Ich sehe ihn fragend an. „Was willst du denn?" Er grinst mich amüsierend an und tippt mit seinem Zeigefinger auf seine Wange.
Ich starre ihn ungläubig an. „Einen Kuss?" Meine Stimme klingt unerwartet schrill. Warum weiß ich selber nicht.
Er nicht grinsend. „Oder traust du dich das etwa nicht?" Leicht provozierend sieht er mich an. Ich schnaube auf und kann im Augenwinkel sehen, wie sich Chris ein Lachen verbeißen muss. Idioten!
Ich klimpere auffällig mit meinen Wimpern und lächel zuckersüß. „Angst? Doch nicht vor dir!" Leicht lehne ich mich vor und drücke meine Lippen für Millisekunden auf seine Wange, um mich dann schnell wieder zurückzuziehen und von der Liege zu springen. Bloß raus aus dieser Irrenanstalt!
Hinter mir höre ich die beiden Ärzte lachen, als sie sehen, wie ich aus dem Zimmer stürme, doch das ist mir egal.
„Emma, warte.", ruft Chris mir hinterher, sodass ich ungeduldig stehenbleibe. „Was? Ich will hier endlich raus." Trotzig verschränke ich die Arme vor der Brust und hätte fast mit meinem Fuß auf den Boden gestampft, doch die Blöße wollte ich mir nicht geben.
„Ich muss noch schnell in mein Büro und meine Jacke holen.", meint mein Bruder, als er vor mir zum Stehen kommt. Grummelnd gehe ich ihm hinterher, Jayden ignorierend, der immer noch dümmlich grinst.
Als wir uns schließlich von Jayden verabschiedet haben- Chris hat mich dazu gezwungen- gehen wir in Richtung Ausgang. Ich kann es gar nicht erwarten, endlich zu Hause zu sein, denn 1. mein Magen knurrt schon seit gefühlten Stunden und 2. bin ich auf die Reaktion meiner Brüder gespannt.
Chris hat seinen Arm um mich gelegt, weswegen ich mich an ihn lehne. Am Auto angekommen, streicht er mir über den Kopf und nimmt meine Hand. Warum er das macht, weiß ich nicht, aber es tut gut, zu spüren das er da ist und es auch immer sein wird.
„Ich hab dich lieb.", platzt es aus mir heraus, als wir das Krankenhaus hinter uns lassen. „Ich dich auch, Mausi, mehr als du dir vorstellen kannst."
Zu Hause werden wir schon sehnsüchtig erwartet. Kaum stehe ich im Flur und ziehe meine Schuhe aus, stehen meine Brüder vor mir und beobachten jede meiner Bewegungen. Genervt verdrehe ich die Augen. „Hunger!", lautet das einzige Wort, welches ich jetzt aussprechen möchte und stürme in die Küche. Meine Brüder sehen aus, als ob sie gleich vor Spannung platzen würden, doch ich stelle tiefen entspannt den Teller in die Mikrowelle und warte hungrig auf meine Portion Spaghetti Bolognese.
Meine Brüder haben sich inzwischen an den Tisch gequetscht und flehen Chris an, endlich zu reden, doch der trinkt nur in Ruhe seinen Kaffee und genießt es, unsere Brüder zappeln zu lassen.
Die Mikrowelle piept, worauf ich den Teller vorsichtig herausnehme und mich ebenfalls an den Tisch setze. Schließlich kann es Florian nicht mehr aushalten und platzt mit einem „Wie ist es gelaufen?" heraus.
Ich schlucke die Spaghetti in meinem Mund herunter und spiele mit den restlichen auf meinem Teller. Ich halte den Blick gesenkt, als ich antworte:„Naja, so wie immer. Ich hatte Angst."
Ich schaue in bedrückte und mitfühlende Gesichter und zwinkere Chris unauffällig zu, der sofort in mein Spiel mit einsteigt.
„Es ist echt nicht einfach gewesen.", erzählt er weiter, da ich mir gerade eine Gabel voll in den Mund schiebe. „Sie hat so laut geschrieben, das wir sie mit zwei anderen festhalten mussten." Er sieht bedrückt in die Runde und zuckt mit den Schultern. „Anscheinend kann man da nichts machen."
Die anderen ziehen traurige Gesichter. Bis ich nicht mehr an mich halten kann und schreie:„It's a prank!"
Alle sehen mich ungläubig an, während Chris und ich in lautes Gelächter ausbrechen. „Eure Gesichter haha, die hättet ihr sehen müssen.", presse ich mühsam hervor und sehe, wie sich meine Brüder etwas entspannen.
Sie schauen anklagend zu Chris, der seine Hände hebt. „Ich habe nur mitgespielt.", verteidigt er sich.
Ich grinse in die Runde und frage, ob es noch Nachtisch gibt. Alle lachen. „Emmi Emmi, verfressen wie immer."
„Hey", empöre ich mich, „ich hab total lange nichts gegessen." Doch die anderen hören gar nicht auf mich, sondern lachen weiter.
Und so sitzen wir noch lange zusammen und lachen, fast so wie früher, mit dem Unterschied, das meine Eltern nicht mehr dabei sind.
Danke an alle, die immer noch dabei sind, die Lesenacht kommt, wenn sie zur Schule geht ☺️😏
Plappermaul :)
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10 Brüder? Der Horror! (Abgebrochen)
General FictionEmmas Leben ist zerstört. Ihre Eltern sterben und sie muss, ganz allein, mit ihren 10 Brüdern umziehen. Ein neues Leben beginnt mit vielen Problemen, aber auch Momenten, die sie zum Lächeln bringen. #174 in aktuelle Literatur; 25.02.18 #96 in aktuel...