Truth or Kiss

Gleichstand

Seinen Blick deutete ich auf keine gute Weise. Er schien eher sagen zu wollen: Respekt! 1 zu 0 für dich. Diesmal hast du ausgeteilt, aber sei bereit beim nächsten Mal einzustecken. Das ist noch nicht vorbei!

Krieg mit Kaylen hörte sich aber gar nicht gut an.

Selbst als ich nach einer erfrischenden Dusche ins Bett stieg, konnte ich nicht aufhören daran zu denken.

Verdammt, irgendwie hatte ich Angst vor dem, was er für mich plante und andererseits mochte ich es, dass er mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Gott, wie ich mich freute ihn morgen zu sehen. Hör auf Mona, das ist doch armselig!

Gernervt von mir selbst stöhnte ich und schloss die Augen.

Ich träumte von einem wütenden Kaylen, der mir vergab und mich küsste, weil er mich liebte.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schämte ich mich für mein seltsames Unterbewusstsein und auf der anderen Seite war ich traurig, dass es nicht die Realität war.

Mit gemischten Gefühlen machte ich mich für die Schule fertig. Fürs Frühstück schnappte ich mir nur kurz einen Muffin und verschwand aus der Haustür.

Heute nahm ich den Bus, wie fast eigentlich immer und war schon wieder am Ende mit den Nerven, als ich endlich ausstieg. Dieser muffige Geruch, der genervte Busfahrer und die ganzen schreienden, eng aneinander gedrückten Kinder, ich könnte ausrasten.

Nachdem der Tag mal wieder schlecht angefangen hatte, machte ich mich auf den Weg nach drinnen.

In der Aula kamen mir Ayanna und Bruce lächelnd entgegen.

"Hey!", rief meine beste Freundin und umarmte mich. Irgendwie hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass wir beide kaum mehr alleine Zeit miteinander verbrachten, seid sie Bruce hatte. Aber ich konnte es ihr nicht übel nehmen, schließlich freute ich mich ja für die beiden.

Bruce umarmte mich ebenfalls.

Leider fing dann der Unterricht an und wir quälten uns durch die Stunden bis zur Mittagspause.

Außer Freitags hatte ich immer Mittagsunterricht.

Es passierte nichts sonderlich Spannendes bis auf Mrs Goldbergs Meinung zum Treibhauseffekt. Warum bauen die Menschen denn auch so viele Glashäuser?

Wer hatte ihr eine Lehrerbescheinigung gegeben? Die brauchte dringend einen Nachhilfekurs in Erdkunde, bevor sie es unterrichtete.

Wie so oft passierten die interessantesten Dinge mittags in der Cafeteria.

Mit Bruce, Ayanna und Kaylen saß ich nun an einem Tisch und prüfte meinen Salat. Wenn ich da nochmal ein Haar fand, würde ich hier nichts mehr essen.

"Hi.", kam es plötzlich von gegenüber, wo Kaylen saß.

Ohne es zu wollen, blickte ich auf.

Eine schlanke Blondine setzte sich neben Kaylen auf einen Stuhl an unserem Tisch.

"Hallo alle zusammen. Ich bin Anna.", begrüßte sie uns. Nett schien sie wirklich zu sein, aber dumm wie Brot, dass merkte ich sofort.

Fast schon schadenfroh grinsend wandte ich mich erneut meinem ekelhaften Salat zu.

"Und? Hast du an meine Tipps zum schnellen Kopfrechnen ohne Taschenrechner gedacht? Die Zahlen in Teile zerlegen und alles mit allem multiplizieren? 17 • 19
gibt zum Beispiel 323."

Erschrocken sah ich sie erneut an. Sie lächelte Kaylen wie ein Engel an. Da hatte ich mich wohl geirrt.

"Ach ja, Anna ist meine Nachhilfelehrerin.", erklärte er uns. "Natürlich hab ich dran gedacht. Der Teil der Klausur ohne Taschenrechner lief auch gut.", wandte er sich wieder an sie.