In der prallen Sonne pflanzte Elena auf einer Lichtung neue Beeren an; das wohl dümmste Wetter für diese Arbeit. Die Jugendliche rieb sich die brennenden Schultern und beendete ihre Arbeit vorzeitig.
Sie wandte sich zu ihrem Pokémon und bat es um Hilfe: "Könntest du mir meine Pflanzen noch mit ´ner Aquaknarre bewässern, Drago?"
Dragonir, das im Schutz der schattigen Bäume ein Nickerchen gehalten hatte, richtete seinen schlaftrunkenen Blick auf seine Trainerin und gähnte. Es kam Elenas Bitte nach und schoss aus der Ferne einen Wasserstrahl auf das bearbeitete Erdreich.
Die Zielsicherheit ihres Pokémons erfreute sie: "Du hast´s echt drauf!"Die Jugendliche verkroch sich zurück in den Wald. Eine angenehme Kühle überkam ihre Haut. Noch geblendet von der Helligkeit entspannten sich endlich ihre Augen und Elena machte sich auf Pilzsuche.
Es schien ein entspannter Tag zu werden; wie so viele entspannte Tage zuvor.
Sie kniete gerade auf dem Boden und pflückte eine Hand voll Pilze, als sie in der Ferne das Traben eines Pokémons hörte.
Die Jugendliche fuhr hoch und blickte um sich. Sie konnte nur vermuten, von woher jenes Pokémon kommen würde. Hinter einem Baumstamm ging Elena in Deckung und beobachtete, wer hierher kam.In einem Abstand von gut zweihundert Metern konnte das Mädchen Arkani erkennen. Auf der Suche nach jemandem schnüffelte es vor sich hin. Tristan war hier. Was er ihr wohl zu sagen hatte?
Elena kam aus ihrem Versteck hervor und stapfte in Arkanis Richtung. Geheime Hoffnungen und Wünsche flammten in ihr auf; durfte sie etwa nach Hause?
Doch was das Mädchen aus der Ferne mit ansehen musste, ließ sie stocken.
Aus den Baumkronen fielen zwei schwarzgekleidete Männer hinunter und umzingelten Arkani mit ihren Pokémon. Entschlossen zog Tristan sein Schwert und eröffnete mit Flammenwurf den Angriff.
Smogmog, das zwei miteinander verbundene lilafarbige Köpfe hatte, die schweben konnten, spuckte eine giftige Rauchwolke aus. Ariados, eine rot-schwarz gestreifte Spinne mit lila-gelb gestreiften Beinen und Horn am Kopf, ließ sich vom Baum fallen und Bibor, ein Wespenpokémon, schwirrte umher. Danach versperrte der Smog die Sicht.
Einzig die Befehle dieser düsteren Männer waren noch zu hören: "Los, Giftstachel auf den Typen!"Mit offenen Mund starrte Elena auf die Szene. Tristan war in Gefahr. Sie zögerte keine Sekunde um dem jungen Mann zu helfen. Es war das Mindeste, das sie für ihn tun konnte.
Noch bevor die Ninjas weitere Angriffe ausführen konnten, befahl die junge Trainerin: "Setz Windhose ein, wir brauchen Sicht!"
Sofort wirbelte Dragonir den giftigen Qualm davon.
Das Mädchen nutzte die Gunst der Verblüffung und streckte die Ninjas mit einer Pokémonattacke nieder: "Und jetzt Donnerwelle auf die Feinde."
In einem Zug setzte Dragonir die beiden Ninjas und deren Pokémon unter Strom. Unfähig, sich zu bewegen, fielen sie zu Boden. Doch auch Tristan lag bei ihnen.
Das Mädchen sprintete zu dem jungen Leutnant in Sorge, was ihm fehlen würde: "Hab ich dich getroffen? Was ist mit dir?"
"Drago", warnte die Wasserschlange.
Elena warf einen Blick über ihre Schulter. Ariados richtete sich wieder auf und setzte zum Angriff an.
Sofort reagierte das Mädchen: "Dragonir, frier diese Idioten ein."
Sie wollte nicht unangenehm überrascht werden, während sie sich um Tristan kümmerte. Die Donnerwelle hatte ihn nicht paralysiert. Er hatte blutende Wunden, wo ihn der Giftstachel getroffen hatte.
"Er ist vergiftet! Verdammt. Halte durch. Ich kann dir helfen", flehte sie.
Das Mädchen erinnerte sich an den Naturkundeunterricht. Pirsifbeeren eigneten sich als Gegengift für jede Art von Pokémongift. Die heilsame Wirkung beschränkte sich nicht auf Pokémon, sondern halfen auch dem Menschen.
Beeren waren eins der drei Lebensmittel, die Elena zur Verfügung und immer bei sich hatte. Hektisch entleerte sie ihren Tascheninhalt und klaubte alle Pirsifbeeren vom Laub, die sie in ihrem Lebensmittelvorrat fand.
Zwar hatte sie nur drei Pirsifbeeren, aber das war besser als nichts. Elena drehte den auf seinem Bauch liegenden Tristan um und schob ihm die Beeren mit Gewalt in den Mund.
"Schluck, du musst sie schlucken!", schrie sie ihn an, als könnte er sie hören.
Der junge Mann konnte gar nichts mehr tun außer zu atmen. Das brachte Elena auf eine Idee; sie hielt ihm die Nase zu, sodass er durch den Mund atmen musste. Zuerst aber musste er die Beeren schlucken; ein Reflex, den er nicht unterdrücken konnte.
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Pokémon - Ruf der Heimat (Band 1)
Fanfiction1753 in der Pokémonwelt: Seit vielen Jahren herrscht Krieg zwischen Johto und Kanto. Zu jener Zeit fällt Elena eine Entscheidung, die sie von ihrer Schwester trennt. Im Sinn hat sie dabei einzig die Sicherheit ihres Pokémons; ein Dratini, das sie vo...