Urteil

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Ein hochgewachsene Brünette mit Locken und strahlend blauen Augen tauchte hinter Kaylen auf.

Ihr Gesicht war beinahe engelsgleich. Die großen Augen und ewig langen Wimpern, die gerade recht große Stupsnase, die markante Lippenform, die einem Herzen glich und das rundliche Gesicht.

Als wäre das noch nicht genug hatte sie recht große Brüste, eine schmale Taille, die ihr Hüften rundlich betonte.

"Kaylen Ace Norris?"

Ace?

Mit erblasstem und geschocktem Gesicht drehte er sich zu ihr um. Sie grinste ihn an und umarmte ihn.

Etwas verwirrt beobachtete ich die beiden. Wer war sie?

"Ich kann es nicht glauben. Bist du's wirklich Nola?"

Mir gefror das Blut in den Adern. Das war Nola? Ich hatte mir sie etwas dünner und durchschnittlicher vorgestellt. Kaylen hatte zwar erzählt, dass sie hübsch war, aber ich dachte, weil er sie liebte, hatte er ein wenig übertrieben.

"Du siehst super aus.", sagte er lächelnd und musterte sie komplett. Die beiden ließen sich endlich los.

"Du auch. Aber hast du ja schon immer!", gab sie zwinkernd zurück. Na wunderbar. Ich glaube mir wird gleich schlecht!

"Was machst du denn hier?", fragte er. So hatte ich ihn ja noch nie gesehen. Als würde er aufblühen und vor Freude gleich tanzen. Als wäre er nicht der abweisende, insichgekehrte Bad boy, sondern der humorvolle, happy Sunny boy.

"Wir dürfen unsere Wohnung hier nicht länger behalten. Der Mieter will sie neu vermieten. In ein paar Wochen entscheiden wir, ob wir sie abgeben oder vielleicht wieder herziehen.", erklärte sie noch immer lächelnd.

Oh nein! Das wurde immer schlimmer.

Ihr Lächeln sah ehrlich aus, aber irgendwie mochte ich sie nicht. Klar, weil sie Kaylen so nahestand, aber auch mein Instinkt sagte mir, irgendwas an ihr war verdammt falsch.

Außerdem tat sie so, als wäre ich gar nicht da.

Leicht genervt beobachtete ich die beiden. Sollte ich mich langsam mal zu Wort melden?

"Wow. Ich hatte echt nicht mit dir gerechnet.", plapperte Kaylen weiter.

Hallo? Ich bin auch noch hier!

"Ich auch nicht mit dir. Meine Eltern und ich waren im Kino." Sie deutete hinter sich auf zwei etwas entfernt stehende Erwachsene mittleren Alters, die uns beobachteten.

"Ja, wir auch. Das ist Mona... eine Freundin." Ah ja, danke, dass du mich auch mal bemerkst.

Ich hob kurz die Mundwinkel, aber sagte gar nichts. Nola lächelte, aber ihr Blick sagte irgendetwas anderes aus.

"Nicht für Ungut, ich möchte eure dramatische Wiedervereinigung nicht unterbrechen, aber Kaylen, du musst mich noch nach Hause fahren.", meldete ich mich schließlich zu Wort. Mit der freundete ich mich nicht an.

"Gut okay. Nola wir sehen uns nochmal in Ordnung? Hast du noch die alte Nummer?"

"Ja, ruf mich an, wenn du Zeit hast.", meinte sie und umarmte ihn nochmal herzhaft, dabei sah sie jedoch mich an.

Danach stieg Kaylen endlich mit mir ins Auto und fuhr los, jedoch nicht ohne ihr nochmal nachzusehen oder auch um ihren perfekten Po zu begutachten.

Die Fahrt über blieb ich einfach komplett ruhig und fragte mich, was er mir eigentlich hatte sagen wollen, bevor sie uns unterbrochen hatte.

Als wir bei meinem Penthouse ankamen, nuschelte ich noch schnell ein Danke, bevor ich ausstieg und nach drinnen lief. Was für ein Scheißtag, mal wieder!

Truth or KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt