FIVE | I'M IN

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TAEHYUNG;

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TAEHYUNG;


Nachdem Namjoon aus dem Haus gestürmt ist, bleibe ich stumm am Tisch sitzen. Zurück bleibe ich mit so einigen ungeklärten Fragen. Neben dem Fakt, dass ich noch immer nicht weiß, was Namjoon für eine Rolle spielt, kann ich es nicht fassen, was mir Jungkook wohl alles verschwiegen hat. Ich wusste verdammt nochmal nicht, dass er offensichtlich schwul ist!

Dabei dachte ich immer, wir würden uns wirklich alles erzählen, aber anscheinend konnte er mir nicht einmal das anvertrauen. Bin ich ihm denn so ein schlechter Freund?

Immerhin verstehe ich jetzt, wieso er ständig den Gesprächen aus dem Weg gegangen ist, wenn wir über Frauen geredet haben; zumindest hat er nie so enthusiastisch über ein Mädchen gesprochen wie wir. Mehr und mehr Situationen spielen sich in meinem Kopf ab, die man mit seiner wahren Sexualität oder seinen schwerwiegenden Problemen begründen kann.

Wollte er deswegen nie auf Partys gehen? Sah er deswegen oft auf einmal so niedergeschlagen aus? Hat er deswegen so oft Treffen abgesagt?

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Fragen tun sich mir auf. Hoffentlich hat er sich bloß nie etwas angetan! Wie konnte ich überhaupt all diese Dinge nicht bemerken? Ich fühle mich miserabel, aber nicht nur psychisch, sondern auch physisch. Plötzlich wird mir schlecht.

Seoyong hat sich inzwischen wieder zu mir gesetzt und scheint erneut mit den Nerven fertig zu sein. Dieses Mal ist aber bestimmt Namjoon der Hauptgrund. Ich hingegen muss dringend an die frische Luft, denn so langsam geht mir hier drinnen der Sauerstoff aus.

Ein wenig neben der Spur stehe ich mit dem Zettel in der Hand auf und starre benommen auf die Glasplatte des Tisches. ,,Ich gehe mal eine Runde spazieren", murmle ich leise und warte gar nicht auf die Antwort von Jungkook's Mutter. Gedankenverloren steuere ich die Haustür an und laufe anfangs ohne Plan durch die Gegend.

Kurz darauf heftet sich mein Blick jedoch wieder an die Liste, die ich noch immer fest in meiner Hand halte. Suchend nach einer Beschäftigung gehe ich die einzelnen Punkte durch, doch zuerst führen mich meine Füße beinahe automatisch in den Wald. Als ich am Lieblingsplatz von Jungkook und mir ankomme, lasse ich mich kraftlos in die Mitte des aus Bäumen bestehenden Kreises fallen.

Die Liste ist in meinem Kopf schon längst wieder verdrängt und macht somit Platz für all die verwirrenden Gedanken, die sich einfach nicht erklären wollen. Mein bester Freund bringt sich quasi mir nichts dir nichts in einer Nacht und Nebel Aktion um und lässt all seine Liebenden mit einer Million ungeklärter Fragen zurück.

Es ist so absurd, dass es sich einfach nicht real anfühlt. Bis jetzt sind drei Tage vergangen und ich habe nicht auch nur eine Sekunde lang, diese Situation begreifen können. Objektiv gesehen hatte er ein ausgesprochen tolles Leben, an welchem ich nichts auszusetzen hätte. Seine Eltern führen eine makellose Ehe, sie hatten noch nie mir bekannte finanzielle Probleme, er hatte ein Dach über dem Kopf und genug zu Essen.

Die Grundlagen scheinen mir doch genug für ein angenehmes Leben zu sein, aber anscheindend bin ich der einzige von uns Zweien, der das so sieht. Mir will einfach beim besten Willen nicht einfallen, wieso er das getan hat. Und diese Tatsache wurmt mich so ehr, dass es zum Verrücktwerden ist! Aufgrund dieses unkontrollierbaren Chaos in meinem Kopf, kann ich mich auf nichts fokussieren und es nervt mich total, dass ich so unwissend darstehe.

Dabei kann ich ihm nicht einmal dafür die Schuld geben! Er war verdammt nochmal krank und dabei fühle ich mich nun schuldig, dass ich nichts bemerkt habe. Mir fallen plötzlich tausend Dinge ein, die ich hätte besser machen können und die ihm geholfen hätten. Ein minutenlanges Szenario einer alternativen Realität, in der Jungkook geheilt und quicklebendig ist, zieht sich durch meinen Kopf und es tut beinahe schon weh.

Der Schmerz in meiner Brust wird ebenso unerträglicher und der Druck der Tränen, die rauskommen möchten, aber es einfach nicht tun, macht mich auf einmal so aggressiv. Plötzlich werde ich so wütend, dass ich am liebsten jemanden schlagen würde. Wutentbrannt stehe ich auf und schreie los. Wild um mich schlagend schließe ich die Augen und versuche irgendwie diesen riesigen emotionalen Druck von mir zu schütteln, aber nichts scheint mich vollends zu befriedigen.

Plötzlich laufe ich gegen etwas, aber an der weichen Textur des Objektes, weiß ich, dass es kein Baum ist. Bevor ich überlegen kann, schlage ich aus Angst und Wut einmal kräftig zu und hoffe, dass es kein Bär oder so etwas ist; neben dem Fakt, dass es keine in diesem Wald gibt und es sich auch nicht nach Fell angefühlt hat. Eher nach Stoff..

Nachdem ich ein paar Schritte nach hinten gegangen bin und einen lauten Aufschrei höre, durch den ich mich selbst derartig erschrecke, öffne ich meine Augen und erkenne doch tatsächlich- ,,Namjoon!?", rufe ich erschrocken und sehe, wie er sich über seinen Nasenrücken reibt. Unfähig, etwas zu tun, stehe ich erstmal mit meinen Händen vor dem Mund vor ihm und starre ihn mit weit aufgerissenen Augen an, während er sich stöhnend seine rote Nase reibt, um den Schmerz etwas zu lindern.

,,Oh man Namjoon das tut mir leid, ich konnte ja nicht wis-", entschuldige ich mich bei ihm, doch er hebt abwehrend die Hand. ,,Nein, nein! Alles gut, es ist gar nicht so schlimm, wie es aussieht. Du konntest nicht ahnen, dass ich hier aufkreuzen würde", versucht er mich etwas zu beruhigen und ich atme erleichtert aus.

Trotzdem besorgt musternd mustere ich ihn und er tut es mir dann auch gleich, als er die Hand von seiner Nase nimmt und mich anguckt. ,,Bist du dir sicher, dass es nicht so sehr wehgetan hat? Dein Schrei klang ziemlich schmerzerfüllt", necke ich ihn belustigt, woraufhin er lediglich auflachen kann und genau das Gegenteil behauptet. Unbeeindruckt hebe ich die Liste vom Boden auf, die ich einfach so achtlos liegen gelassen habe und kehre dann zu Namjoon zurück.

,,Ich glaube, das sollten wir kühlen", meine ich bestimmend, als ich ihn wieder erwische, wie er sich mit verzogenem Gesicht erneut den Nasenrücken reibt. ,,Nein, wirklich. Mir geht es gut, es ist nur ein bisschen rot. Erklär mir mal lieber, weshalb du so ausgetickt bist", wechselt er geschickt das Thema, welches mir im Nachhinein etwas sehr peinlich ist.

Leicht rotanlaufend lege ich meine Hand in den Nacken und sehe auf den Boden. ,,Na ja, irgendwie war ich auf einmal wütend und ich musste Dampf ablassen", erkläre ich kleinlaut und traue mich komischerweise nicht, in seine Augen zu gucken. Im Augenwinkel erkenne ich ein kurzes Nicken und merke seinen Blick zu dem Zettel in meiner Hand wandern.

,,Weißt du, ich habe dich gesucht. Seoyong hat mir gesagt, wo du womöglich bist", erklärt er und ich schaue überrascht zu ihm hoch. Natürlich ist es am wahrscheinlichsten, dass ich hier bin, aber warum sollte er mich gesucht haben? Als er weiterspricht, beantwortet er diese innerliche Frage auch gleich.

,,Nachdem ich abgezischt bin, habe ich mir noch einmal intensiv darüber Gedanken gemacht und es wäre nicht richtig, den letzten Wunsch Jungkook's zu ignorieren. Egal wie bescheuert die Punkte auch sein mögen, sie machen bestimmt viel Spaß", meint er reuevoll und nimmt mir die Liste aus der Hand. Überlegend sieht er sie sich an und geht von oben bis unten nochmal die Stichpunkte durch.

,,Was willst du denn als erstes machen?", fragt er mich aus dem Nichts und ich weite überrascht meine Augen. Ehrlich gesagt habe ich nicht erwartet, dass er die Liste wirklich mit mir abarbeiten will. Als ich ihm nicht antworte, fällt sein Blick auf mich. ,,Was? Glaubst du, ich lasse dich das allein machen? Road Trips machen doch nur zu zweit Spaß!", grinst er und plötzlich werde ich ganz euphorisch, obwohl ich ihn nicht einmal kenne.

Bis auf unseren Namen und dass wir mit Jungkook befreundet waren, wissen wir nichts über uns. Allerdings kann man das ja schnell ändern, denn so wie es scheint, werden wir in nächster Zeit genug Gelegenheit dazu haben.

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