31. Ins Feindgebiet

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Info für meine drei Leser: ich werde jetzt wohl drei Mal wöchentlich updaten (es sind noch einige Kapitel, die da noch kommen. Deswegen höhere Updategeschwindigkeit. Ich hoffe, ihr bleibt mir erhalten :)

Mit seinem Aerodactyl flog Julius Richtung Oliviana. Leider hatte er vergessen, dass nicht nur Johto über Luftabwehrmechanismen verfügte, sondern offenbar auch die unabhängige Stadt Oliviana.
Noch als er über den Dächern von Teak schwebte und gerade die Stadtgrenze überquerte, wurde er von Blitzschlägen und Flammenwerfern attackiert. Er war zur Landung gezwungen. Zwar konnte er nicht zuordnen, ob die Attacken von Oliviana oder vom General stammten.
Das Ergebnis war das gleiche; über den Luftweg war es nicht möglich, in die freie Stadt zu gelangen. Dem Verwilderten blieb nichts anderes übrig, als die Reise zu Fuß anzutreten.

Geschwächt und kraftlos von seiner Hungerkur kam er nur langsam voran. Der Weg führte durch unebenes und zerklüftetes Land nach Westen, was die Wanderung für Julius besonders anstrengend machte.
Nach Kriegsausbruch waren die Wege mit Absicht zerstört worden, um beiderseits eine Invasion zu verhindern. Der ehemalige Bürgermeister ist nie hier gewesen, denn durch die Pforte im Westen von Teak durfte niemand hindurch. Er verstand auch nicht, warum man den Durchgang nicht einfach verriegelte sondern stattdessen bewachen ließ.

Julius taumelte die ganze Nacht über rissige Felsen gen Westen. Pünktlich zum Sonnenaufgang konnte er das Bergland hinter sich lassen. Vor ihm erstreckte sich eine endlos scheinende Weite. Die Ebene wurde zur Haltung von Miltank, Tauros und Voltilamm genutzt, denn hinter sporadisch angebrachten Zäunen weideten diese in aller Ruhe.
Auf dieser Ebene konnte man leicht entdeckt werden. Das Gebiet war kahles Grasland. Kein einziger Baum erhob sich aus dem Erdboden. Allerdings gab es keine Soldaten. Weder Oliviana noch Johto interessierte sich für dieses Gebiet.
Da der Verwilderte nur die ungefähre Lage von Oliviana kannte, folgte er der Sonne nach Süden. Der Boden wurde allmählich sandig und die Luft roch von Tag zu Tag salziger. Julius kam dem Meer immer näher. Damit lag er auf dem richtigen Weg, denn Oliviana war ein Küstenstädtchen mit gut 7000 Einwohnern.

Nach einer halben Woche sah er in der Ferne das Glitzern des Meeres. Erfrischende Winde wehten ihm um die Nase. Das Klima war milder als in Teak; und das obwohl die beiden Städte nicht weit voneinander entfernt lagen.
Trotz neuer Motivation kam Julius kaum voran. Jeden Tag war er länger mit Essenssuche als mit Marschieren beschäftigt, denn auf dem kahlen Weideland wuchs nichts Verwertbares. Für ihn eröffnete sich ein Kampf ums Überleben.

Schließlich endete dieser Kampf, als er eine Bebauung am Meer erblickte; die Silhouette von Oliviana! Mit dem bisschen Geld, das er bei sich trug, würde er sich Essen kaufen. Hoffnungsvollen Schrittes lief er weiter. Endlich erreichte der junge Bürgermeister die Stadt. Im ersten Moment wusste er nicht, was ihn irritierte. Dann wurde es ihm bewusst; es gab keine Stadtmauer.
Keine Soldaten an den Eingängen, keine Personenkontrollen. Ihm konnte das nur recht sein, denn so wie er durch die Gegend lief, hätte man ihm gewiss keinen Zutritt gewährt.
Mit seinem Vollbart und den zwischenzeitlich noch längeren Haaren sah Julius aus wie ein Landstreifer, dessen Gesellschaft man meiden sollte.
Zumindest wäre das in Teak so gewesen. In Oliviana hingegen herrschte eine Freundlichkeit der Menschen ihm gegenüber; und das obwohl er ein Unbekannter war und so vergammelt aussah. Die meisten schienen sogar Mitleid mit ihm zu haben.
Die Stadt selbst war farbenfroh und bunt. Überall in den Straßen hingen Fahnen an den Wänden der grauen Gebäude und am Marktplatz boten Händler und Fischer ihre Waren an.

"Wenn das mal keine sind, die Cecilia gesehen haben könnten", hoffte er.
Seinen miesen teakischen Akzent musste er unbedingt ablegen, würde er sonst nur Hass auf sich ziehen. Ohne Scham fragte er bei jedem Verkäufer nach, ob dieser eine schwarzhaarige Frau Mitte 20 gesehen hatte.
Der dunkelblonde Kerl hoffte nur, dass Cecilia vielleicht irgendjemandem im Gedächtnis geblieben war. Immerhin war sie eine auffällige Schönheit. Aber natürlich konnte sich aufgrund der vielen Kundschaft niemand an jeden einzelnen erinnern.
Den letzten Händler, den Julius abklapperte, fragte er zu guter Letzt: "Wo finde ich hier das Verwaltungsgebäude?"
Der deutete mit einem Lauch in der Hand in eine Gasse: "300 Meter, dann is e rechts drinne."

Pokémon - Ruf der Heimat (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt