt mich diese unglaubliche Leere, die mich Grausames spüren lässt - beziehungsweise nichts. Willkommen in der eiskalten Realität, Taehyung. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass Letzteres auf mich, auf uns zukommt, sobald wir aus Japan zurück sind - aber ich hatte es nicht so schmerzhaft erwartet.
