Vertraut

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Am Montagmorgen wollte ich eigentlich gar nicht aufstehen. Wozu auch? Das war eine emotionale Selbstmordaktion.

Aber meine Mum war wie immer gnadenlos und rüttelte mich, bis ich nicht mehr schlafen konnte.

Meine Angst verwandelte sich in Wut, also lief ich mit einem grimmigen Gesicht ins Badezimmer und machte mich für die Schule fertig.

Auch im Bus wollte die Nervosität einfach nicht schwinden. Es war wie vor einem Referat oder kurz bevor man in der Achterbahn den Berg hinabsaust.

Grausam. Wie eine Qual von innen raus.

Vor allem, weil die Nervosität sich mit Versagensängsten und Fluchtinstinkten mischte. Vielleicht würde mir ja Ayanna ein wenig Mut zusprechen.

Während ich im großen Flur auf sie wartete, fühlte ich mich seltsam beobachtet. Als könnten die anderen meine Gefühle riechen.

Folglich drückte ich sie erstmal fest an mich, als ich endlich ihr braunes Gesicht erblickte.

„Das Gespräch mit Kaylen?", fragte sie, da es seltsam war, dass ich sie so fest und so lange zur Begrüßung umarmte.
Sie kannte mich einfach zu gut.

„Mmm-hmm.", machte - nein wimmerte ich beinahe.

„Wo hast du vor ihn abzufangen?", hakte sie nach, nachdem wir uns endlich gelöst hatten.

„Nach der Schule auf dem Parkplatz. Ich weiß, dass seine Lehrerin montags gerne überzieht."

„Soll ich dich dann noch begleiten?"

„Ja, bitte.", kam es von mir wie aus der Pistole geschossen.

Der Tag streckte sich ewig lange, weil meine Gedanken ständig um das Gespräch kreisten. Ich hätte nie gedacht, dass es so unendlich viele Möglichkeiten für ein solches Szenario gab.

Obwohl ich wusste, dass ich sie nicht verwenden würde, weil ich, wenn es drauf ankam, sowieso immer alles über Bord warf, legte ich mir trotzdem ein paar Sätze zurecht die ich sagen wollte.

In jedem Fach, egal wie spannend oder einschläfernd, war ich mit den Gedanken ganz woanders.

Und doch am Ende des Tages, während ich mit Ayanna auf den Parkplatz zulief, wirkte es, als wären seit heute Morgen nur ein paar Minuten verstrichen.

„So, ab jetzt musst du das alleine durchziehen.", sagte Ayanna schließlich und mein Herz machte einen schmerzhaften Satz.

„Oh Gott." Unfreiwillig verabschiedete ich sie und blieb letztendlich alleine zurück.

Hey Kaylen, ich weiß, du willst mich nie mehr sehen, aber ich muss jetzt trotzdem mit dir reden!

Wie hatte ich mir das eigentlich gedacht?

Jetzt nicht wie ein Schwein schwitzen!

Zu spät.

So ein Mist. Konnte es noch schlimmer werden?

Ja, aber natürlich Mona! Nur Geduld.

Oh Mann, da kam er ja. Ich konnte seine Umrisse von Weitem erkennen.

Mein Herz setzte einen langen Schlag aus, als ich die Umrisse der Person neben ihm erkannte.

Nola!

Natürlich musste jetzt etwas Ungeplantes passieren.

Sie bemerkten mich nicht mal, so vertieft waren sie in ihr Gespräch. Erst als ich mich lautstark räusperte, blickte Kaylen ohne Ausdruck zu mir.

Truth or KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt