FIFTY FOUR | THE FUNERAL

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TAEHYUNG;

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TAEHYUNG;

Keineswegs bin ich bereit für diesen Tag.

Die Beerdigung Jungkooks steht an und schon jetzt sträube ich mich den ganzen Morgen davor, mich in Richtung Kirche zu begeben. In Begleitung meiner Eltern stehen wir vor besagtem Gebäude und machen uns auf den Weg ins Innere; zu Jungkooks Sarg, seiner Leiche.

Bei dem Gedanken daran, dass mein bester Freund dort tot vor mir liegt, wird mir flau im Magen. Am liebsten wäre ich auf der Stelle umgedreht, als ich wieder den Knoten in meiner Kehle spüre. Der Druck meiner Tränen ist so immens, dass ich glaube, ich würde bald wirklich anfangen zu weinen. Nur leider werde ich sie, zumindest noch, nicht los.

Ein schwarzes Meer an Trauernden erstreckt sich über die Kirchenbänke, welche die Atmosphäre in den Bann der Farbe ihrer Kleidung ziehen. Bedrückung macht sich augenblicklich in mir breit und sofort ist mir bewusst, dass dieses Gefühl den gesamten Tag lang nicht schwinden wird.

Anfangs hatte ich mich dagegen gewehrt, doch nun kann ich mein Augenpaar nicht mehr an dem hölzernen Sarg vorbei lenken. Unausweichlich stehe ich neben meinem Vater vor der Leiche meines besten Freundes und begreife noch immer nicht so recht, dass er nun wirklich ohne jeglichen Herzschlag, irgendeiner Bewegung darin liegen und friedlich seine Augen geschlossen haben soll.

Es ist so unwirklich, dass unsere Freundschaft so früh, auf solch eine Art und Weise endet und ich mich nicht ein Mal verabschieden konnte; wahrlich eine Tragödie.

Aber würde Jungkook wollen, dass ich mich nur an dieses schreckliche Ende erinnere? Sicherlich nicht. Stattdessen sollte ich umschwenken und anfangen, an all unsere Erlebnisse und schönsten Momente zu denken — nur leider lässt es das bedrückende Gefühl in meiner Brust auch nicht verschwinden; es wird nur noch stärker.

In all der Zeit, die ich nun recht sorglos mit Namjoon verbracht habe, hatte ich nicht einmal die Gelegenheit dazu, länger als zwei Minuten an Jungkook zu denken. Sein Cousin hat mich bisher immer gut abgelenkt und dabei bin ich mir nicht sicher, ob ich dafür dankbar sein sollte oder es genau das Falsche gewesen ist.

In ebendiesem Moment mache ich mir nach Langem mal wieder richtig Gedanken über Jungkook und seinen überraschenden Tod. Plötzlich schlägt mir mein schlechtes Gewissen auf den Magen. Ein unwohles Gefühl überkommt mich, als ich mich auf eine der Kirchenbänke in der zweiten Reihe setze und in meinen Gedanken verloren auf meinen Schoß starre.

Beinahe hätte ich nicht einmal mitbekommen, wie der Pastor eingetreten ist. Der Druck, der sich mittlerweile in meinem gesamten Oberkörper ausbreitet, ist beinahe unerträglich. Der Knoten in meinem Hals fühlt sich an, als würde er mir jeden Moment die Luftzufuhr abschnüren.

Vielleicht wäre das gar nicht mal so schlecht, dann wäre ich wenigstens bei Jungkook.

Meine Gliedmaßen fühlen sich taub und schwer an, als wäre ich nicht mehr dazu fähig, aufzustehen. Es scheint ebenso mein Bewusstsein zu befallen, denn alles zieht an mir vorbei, als würde diese Zeremonie nur wenige Sekunden andauern.

Wenige Sekunden, in denen man hier und da ein Schluchzen hört. Wenige Sekunden, in denen mein Blick zu Namjoon schweift. Wenige Sekunden, in denen sein Gesicht von Tränen überströmt ist.

Und mittendrin sitze ich, Jungkooks bester Freund, geistig nicht anwesend und ohne ein einziges Mal zu weinen. Als Außenstehender könnte man glatt denken, mir würde sein Tod nichts ausmachen, ich hätte keine Gefühle, wäre eiskalt, aber in Wahrheit geht mir diese Dreiviertelstunde intensiver unter die Haut als den meisten anderen.

Der Schmerz überwältigt mich so sehr, dass ich nicht einmal dazu fähig bin, diesen auch nur ein bisschen zu verarbeiten. Das einzige Ventil bleibt verschlossen.

Die Tränen schaffen es einfach nicht über meine Wangen und dieses Gefühl ist strafend genug. In mir tobt ein chaotischer Wind von Emotionen, die ich nicht mehr zuordnen kann. Es sind zu viele, als dass ich mit Worten erklären könnte, was ich fühle.

Mein Herz ist schwer wie Blei und zieht mich einen dunklen Abgrund hinunter, vor dem mich Namjoon bisher bewahrt hat. Jetzt, wo er offensichtlich nicht mehr so gut zu mir steht, holt mich das Gewicht ein und drängt mich erbarmungslos hinunter. Immer weiter, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Ohne jemanden, der mich am Boden auffängt.

Ich bin nun vollkommen allein.

Ein Gefühl, welches meinen Verstand in Dunkelheit taucht und in mir vollkommene Leere verursacht. Es gibt niemanden mehr, der mir diesen Schmerz erleichtert und das Yang zu meinem Yin darstellt.

Selbst mein eigener Körper, meine Tränen lassen mich im Stich und ersticken mich langsam und qualvoll von Innen. Der Strick der Schuldgefühle schnürt sich immer enger um meinen Hals, sodass ich kaum atmen kann. Etliche Fragen geistern in meinem Kopf umher und entziehen mich aus der Realität.

Gefangen in der eigenen Welt meiner Gedanken gibt es nichts mehr, was mich retten kann. Wie sollte ich mich auch vor etwas retten, was sich in mir befindet? Etwas, vor dem ich nicht weglaufen kann?

Jungkooks Tod aus dem Weg zu gehen, war bisher einfach. Auf sein Kommando bin ich einfach nach Japan gereist und habe all die schmerzhaften Ereignisse hinter mir gelassen, ohne daran zu denken, wie es sein würde, wenn ich erstmal wieder zurück zu Hause bin.

Hier in Korea tut Namjoon vielleicht genau dasselbe mit mir und seinen Gefühlen? Aber wie sollte ich ihn bloß zum Reden bekommen, wenn er genau diesem Thema stetig ausweicht?

Wahrscheinlich braucht er Zeit und ich hingegen Geduld. Während ich mit meinem eigenen Verstand und all den verschiedenen Emotionen zu kämpfen habe, kann er sich mit sich selbst auseinandersetzen, sodass wir hoffentlich bald wieder wie normale Menschen miteinander umgehen können, wie wir es in Japan auch getan haben.

Warum muss es jetzt nur so anders sein? Wovor haben wir Angst?

Alles, was ich noch spüren kann, ist ein reines Auf und Ab und der Einzige, der mir jetzt helfen könnte, liegt vor mir in einem Sarg, ohne den leisesten Herzschlag. Jungkook ist der Einzige, der mir in diesem Moment sagen könnte, was ich tun sollte und dass ich mich beruhigen muss, mir einen klaren Kopf verschaffen muss. Mit ihm war alles einfacher und schlichtweg besser.

Ständig habe ich ihn um Rat gefragt und ihm allesmögliche erzählt, meine Sorgen, meine Probleme. Warum hat er das nie getan? Warum ist es mir nie aufgefallen, dass immer nur ich über meine Gefühle gesprochen habe?

Man merkt erst, wie sehr man manche Menschen begehrt und braucht, wenn sie erst einmal verschwunden sind. Nur leider kann ich diesen verlorenen Menschen nicht so einfach wieder zurückholen. Lieber wäre es mir gewesen, wir hätten einen Streit gehabt. Eigentlich wäre mir alles lieber gewesen als das hier.

So vieles habe ich verloren. Meinen besten Freund, einen Seelenklempner, meine zweite Familie, meinen Safe Haven, meinen heimlichen Verehrer. Und dabei hätte Letzteres so manches verändern können, wenn er einfach ehrlich zu mir gewesen wäre.

Vielleicht wäre er dann noch hier.

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soo glad to be back! :))
(sogar mit bannern)

nebenbei bemerkt ist dieses buch bald schon ein ganzes jahr veröffentlicht und dabei bin ich noch längst nicht am ende!das vergangene jahr ging viel zu schnell herum :(

btw ich hoffe, das lesen hier noch ein paar. war ja recht lange on hold, oopsie :')

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