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NAMJOON;
Warum ausgerechnet ich? Klar, ich bin sozusagen sein Partner und Taehyung kennt mich bis jetzt kaum, aber ausgerechnet ich soll ihm die Nägel lackieren? Ganz schlechte Idee.
Genau wie erwartet male ich bei jedem einzelnen seiner Finger ausnahmslos über, doch zum Glück unterbricht er mich, nachdem ich eine Hand fertig habe und holt Seoyong heran, die die Andere übernimmt.
Sie hingegen macht dies natürlich perfekt, aber wahrscheinlich hat sie auch schon tausend Mal mehr Erfahrung und Übung damit als ich blutiger Anfänger. Als meine Tante dann nach wenigen Minuten fertig ist, verbessert sie die andere Hand und wischt die überschüssige Farbe weg.
Grinsend hält Taehyung daraufhin seine Hände hoch und betrachtet sie stolz. „Etwas ungewohnt, aber cool! Ich hatte noch nie Nagellack drauf", lässt er uns wissen und schwenkt seine Hände im Licht des Badezimmers und bewundert den leicht schimmernden blauen Ton.
Seoyong lässt uns daraufhin amüsiert lächelnd allein, weshalb uns eine Zeit lang die Stille umgibt. „Hey, was hast du morgen vor?", frage ich ihn zu ihm heraufschauend, da er auf der Toilette sitzt und ich dementsprechend zwischen seinen Beinen knie. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, lege ich meine Hände sanft auf seine Oberschenkel, was von ihm nicht unentdeckt bleibt.
Er scheint kurz weggetreten zu sein, konzentriert sich dann jedoch wieder auf die Frage, die ich ihm gestellt habe. „Hmm, wir sollten vielleicht so langsam mal unseren Trip planen, findest du nicht?", schlägt er vor, worauf ich abwesend nicke und meinen eigenen Gedanken nachhänge.
„Wohin möchtest du überhaupt?", frage ich erstmal, da wir die Grundlegendste aller Fragen noch nicht ein Mal angesprochen haben. „Also ich persönlich finde Japan ganz gut. Nicht allzu weit weg und außerdem steht das auf Jungkookies Liste", erklärt er und es klingt für mich ziemlich gut.
Allerdings sollten wir den Rest wirklich morgen besprechen, da ich immer müder werde und sonst nur noch Schwachsinn rede. „Taehyung, es ist schon sehr spät und ich würde gerne schlafen gehen. Ist das okay?", frage ich ihn so vorsichtig wie möglich, damit ich nicht unhöflich herüberkomme und er mich nicht falsch versteht.
Stumm nickt er, doch macht keine Anstalten, aufzustehen. Als ich dies tun will, legt er schnell seine Hände auf meine, wodurch ich vorerst zwischen seinen Beinen hocken bleibe, obwohl es langsam echt anfängt, wehzutun.
Und dann haut Taehyung etwas heraus, dass ich schon wieder komplett verdrängt und verdrängt habe. „Du hast mir vorhin gar nicht auf meine Frage geantwortet, als ich dich nach deiner Sexualität gefragt habe", stellt er klar, was mich verlegen zu Boden blicken und spürbar nervös werden lässt. Wie soll ich ihm das denn jetzt erklären?
„Das stimmt", gebe ich zu und versuche weiterhin mir die chaotischen Wörter in meinem Kopf zurechtzulegen. „Aber das kann ich dir nicht so einfach erklären. Das hängt mit Amerika zusammen, aber halten wir erstmal fest, dass ich mir darüber noch nicht so ganz im Klaren bin", erkläre ich ihm so gut wie möglich und hoffe, dass er es dabei belässt.
„Danke, Namjoon. Ich will dich nicht in eine unangenehme Situation bringen, aber das hilft mir persönlich", meint er, weshalb ich anfangs etwas verwirrt, belasse es jedoch dabei, da meine Augen schon wirklich anfangen zu schmerzen.
„Gut. Verschieben wir das auf den Road Trip, da haben wir immerhin mehr als genug Zeit, uns richtig kennenzulernen", bringe ich ein, woraufhin er mir zustimmt und ich nun auch aufstehe und somit meine Hände unter seinen herauszuziehen.
Plötzlich werden diese so unangenehm kalt, dass ich sie beinahe wieder zurück unter seine gelegt hätte, doch ich halte mich zurück. Die Müdigkeit benebelt meine Sinne.
„Der Nagellack steht dir echt gut", komplementiere ich ihn, da auch besonders die Farbe super zu ihm passt. Taehyung wird dabei verlegen und traut sich nicht, mir in die Augen zu schauen. „Danke", erwidert er schüchtern und knetet seine Hände.
Lächelnd begleite ich ihn nach unten an die Tür und sehe ihm dabei zu, wie er sich seine Schuhe anzieht. Tatsächlich fallen mir in diesen wenigen Sekunden desöfteren die Augen zu, um sie daraufhin direkt wieder erschrocken aufzuschlagen.
So todmüde wie ich bin, bekomme ich die Realität fast nicht mehr mit, weshalb ich mich schlaftrunken von dem Treppengeländer stoße und einen Schritt auf Taehyung zu mache. „Gute Nacht. Komm gut nach Hause", verabschiede ich ihn mit flatternden Lidern, was er erwidert.
Wie von selbst lehne ich mich ein Stück zu ihm vor und lege meine Lippen sanft auf seine Wange, woraufhin ich mich auch wieder von ihm löse und ihm die Tür aufhalte. „Bis morgen", gähne ich und verabschiede den verdutzt aussehenden Taehyung in den angenehm warmen Sommerabend.
Zum Abschluss winke ich ihm noch zu, was er zögerlich erwidert und dann von der Auffahrt stolpert. Mit schmerzenden Augen schließe ich wieder die Tür und mache mich direkt in Richtung Gästezimmer.
Dort lasse ich mich erschöpft aufs Bett fallen, ohne mich noch groß umzuziehen. Gedanklich verarbeite ich den Tag und bin zufrieden mit dem, was wir alles geschafft haben. Mit einem Lächeln verabschiede ich mich beinahe ins Land der Träume, als ich daran denke, wie glücklich Seoyong und Jonghun für einen Moment beim Essen der Mochis aussahen.
Und dann noch Taehyung wie er stolz seine Nägel betrachtet hat und wie wir dann noch kurz geredet haben. Eine Sache lässt mich dann doch wieder hellwach hochschrecken. Habe ich ihn ernsthaft zum Abschied auf die Wange geküsst? Einfach so?
