Blondschopf

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„So und du spielst heute die stille Tomate oder was?", fragte ich Ayanna, als sie sich neben mich im Diner niederließ.

Bruce saß gegenüber und grinste immer noch verstohlen in sich hinein. Er beobachtete Ayanna, die einen hochroten Kopf hatte und die ganze Fahrt nichts gesagt hatte, was ihr gar nicht ähnlich sah.

Der Kellner brachte uns die Speisekarte und sie versteckte sich dahinter.

Reden schien sie wohl verlernt zu haben.

„Wolltest du mir nicht noch was erzählen?", fiel mir plötzlich ein und ich wandte mich an sie. Vielleicht wurde sie so lockerer.

Aber sie schaute mich nur verständnislos an und lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf die Karte.

„Entschuldigt mich kurz, ich müsste mal für große Jungs.", meldete sich Bruce zu Wort und stand auf.

Hatte ich mir das eingebildet oder hatte er mich gerade zugezwinkert?

Ayanna folgte ihm heimlich mit ihrem Blick, bis er verschwunden war, dann schien sie plötzlich ihre Stimme wiedergefunden zu haben.

„Hättest du nicht Bescheid sagen können, dass er mitkommt? Weiß du wie verdammt akward das für mich ist?", zischte sie.

„Was ist denn los? Hast du was gegen ihn?", fragte ich verständnislos. Meine besten Freunde sollten sich nicht hassen.

„Nein. Ganz im Gegenteil. Ich glaube, ich stehe auf ihn.", meinte sie und wurde noch roter, wenn das überhaupt ging.

„Seit wann das denn?" Irgendwie war das alles gerade komisch. Was hatte ich verpasst?

„Nachdem ich mit ihm auf der Party rumgemacht habe.", erklärte sie und tat so, als würde sie sich nicht zwischen gegrilltem oder paniertem Chicken entscheiden können.

Ohne es zu wollen, fing ich lauthals an zu lachen, sodass mich jeder im Restaurant ansah.

Jedoch juckte mich das wenig, denn die Situation war einfach nur so verrückt, dass es schon wieder lustig war.

„Warum lachst du?", wollte sie verwirrt wissen.

„Weil... weil das einfach lustig ist.", begründete ich schwach, aber naja, was sollte ich auch sagen?

„Aber wenn du auf ihn stehst, dann mach dich ran Tiger.", ermutigte ich sie, als ich mir die Tränen aus den Augen wischte.

Jetzt wirkte sie komplett durcheinander und starrte mich an, aber sie sprach nicht mehr aus, was sie noch hatte sagen wollen, denn Bruce kam zurück.

„War der Kellner schon hier?", fragte er beiläufig und sah uns beide an.

„Nein, aber... er kommt grade her.", antwortete ich mit einem Blick in Richtung Bar.

„Was nehmt ihr?" Für Bruce schien das Ganze normal, aber ich wusste, für Ayanna war es eine große Sache. Sie hatte ihren ersten Kuss nicht mit Cody gehabt und bereute es auch nicht.

„Ich glaube, ich nehme eine Zitronenminzlimonade und unsere stille Tomate nimmt wie immer Cola zero. Was ist mit dir?", antwortete ich für uns beide.

Der Kellner stand schon am Tisch und hatte eilig mitgeschrieben.

„Also ich hätte gerne ein Pilzbier bitte, danke."

„Und zu essen?", fragte der zierliche Kellner, der eher an einen kleinen Jungen und nicht an eine Bedienung erinnerte.

Seine dünne Statur und das schüchterne Auftreten wirkte leicht in sich hineingekehrt. Da passte er gut zu Ayanna heute.

Truth or KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt