Truth or Kiss

Aufmerksamkeit

„Eine große Tüte Butterpopcorn bitte und eine Cola.", bestellte Ryder an der Kasse und ich überlegte, ob ich Nachos nehmen sollte.

„Für mich bitte kleine Nachos mit extra Käsesoße.", sagte ich schließlich zu der Frau hinterm Tresen, als Ryder fertig war.

Ich wollte gerade mein Geld aus der Hülle meines Handys ziehen, als mir auffiel, dass da nichts drin war.

Verzweifelt suchte ich zwischen den Karten und Belegen, die noch darin aufgehoben waren. Nichts.

Die Farbe wich aus meinem Gesicht, als ich nun ohne Geld vor der wartenden Frau stand.

„Was ist los?", fragte mich Ryder skeptisch.

„Ich glaube, ich habe mein Notfallgeld bereits verprasst. In meiner Hülle ist kein Cent mehr." Hilfesuchend sah ich ihn an.

„Entspann dich."

Ryder stellte seine Snacks ab und zog seinen schwarzen Ledergeldbeutel aus der hinteren Hosentasche. Er reichte der Frau lächelnd das Geld und bedeutete mir ihm zu folgen.

„Danke. Dafür gebe ich dir auch mal was aus.", bot ich schon an. Irgendwie war mir das Ganze peinlich.

„Passt schon so. Schließlich bin ich der Typ oder?", meinte er nur und dann gingen wir in den großen dunklen Kinosaal.

Es lief bereits die Werbung, also tauchte der riesige Bildschirm den Raum in schwaches buntes Licht.

Eilig setzten wir uns auf unsere Plätze und ich naschte bereits von meinen Nachos.

*
Während des Films hatte ich nur entspannt im Kinosessel gesessen und meine Nachos gefuttert. Der Film war kaum gruselig, für meinen Geschmack. Bei den Jump-Scares musste ich nur lachen.

Als wir den Kinosaal wieder verließen hatte ich noch immer ein fettes Grinsen vor lauter Adrenalin im Gesicht.

„Also das hatte ich echt nicht erwartet.", fing Ryder an und schmiss unseren Müll weg. „Du warst genauso cool wie ich. Irgendwann wiederholen wir das mal mit einem noch gruseligeren Film."

„Ich ertrage alles.", kündigte ich an. „Außer solche ekelhaften Arzt-Experimente-Spritzen-Blut Dinger. Baahh da schüttelt es mich."

Nebeneinander laufend gingen wir zurück zu seinem Auto.

„Also hast du dir auch Saw nicht angeschaut?"

„Nein. Das ist nichts für mich.", erwiderte ich lächelnd.

„Wenigstens weiß ich jetzt, womit man dich quälen kann.", meinte er böse.

„Um fair zu sein. Womit kann man dich denn quälen?", fragte ich lauernd und zog die Augenbrauen hoch.

„Nicht mit Filmen. Aber dafür mit Spinnen. Ich hasse Spinnen.", antwortete er, als wir uns beide ins Auto fallen ließen.

„Also noch nie Spiderman gesehen?" Ich musste über diesen schlechten Kommentar sogar lachen, er aber schaute mich nur vorwurfsvoll an.

„Ha ha. Aber fürs Protokoll. Ich habs versucht, nur bei der einen Szene, als ihn die Spinne beißt, musste ich abschalten."

Mir tat der Bauch weh, als ich eine Minute später immer noch lachte. Irgendwann würde ich mal mit einer Vogelspinne in sein Zimmer platzen.

Um mich zu übertönen, drehte er das Radio auf und wippte im Takt von We own it mit. Gut gelaunt machte ich ebenfalls mit.

„Du hast die Filme hoffentlich gesehen?", wollte er wissen, als er das Radio nach dem Lied wieder runterdrehte.