,,Und sie hat gesagt, sie würde sich die Bücher ansehen."
Damit beendete ich meine Erzählung über Frau Blume an Liv, Henry und Mia.
,,Ich habe mich übrigens bezüglich der Bücher ein wenig schlau gemacht. Sie sind in Deutschland beliebt und bekannt. Die Autorin ist auch Deutsch, Kerstin Gier. Wir sollten irgendwann dringend herausfinden, wer das ist und wie sie von all dem weiß. Das sind immerhin deinen intimsten Gedanken, Liv, die sie da veröffentlicht. Hier in England sind sie aber eher unbekannt. Es gibt in den meisten Buchandlungen, wenn überhaupt nur zwei oder drei Exemplare und nur verhältnismäßig wenige haben sie gelesen. Das ist immerhin ein Vorteil.", sagte Mia daraufhin.
,,Also wenn diese Frau Blume die Bücher findet und die Zusammenhänge begreift, dann hat Arthur keine Hilfe mehr, oder?"
Henry sah mich fragend an.
Ich nickte.
,,So weit ich weiß, nein."
,,Super. Also gut, fassen wir jetzt mal zusammen, was wir wissen. Arthur lässt Leute aus bisher unbekannten Gründen einschlafen und sie fünf Wochen später wieder aufwachen. Dadurch will er irgendwie die Welt verbessern, was schon mal echt unglaubwürdig klingt. Es ist immerhin Arthur. Um all das zu tun, hat er einen neuen Träumer gebraucht. Aber was ist sein Plan?"
,,Ich habe keine Ahnung.", sagte Liv und auch Mia zuckte nur die Achseln.Völlig müde stieg ich in den Bus. Ich zeigte dem Fahrer meine Schülerkarte und hielt nach Ella Ausschau. Allerdings sah ich sie nirgendwo. Ich ging bis nach hinten durch, doch Ella war tatsächlich nicht da. Also setzte ich mich alleine auf einen Platz in der vorletzten Reihe. Glücklicherweise war unser Bus meistens relativ leer, so musste ich mit niemandem ein unangenehmes ,,Kann ich mich dahin setzten?" Gespräch anfangen. Es kamen doch deutlich mehr Leute aus anderen Stadtvierteln.
,,Äh hi.", sagte jemand neben mir. Ich sah auf. Es war Tom. ,,Kann ich mich zu dir setzten?"
Ich nahm meinen Schulranzen vom Platz neben mir und stellte ihn vor mich auf den Boden. So viel also zum Thema ,,Kann ich mich dahin setzten?" Gespräche. Ich grinste leicht
,,Klar.", sagte ich.
Tom setzte sich neben mich.
,,Was hat Ella eigentlich gestern die ganze Zeit in Deutsch gemacht? Frau Müller hat gewirkt, als würde sie gleich ausrasten."
,,Ach, sie hat ausgerechnet, wie viele Sekunden wir noch Frau Müller haben. Und dann mitgezählt. Jetzt müssten es 108.000 sein."
,,So viele?"
Tom sah mich entsetzt an.
Ich zuckte die Achseln.
,,Ja, leider."
,,Doch wo ist Ella eigentlich? Weil sie sitzt doch eigentlich sonst immer bei dir."
,,Wundert mich auch.", erwiederte ich. ,,Normalerweise schreibt sie mir, wenn sie krank ist. Aber naja. Vielleicht hat sie auch einfach verschlafen, so wie ich gestern. Habe ich eigentlich was wichtiges in Mathe verpasst?"
,,Ne, eigentlich nicht. Wir haben nur die Hausaufgaben verbesert, sonst nichts. Was wollte Frau Blume eigentlich noch von dir? Du solltest ja gestern nach der Stunde zu ihr kommen..."
Ich zögerte. Sollte ich ihm irgendeine Lüge erzählen? Aber was? Allerdings wäre jede Lüge wohl glaubwürdiger als die Wahrheit. Ich wollte Tom jedoch genau diese sagen. Ich wollte ihm vom Korridor, von den Schläfern und von Arthur erzählen. Irgendetwas an ihm sagte mir, dass ich im Vertrauen konnte. Ich wollte ihm jedenfalls vertrauen. Woher dieses absurde Gefühl kam, konnte ich nicht erkennen.
,,Es... Es ist eine sehr lange Geschichte. Ich erzähle es dir irgendwann, okay? Aber nicht jetzt, dafür reichen die zwei Minuten Busfahrt nicht mehr aus. Und so weit der Weg ins Dachgeschoss auch scheint, ist auch er nicht lange genug. Erinnere mich irgendwann gerne daran, dass ich dir das noch erzählen will. Nur für den Fall, dass ich das vergesse."
Ich sah ihn bittend an. Tom nickte.
,,Okay.", sagte er. ,,Ich erinnere dich daran."
Ich lächelte.
,,Super. Ähm, wie geht es deinem Selbstportrait?"
In Kunst zeichneten wir gerade Selbstportraits. Meines war schrecklich, aber das war keine Überraschung für mich.
,,Naja. Es sieht eher nach Dobby als nach mir aus.", sagte Tom grinsend.
In diesem Moment blieb der Bus an der Haltestelle unserer Schule stehen. Wir stiegen aus und der Bus fuhr weiter. An der Haltestelle wartete Michael, der mit dem Rad zur Schule fuhr, auf Tom. Gerade, als ich alleine zur Schule gehen wollte, kam ein anderer Bus an. Ich erkannte Lucy darin, also wartete ich kurz.
,,Hi.", sagte sie, als sie mich sah. ,,Wo ist Ella?"
,,Offenbar krank.", erwiederte ich. ,,Genaueres weiß ich auch nicht."
Gemeinsam gingen wir zur Schule und unterhielten uns dabei über belanglose Dinge, wie Selbstportraits.
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Silber- Das vierte Buch der Träume
FanfictionDiana Puckle ist ein verträumtes, 13-jähriges Mädchen. Seit sie die Silber-Trilogie gelesen hat, lässt sie von dem Wunsch, ihre Traumtür zu finden nicht mehr ab. Als dieser Wunsch jedoch in Erfüllung geht, muss sie feststellen, dass Arthur erneut se...