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Livs P.O.V.

Wo war sie denn jetzt hin? Diese Diana war wohl aufgewacht. Nachdem ein schrecklich schlechter Deutscher Schläger ertönt war. War das ihr Wecker gewesen? Ich wusste es nicht.
"Na, was war das denn für eine?", fragte Henry trocken. "Nun, sie wirke... interessant. Irgendwie.", erwiederte ich. "Ich meine, sie könnte durchaus nett sein. Ich weiß nur nicht, was sie will." Henry lag sich auf den Boden. Ich lag mich zu ihm. Wir starrten noch einige Zeit in den Himmel, dessen Farbe immer wieder aus Spaß veränderte. Er war violett, als er plötzlich verschwand.

"Grayson! Jetzt wach doch endlich mal auf!", rief Florence in das Zimmer meines Stiefbruders. "Meine Güte, in zehn Minuten musst du los zur Schule! Jetzt wach auf und beeile dich!" Aus Graysons Zimmer kam kein Laut. Ich verdrehte die Augen, während ich meinen Kaffee trank. Ich war heute auch spät dran. Aber immer noch früh genug. "Grayson. Es ist für uns beide peinlich, wenn du zu spät kommst! Jetzt mach endlich!" "Lass mich mal.", unterbrach Mia sie trocken und lief vermutlich an Florence vorbei in Graysons Zimmer. Kurz darauf hörte ich einen dumpfen Schlag. Mia drosch offenbar mit einem Kissen auf Grayson ein. "Der schläft echt fest.", rief sie. "Mia, lass mal gut sein." Ernest wohnte dem Spektakel jetzt auch bei. "Dad!", rief Florence. "Er wacht nicht auf." "Lass ihn schlafen, Florence. Und leg endlich das Kissen weg, Mia. Vielleicht ist er krank. Sag in der Schule doch bitte Bescheid, dass er heute nicht kommt, Florence. Und jetzt kommt runter und zieht euch Jacken an. Es regnet und wir fahren gleich los." Mia lief die Treppe hinab, Florence folgte ihr langsamer. Ich ging ebenfalls in den Flur und zog meine Schuhe an. Hoffentlich ging es Grayson bald wieder besser.

In der Mittagspause, als ich gerade meinen Nachtisch aß (Persephone redete dabei ununterbrochen auf mich ein und erzählte mir, was sie in den baldigen Osterferien vorhatte. Ich vergaß es sofort wieder), sah ich auf einmal Arthur. Mein Herz stand ein paar Sekunden still. Verdammt, ich musste hier verschwinden. "Und vielleicht kann ich Jasper dazu bringen, mich zu daten!", säuselte Persephone gerade. "Du weißt schon. Mit weiblichem Charme." Sie grinste. "Mhm, schön. Würdest du bitte mein Tablett mit abstellen?" Mit diesen Worten verschwand ich vom Tisch. Doch Arthur hatte mich schon gesehen. "Hi Liv.", sagte er, betont freundlich. "Wie geht es dir denn so? Wo ist denn dein lieber Stiefbruder?" Ich zog eine Augenbraue hoch. "Er ist krank.", antwortete ich, nicht ohne in aus den Augen zu lassen. "Er ist krank. Soso. Na dann. Schönen Tag noch Liv, und richte Grayson schöne Grüße aus." Arthur machte sich wieder auf den Weg zum Ausgang. "Was wollte der denn?", ertönte eine Stimme hinter mir. Henry. "Stimmt das, was Emily behauptet, dass Florence erzählt?" "Was behauptet Emily denn, dass Florence erzählt?", fragte ich zurück und stieß die Mensa Tür auf. "Gehen wir ein bisschen nach draußen?" "Klar." Henry beantwortete meine zweite Frage offenbar zuerst. Wir gingen auf den Schulhof, wo Jasper gerade mit ein paar anderen Jungs aus der Oberstufe versuchte, Mrs Lawrence mit herumliegendem Fallobst aus dem letzen Herbst zu bewerfen. Ein Junge traf gerade, woraufhin Mrs Lawrence sich wütend umdrehte. "Also.", begann Henry erneut und versuchte damit das wütende Geschimpfe von Mrs Lawrence zu ignorieren. "Stimmt es, dass Grayson komplett verschlafen hat?" Ich nickte. "Und gerade eben hat Arthur mich gefragt, wo er denn ist. Merkwürdig, oder? Vielleicht können wir ihn heute Nacht besuchen. Also Grayson, nicht Arthur."

Dianas P.O.V.

"Oh Mann.", sagte Ella. Wir saßen im Bus und unterhielten uns. "Dieser Schultag hat mich echt wahnsinnig gemacht. Ich hasse Frau Müller." Ich konnte das durchaus nachvollziehen. Frau Müller hatte Ella zwar, wieder erwarten, nicht durchgehend angemault, allerdings hatte sie sie die ganze Stunde über hartnäckig ignoriert. Zum Spaß hatte Ella ausprobiert zu Trinken, was Frau Müller jedoch sehr wohl wahrgenommen hatte und ziemlich sauer wurde. Auch nach der Trink Aktion hatte Frau Müller Ellas Meldungen nicht registriert. Doch sie merkte es sofort, wenn Ella etwas tat, was ihr nur ein kleines bisschen gegen den Strich ging. Sie hatte sich furchtbar aufgeregt, als Ella in ihrem Federmäppchen kurz nach einer Tintenpatrone für Sandra, deren Füller leer war, gesucht hatte. Wegen all dem durfte Ella jetzt einen Text aus dem Buch abschreiben. Dummerweise hatte sie schon wieder vergessen welchen.
In Mathe haben wir immerhin nur über die anstehende Klassenfahrt nach Oberstdorf gesprochen. Wir alle hatten die Augen verdreht, als wir erfuhren, dass außer unserem Mathe- und Klassenlerer, Herr Ruß, auch noch Frau Müller mitkommen würde. Und -weil wir ja so eine schreckliche Klasse waren- Frau Blume. In Geschichte und Englisch verlief alles normal. Außer, dass Frau Blume bei der Abfrage ungewöhnlich oft in Richtung Tom sah. Aber vermutlich, weil er die ganze Zeit mit Julius geredet hatte. Imnerhin hatte sie Ella nicht angeschaut, als wäre sie bekloppt. Vermutlich hatte Frau Müller über etwas völlig anderes gesprochen. Aber in Französisch hielt Frau Tua es offenbar für eine gute Idee, mal wieder Lesenoten zu machen. Und Ella schwor, jetzt eine 4 in Französisch zu haben.
"Und Frau Tua hasse ich auch.", fügte sie nun zu ihren Worten hinzu. "Aber warum muss gerade Frau Müller nach Oberstdorf mitfahren? Warum? Wäre Frau Tua, meinetwegen, nicht viel besser geeignet? Ich habe mich so auf eine Müller-freie-Woche gefreut! Aber Pustekuchen! Das ist so bescheuert!" "Gehe ihr einfach aus dem Weg. Und behalte sie im Auge. Sowas habe ich mal in einem Buch gelesen. Den Feind nie aus dem Augen lassen.", schlug ich ihr vor. Ella lachte bitter. "Ja, wird wohl echt toll.", sagte sie ironisch. "Ach komm. Was liest du gerade denn so?", versuchte ich sie auf ein anderes Thema zu bringen. Dann unterhielten wir uns über die Tribute von Panem und Alea Aquarius.

Silber- Das vierte Buch der TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt