Genuss

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Es war heute schon das zweite Mal innerhalb einer Stunde, in denen ich seine Lippen fühlen durfte.

Auch diesmal war es Wahnsinn. Als würde ich ein Kissen mit Kirschgeschmack küssen.

Unsere Körper kamen sich sofort entgegen und passten aneinander, als wären sie dafür bestimmt.

Ich genoss das Gefühl seiner Hände in meinen Nacken und meinen Haaren. Seinen Druck gegen meinen Körper und das Prickeln auf den Lippen.

Dann löste er sich von mir und es fühlte sich an, als würde er einfach ein Band zerreißen oder einen Film an der spannendsten Stelle abschalten.

Wie angewurzelt stand ich da, komplett aus der Fassung. Seine Hände lagen nun an meinen Wangen, als er den Kopf drehte und sich nach Olive umsah.

„Das hat sie wohl geschockt. Sie ist weg. Wahrscheinlich macht sie eine Massen-SMS."

Grinsend drehte er sich wieder zu mir um. War das echt das Einzige, woran er gerade dachte?

Dann nahm er seine Hände weg und griff hinter mich zu seinem Helm, den er mir anschließend in die Hand drückte.

„Du sagtest ja, dass du es selbst kannst.", meinte er nur und setzte sich schonmal auf das Motorrad. Ich schnallte mir nach einigen Sekunden letztendlich den Helm auf und schwang mich hinter ihm auf das Motorrad.

Mein Gehirn wollte noch immer nicht realisieren, was gerade tatsächlich passiert war.

Etwas benommen, legte ich meine Arme um seine Taille und hielt mich fest. Die ganze Fahrt starrte ich auf seinen breiten Rücken und die blonden Haare, die vom Wind durchkämmt und verwuschelt wurden.

Mein Herz klopfte seltsam stark, sodass ich mein Blut in meinen Ohren pulsieren hörte. Nicht mal der Fahrtwind konnte mir einen kühlen Kopf bescheren.

Als wir die Schule erreichten und er als erster abstieg, sah er mich erstaunt an.

„Diesmal hast du dein Gesicht nicht in meinen Rücken gepresst.", bemerkte er fast schon beeindruckt und half mir runter.

„Ja, keine Ahnung. Ich war abgelenkt von deinen zehn Litern Parfüm.", piesackte ich ihn und warf ihm einen selbstgerechten Blick zu.

„Komisch, dass du's auf der Hinfahrt noch nicht gemerkt hast.", konterte er gelassen.

„Ich sollte jetzt echt zurück in den Unterricht." kündigte ich nach einer Weile der Stille an und legte den Helm auf das Motorrad, bevor ich loslief.

Die ersten paar Meter kam ich ungeschoren davon, bis ich ihn hinter mir nochmal meinen Namen rufen hörte.

„Hey Mona, warte noch kurz."

Erst überlegte ich einfach so zu tun, als hätte ich ihn nicht gehört, aber dann blieb ich doch stehen, ohne mich jedoch umzudrehen.

Er schloss hastig zu mir auf und wir liefen nebeneinander auf das Schulgelände.

„Vielleicht hast du es bereits gemerkt, aber ich provoziere gern - vor allem Cody.", begann er und ich sah ihn erwartend von der Seite an.

„Deshalb dachte ich mir, dass wir einfach weiter so tun, als ob wir was hätten. Ich glaube, das wird ein Riesenspaß. Was hälst du davon?"

„Was springt für mich raus?" Ich zog meine Augenbrauen hoch.

„Du darfst in den Genuss meiner Küsse kommen, plus, ich beschütze dich vor Cody's schlechten Anmachen."

Ich legte skeptisch den Kopf schief. Eigentlich gab es da gar nichts, das ich riskierte. Nur ein wenig Spaß.
„Wenn Cody sich dann von mir fern hält, bin ich dabei.", willigte ich ein.

Truth or KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt