Reh

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"Wie? Was? Ihr seid verwandt?"

Jetzt erst bemerkte ich den ähnlichen Haarton und Cherrys grüne Augen. Das einzige, was ihre von Kaylen's unterschied, war der gelbe Stich.

Sie sahen sich nicht krass ähnlich, aber wenn man es wusste, erkannte man die Ähnlichkeit. Auch zu Ryder. Sie alle hatten so einen bestimmten Typ.

"Warum habt ihr nicht den selben Nachnamen?", fragte ich immer noch perplex. Das war mir gerade zu viel Familie.

"Wir haben die selbe Mutter. Cherry wohnt bei ihrem Vater, deshalb trägt sie auch seinen Namen.", erklärte Kaylen und legte den Arm um sie. Ich wäre ja glatt eifersüchtig geworden, wenn ich nicht gewusst hätte, dass die beiden Halbgeschwister waren.

"Noch irgendwelche Verwandte, von denen du mir erzählen willst?"

"Nein, momentan nicht.", gab er trocken zurück.

Diese Schulwoche hatte ja schonmal gut angefangen.

"Aber wir sind vom Thema abgekommen. Wo waren wir?", brachte Kaylen mich halbwegs zurück in die Realität.

"Nicht wichtig. Ich wollte nur gerade Mona durchlassen." Cherry machte mir doch tatsächlich Platz, sodass ich an ihr vorbeigehen konnte.

Zögerlich tat ich das auch.

Kaylen hatte wohl eine beruhigende Wirkung auf sie. Einen guten Einfluss und sie sicher auch auf ihn. Aber ich war noch lange nicht mit ihm fertig.

Nachdem ich mich also durch die ersten Stunden geschält hatte, wartete ich vor der Cafeteria, um ihn abzufangen.

Als ich schon dachte, er käme nicht mehr, lief er ganz cool auf die Tür zu. Dazu musste ich einfach die Augen verdrehen. Ich drückte mich von der Wand ab und ging auf ihn zu.

Er bemerkte mich erst, als ich direkt vor ihm stand. Ein Grinsen umspielte seine Lippen.

"Es wird mal Zeit sich zu unterhalten.", stellte ich klar.

"Ich bin nicht mehr sauer auf dich, aber du jetzt wohl auf mich." Wissend zog er eine Augenbraue hoch.

"Stimmt. Zum Beispiel die Tatsache, dass du mich einfach allein gelassen hast und dich nicht mehr gemeldet hast. Keine Ahnung, wie das für dich ist, aber ich war noch nie so weit mit jemandem und für mich-"

"Halt mal kurz.", unterbrach er mich und ich ahnte schon Böses. "Wäre ich der erste Typ gewesen, mit dem du geschlafen hättest?"

Etwas verlegen biss ich mir auf die Lippe. Ob man mir ansah, dass das nicht alles war?

"Moment. Bin ich der einzige, den du jemals richtig geküsst hast?" Sein Gesicht wirkte ungläubig.

Ich räusperte mich peinlcih berührt. "Darum geht es jetzt nicht..."

"Doch natürlich geht es darum. Stell dir vor wir... nicht auszudenken, wenn... nein auf gar keinen Fall hätte ich das tun können. Dann.... oh Gott!" Kaylen schien ziemlich aus der Bahn geworfen. So hatte ich ihn ja noch nie erlebt.

"Könntest du bitte etwas weniger Drama darum machen... bitte?", fragte ich beinahe leise. "Sag mir lieber, warum du einfach gegangen bist."

"Weil ich Angst hatte, dass deine Eltern nach Hause kommen und uns sehen. Das wollte ich dir ersparen. Weiter nichts. Ich hatte echt nicht vor dich zu benutzen, okay?" Er schaute mir in die Augen wie ein trauriges Reh, dem man einfach Glauben schenken musste.

"Und warum hast du das nicht geschrieben?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte erwartungsvoll zu ihm auf.

"Weil mein familiärer Stand gerade ziemlich schlecht ist. Was glaubst du, warum Cherry so reagiert hat, als du mit unserer Mutter angefangen hast?"

Truth or KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt