Zögerlich legte ich meine Hand auf die Tür des Klassenzimmers. Ich war schon im Sekreteriat gewesen und habe gesagt, dass ich jetzt da war. Frau Bach hatte mich sofort wieder als eines der Mädchen mit dem schlafenden Jungen erkannt und die ganze Zeit etwas von ,,Schock" und ,,Schlaflosigkeit" gemurmelt. Sie hatte mir versichert, dass es nicht schlimm war, mal den Bus verpasst zu haben und dafür war ich ihr wirklich dankbar.
Ich atmete also tief durch und öffnete die Tür.
,,Ah Diana! Du ehrst nicht Remus Lupin?"
Carinas spöttische Stimme war das erste, was ich hörte. Ich sah aus den Augebwinkeln wie Ella ihr einen tödlichen Blick zu warf.
,,Tut mir leid, ich habe verschlafen.", sagte ich zu Herrn Ruß, der an der Tafel stand und die Gleichungen im Buch, die wir als Hausaufgaben aufhatten löste. Er nickte.
,,Okay, schreibt das ins Absebtenheft.", sagte er zu Katherina und Laura, die Absentenheftführer waren.
,,Was war los?", flüsterte Ella mir an meinem Platz zu.
,,Kompliziert. Ich habe verschlafen, der Traum war einfach verdammt... interessant. Ich erzähle es dir und Lucy in der Pause."In dieser standen wir wie immer in der Bibliothek. Reli und Englisch war beinahe unerträglich gewesen. Es ist absolut nichts passiert und die Stunden hatten sich ewig hingezogen.
,,Also, was ist passiert?"
Lucys hellbraune Augen funkelten mich interessiert an.
,,Ich habe gestern mit Ella Frau Blume gesehen. Sie hat eine Brosche verloren."
Ich zog diese aus meiner Hosentasche.
,,Schau. Jedenfalls, heute Nacht, als ich Liv und die anderen gesucht habe, bin ich an einer Tür vorbeigekommen. Es war genau die gleiche Blume darauf, wie auf der Brosche. Und dann ist Frau Blume aus dem Traum gegangen. Und sie hat sich -und das ist das interessante- mit Arthur getroffen. Sie steckt mit ihm unter einer Decke!"
Ella riss erstaunt die Augen auf und Lucy schaute nachdenklich.
,,Woher kennen sie sich?", fragte sie. ,,Also ich meine, das frage ich mich."
,,Ich habe keine Ahnung. Ich war ein Lufthauch und habe sie belauscht. Aber dann habe ich mich zu wenig konzentriert und die Tarnung war weg. Die sechste Stunde könnte unangenehm für mich werden."
,,Ach, das wird schon.", meinte Ella aufmunternd. ,,Freu dich lieber auf Frau Müller gleich. Gestern war sie mal wieder bei ihrem neuen Haus und hat sich mit meiner Mum unterhalten. Dabei hat sie auch leider gemerkt, dass es meine Mum ist. Beim Abendessen durfte ich mir dann anhören, dass ich mich doch bitte besser im Unterricht benehmen soll, bla bla bla. Ich weiß nicht, wie ich das in den nächsten Jahren aushalten soll!"
Es läutete und wie gingen über Frau Müller lästernd zu unserem Klassenzimmer, dass schon offen war. Frau Müller saß wartend neben ihrem Rollkoffer auf dem Stuhl am Lehrerpult.
,,Hast du nicht auch den Eindruck, dass sie zu mir schaut, als wolle sie sagen ,,Ella, ein Fehltritt und ich erzähle es deiner Mutter."?", fragte mich Ella, als die Stunde begann.
,,Um ehrlich zu sein, Nein. Ich achte gerade nicht darauf.", antwortete ich.
,,Was gibt's da zu reden, Diana, Ella? Hm?", fragte Frau Müller betont freundlich.
Ich schaute schnell auf mein Heft, doch Ella antwortete.
,,Wir gedenken den Opfern der Schlacht um Hogwarts.", sagte sie leicht herausfordernd.
Aus Carinas Ecke kam ein halb gelachtes ,,Pfft" und Frau Müller sah uns an, als wären wir nicht mehr ganz bei Troste.
,,Ja eh, da musst du nicht hier drinnen sein. Es steht dir frei, vor die Tür zu gehen."
Ella schien, als würde sie diese Option tatsächlich in Erwägung ziehen, blieb dann jedoch klugerweise im Klassenzimmer.
Bis zum Ende der vierten Stunde verhielt sie sich sogar außergewöhnlich still. Dann holte sie jedoch ihren Taschenrechner heraus.
,,Wie viele Schulwochen sind es noch zu den Sommerferien?", fragte sie mich erwartungsvoll. Ich zog mein Hausaufgabenheft aus meinem Schulranzen und sah nach.
,,Zehn. Wie kommst du darauf?"
,,Ach, ich rechne aus, wie lange wir noch Frau Müller haben.", sagte Ella und tippte eifrig etwas in ihren Rechner ein. ,,Also zehn mal vier, weil wir vier Stunden Deutsch in der Woche haben... Das dann mal 45 Minuten pro Stunde... 1800 Minuten noch! Das ist deprimierend! Und jetzt ist es halb zwölf, also nochmal 35 Minuten von heute dazu! 1835 Minuten! Das ist zu lang und viel zu viel!"
Gerade passierte der Sekundenzeiger auf der Uhr im Klassenzimmer die zwölf.
,,1834 Minuten.", murmelte Ella entmutigt.
,,Willst du vielleicht die Sekunden ausrechnen und dann die ganze Zeit abzählen?", fragte ich spöttisch.
,,Gute Idee! Also 1834... Nein 1833 mal 60... Das ist dann 109.980... Also noch plus zwanzig Sekunden... 110.000 Sekunden noch. 109.999... 109.998... 109.997... Ach Mist, der Sekundenzeiger geht schneller, als ich hundertneuntausendneunhundertsechsundneunzig sagen kann. Verdammt."
,,Kannst du mal einen Moment still sein? Jetzt schaut Frau Müller nämlich wirklich böse zu uns.", warf ich ein.
Ich schaute auf zu Frau Müller, die mich direkt ansah. Ich zog unwillkürlich einen Vergleich zu Mopsaugen, als ich ihre Augen genauer ansah. Fast musste ich anfangen zu lachen, da sah sie zum Glück schon wieder weg.
DU LIEST GERADE
Silber- Das vierte Buch der Träume
FanficDiana Puckle ist ein verträumtes, 13-jähriges Mädchen. Seit sie die Silber-Trilogie gelesen hat, lässt sie von dem Wunsch, ihre Traumtür zu finden nicht mehr ab. Als dieser Wunsch jedoch in Erfüllung geht, muss sie feststellen, dass Arthur erneut se...