Im Schutz der Bäume trug Arkani sein Herrchen sowie dessen Begleiterin immer weiter die sanften Hügel hinauf. Im Gegensatz zu Tristan beschäftigten Elena die auf sie stattgefundenen Angriffe immer noch. Kanto wie Johto hatten es auf das Duo abgesehen.
"Aber warum verfolgt Kanto uns immer noch? Doch nicht wegen dem bisschen gestohlenen Zeug. Und wie haben die uns gefunden? Nach Borkia gabs doch auch keine Probleme", stöhnte Elena.
Fragen, auf die auch Tristan keine Antwort wusste und er deswegen schwieg.
Im Nachhinein wäre es dem Mädchen am liebsten gewesen, sie hätte nie Sachen von Kanto gestohlen. Kleidung inklusive Pelz, Schlafsack, Zelt; alles war vom feinsten und nagelneu. Aber ob es das wert war, dafür in ständiger Angst vor Flammensäulen leben zu müssen?Die Sonne ging unter. Mitten im Wald wies Tristan sein Pokémon an, stehen zu bleiben. So kümmerte er sich frühzeitig um ein Lagerfeuer und um die Essenszubereitung.
Trotz des Fisches zu Mittag äußerte er seinen Unmut: "Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich hab Hunger."
Wie man nur so viel fressen kann und immer noch so dürr ist, fragte sich Elena kopfschüttelnd.
Bevor die Nacht einbrach, löschte ihr Begleiter das Feuer und erläuterte sein Tun: "Nur um sicher zu gehen, dass weder die Johtolesen noch der Glurakmann uns findet."
Doch sollten alle seine Vorsichtsmaßnahmen umsonst sein. Hinter den Büschen raschelte es."Hallo Leute!", tönte es freundlich.
Tristan wandte sich um und kniff die Augen zusammen: "Jonas? Wo kommst du so spät noch her?"
Der Bürgermeister gesellte sich wie selbstverständlich zu den beiden: "Na, wo werde ich wohl gewesen sein? Ich hab euch gestern nicht gefunden. Bin dann raus aus Rosalia und hab mir ein zweites Pokémon gefangen. Schaut mal!" Er grinste breit. Aus dem Pokéball, welchen er hervorholte, kam ein kleiner Bär raus.
"Teddiursa!", rief das Pokémon fröhlich.
Elena klatschte sich die flache Hand auf die Stirn: "Du... Du hast 'n scheiß Teddiursa?"
"Ja, ich hab ein Teddiursa!", bestätigte Jonas und schwärmte: "Ist er nicht total süß? Seine Knopfaugen, sein Fell, total flauschig. Ich hab ihn gesehen, oh mein heiliges Lugia, er ist ja sowas von süß!"
Die Jugendliche verzog beide Augenbrauen: "Süß; na toll. Du weißt schon, dass du damit den Hass der Ursaring auf dich gezogen hast?"
Voller Entsetzen starrte Jonas auf das Mädchen, dann auf den Leutnant, der beipflichtend nickte: "Ist so. Ursaringmütter werden sehr aggressiv, wenn es um ihren Nachwuchs geht. Und da du gerade ein Junges von irgendeiner Mutter gestohlen hast... Naja... Sagen wir so; wir könnten Probleme bekommen."
Er erzählte dies in einem solch gleichgültigen Tonfall, als ginge es ihn überhaupt nichts an. Ebenso blieb Elena völlig ruhig und desinteressiert.
Jonas raufte sich die Haare: "Was? Ja und was soll ich jetzt machen?"
"Du hast dir grade deine Schmalzlocke ruiniert", spottete das Mädchen, als hätte der Bürgermeister keine anderen Probleme.
Tristan fragte zurück: "Wie? Was sollst du machen? Du kannst nur von hier verschwinden oder dich zerfleischen lassen."
"Das wird ja immer noch schlimmer!", rief Jonas aus und ließ seinen Kopf hängen.
Der junge Leutnant war genervt vom neuen Besucher: "Jetzt beruhige dich doch erstmal! Mit deiner Hysterie machst du ja den ganzen Wald nervös. Kein Wunder, wenn die Bären uns finden."
"Zur Not laufen wir halt weg", zuckte Elena mit den Schultern.
Mit glasigen Augen blickte der braunhaarige Bürgermeister in die Runde und fragte unter leichtem Schluchzen: "Dann muss ich mein Teddiursa nicht mehr hergeben?"
"Teddi?", gab das Pokémon von sich und blickte fragend auf seinen Besitzer.
Elena nickte; die Ursaring waren so oder so wütend auf ihn.
Da grinste der Bürgermeister über beide Ohren: "Wirklich? Ist das dein Ernst?"Ohne auf seine weitere, aus ihrer Sicht dumme, Frage einzugehen, fügte das Mädchen vorwurfsvoll an: "Ich hätt mich auch gefreut, wenn sich jemand für mein Dragonir so eingesetzt hätte. Im Kriegsrat zum Beispiel. Oder wenn ein gewisser Bürgermeister im letzten halben Jahr mal meine Begnadigung unterstützt hätt. Aber tja, das kann man wohl nicht erwarten."
Jonas Grinsen wich aus seinem Gesicht. Sein Blick richtete sich reuevoll auf den Boden: "Es tut mir leid, dass ich nichts für dich getan hab, Elena. Aber beim nächsten Mal, wenn ich dir irgendwie helfen kann, werde ich das tun. Versprochen."
"Man soll nichts versprechen, was man nicht halten kann", entgegnete das Mädchen und erhob sich vom Baumstamm.
Tristan schoss eine andere Frage in den Sinn: "Aber Jonas, hat man dir das nicht in der Schule beigebracht, dass man sich von Teddiursa fernhalten sollte? Ich mein, das lernt man doch in jeder Schule in ganz Johto."
"Ich...", begann der Ebenholzener und kaute auf seinen Lippen: "Ich... Ich hab das wohl irgendwie vergessen."
Jetzt schlug sich auch Tristan seine flache Hand auf die Stirn und schüttelte den Kopf: "Sowas vergisst man doch nicht. Hast du da geschlafen?"
"Ähm tja, wahrscheinlich", stammelte der stolze Teddiursatrainer, welcher seinen kleinen Bären auf den Arm nahm und nicht mehr los ließ.
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Pokémon - Ruf der Heimat (Band 1)
Fanfiction1753 in der Pokémonwelt: Seit vielen Jahren herrscht Krieg zwischen Johto und Kanto. Zu jener Zeit fällt Elena eine Entscheidung, die sie von ihrer Schwester trennt. Im Sinn hat sie dabei einzig die Sicherheit ihres Pokémons; ein Dratini, das sie vo...