Keine frohen Ostern

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Jetzt kommen die Kapitel, die mir schwer fallen 😪 aber es ist seitdem einige Zeit vergangen und vieles ist besser geworden.

Die Osterferien waren soweit dann auch echt schön. Zwar hatte es nicht geklappt, Kira und Jonas zusammenbringen. Aber es war trotzdem nett, wenn wir zusammen etwas machten. Und mich mit Niklas zu treffen sowieso. Einmal machten wir sogar was zu viert. Kira war ja eigentlich skeptisch wegen Niklas gewesen. Dass er es nicht ernst mit mir meinen könnte. Doch er wickelte sie um den Finger. Ich grinste dabei in mich hinein. Ja, darin ist er echt gut. Es war soweit alles okay. Außer den ständigen Streitereien meiner Eltern. Die bekam ich manchmal auch ab.

Wie angekündigt kam Luis dann zu Ostern. Ich hatte meinen Bruder seit Weihnachten nicht mehr gesehen. Er begrüßte mich ungewohnt freundlich, wo wir doch früher so oft gestritten hatten. Am Karsamstag gingen wir als Familie gemeinsam zum Osterfeuer der Nachbarschaft. Ich hätte mich lieber mit Niklas getroffen. Aber ich sah ein, dass ich auch Kompromisse eingehen musste. Luis und ich waren dann in einem Kreis mit anderen in unserem Alter. Wir kannten uns ja aus der Nachbarschaft. Luis trank Bier. Er geriet ins Schwärmen, als er erzählte, wie cool das alles in der Großstadt war. Zwischenzeitlich fiel dann in etwa dieser Satz von ihm: "Und die Leute sind da echt offener. Da ist es völlig egal, wer mit wem. Wenn da zwei Mädchen oder zwei Jungs Hand in Hand gehen, das stört da keinen. Habe auch einen schwulen Kumpel an der Uni. Alles echt locker." Ich tat beteiligungslos.

Als wir wieder zu Hause waren, fragte er mich: "Und, Treffer?"

"Was meinst du?", fragte ich meinen Bruder völlig irritiert.

"Ich habe durchaus bemerkt, wie du reagiert hast, als ich von meinem schwulen Kumpel erzählt habe."

"Nee, da war nichts."

"Du bist es auch, nicht wahr?"

"Hör auf damit, Luis."

"Ich hätte kein Problem damit."

Ich blieb erstmal still sitzen und sagte nichts. Ich weiß nicht, ob es an den paar Bier lag. Auf jeden Fall fing Luis dann an zu reden wie ein Wasserfall: "Ich verstehe ja, dass du Angst hast vor der Reaktion von Mum und Dad. Sie sind da echt spießig und verklemmt. Wir haben ja auch nie darüber gesprochen. Vielleicht hilft es dir ja, wenn ich dir erzähle, dass ich mal mit 14 oder so mit Paul von nebenan zusammen gewichst habe. Also jeder für sich. Es war schon geil irgendwie. Und doch habe ich mich total geschämt. Wegen Mum und Dad. Weil ich dachte, ich täte etwas total verbotenes. Ich bin zwar nicht schwul, aber es stößt mich auch nicht ab. Und jezt in der Stadt .... alles easy."

Ich starte Luis nur an. So offen hatte er selten, vielleicht auch nie, mit mir geredet. Über 4 Jahre Altersunterschied sind dann doch viel.

Ich nickte stumm. "Also ja?", fragte er mich nochmal. Ich nickte erneut. "Wie gesagt, keine Sache für mich", meinte er dann. Ich war ziemlich froh darüber. Wir redeten noch etwas weiter.

Ostersonntag saßen wir dann zusammen beim Frühstück. Ich wollte abends noch zu Niklas. Ich hatte ihm zu Ostern einen süßen Plüschhasen mit einem Herz zwischen den Pfoten  gekauft. Natürlich hatte ich gesagt, ich wolle mich mit Kira treffen. Trotzdem erlaubten es meine Eltern nicht. Ostern müsse im Kreis der Familie gefeiert werden. Ich schmollte. Meine Mum deutete wieder an, dass Kira und ich bestimmt zusammen seien. Und das ich ja noch nicht alles wüsste und so. Luis guckte sich das ganze an. Mit dem Abstand, den er nun hatte, musste ihm all das hier wie im Kloster vorkommen. Ich weiß nicht, was ihn geritten hat, als er ganz trocken sagte: "Eure Spießigkeit geht mir echt auf den Sack. Und wegen Kira braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Luca ist eh schwul." Meinen Eltern und mir blieb das Frühstück im Halse stecken. Ich hasste ihn in diesem Moment. Mein Dad wurde ärgerlich: "Spinnst du, Luis? Luca ist nicht pervers." Es gibt Momente, in denen man über sich hinauswächst. Das war so einer für mich. Ich war so wütend und das alles so leid. Hinzu kam der Mut der Verzweiflung. Mit brüchiger Stimme sagte ich dann; "Ich bin nicht pervers, sondern schwul." Meine Mum stieß einen spitzen Schrei aus. Mein Dad gab mir eine Ohrfeige. Er war zwar oft grimmig, aber geschlagen hatte er mich bisher noch nie. Den körperlichen Schmerz konnte ich ertragen, der seelische war viel schlimmer. Meine Mum weinte und ich ging heulend auf mein Zimmer und schloss mich ein. Ich hörte lautes Streiten. Auch dass mein Dad meine Mum anraunzte: "Das ist nur deine Schuld. Du hast ihn total verweichlicht."

Echt schlimm war das. Ich hätte Luis dafür töten können. Aber vielleicht wüssten sie es dann heute immer noch nicht. Und ich könnte jetzt nicht sagen, dass mich Niklas gleich abholen wird ❤Euch auch einen schönen Abend 🤗LG Luca ❤

GayheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt