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,,Dia. Ich habe dich gesucht.", hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um. Hinter mir stand Miranda und sah ziemlich blass aus. Wir hatten gerade Pause und ich wartete vor der Toilette auf Ella.
,,Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass du das mit den albernen Spitznamen lassen sollst, Miri. Was ist denn los?", antwortete ich meiner Schwester.
,,Mir ist schlecht und ich gehe nach Hause. Kannst du bitte Leila und Chiara nach der 6. Stunde fragen, was ich verpasst habe? Leila ist bei mir in Bio und Mathe und mit Chiara habe ich Latein. Wäre echt nett, du kennst sie ja."
Miranda wirkte wirklich krank. Ich nickte. Das einzige Gute an Motto-Mittwochen war, dass der Nachmittags Unterricht an diesen Tagen ausfiel. Wir hatten also alle paar Wochen kein Sport, was unsere Sportlehrerin, Frau Schwingborn, regelmäßig in den Wahnsinn trieb.
,,Klar, ich sage es dir dann zu Hause. Gute Besserung.", sagte ich. In diesem Moment kam Ella und Miranda ging.

Ich würde Miranda umbringen. Wir suchten jetzt schon mindestens zehn Minuten nach Leila und Chiara, aber die beiden waren wie vom Erdboden verschluckt. Und bald würde unser Bus fahren.
,,Vielleicht müssen sie nich die Tafel putzen.", mutmaßte Ella. ,,Wo können sie denn sein?"
In diesem Augenblick hörte ich Stimmen aus der Bücherei, die eigentlich heute geschlossen hatte, da die Bibliothekarin, Frau Meier, krank war. Es müssten ein paar Oberstüfler sein, da hatten manche Schlüssel, was für mich wie ein... Moment mal.
,,Sie sind sicher in der Bücherei. Dort haben wir noch nicht geschaut.", sagte ich erleichtert.
Tatsächlich waren Leila und Chiara in der Bücherei.
,,...geht es deinem Vater?", fragte Chiara gerade. Ich wollte sie schon unterbrechen, als ich Leilas Antwort hörte. Ich duckte mich hinter einem Bücherregal um unentdeckt zu bleiben und bedeutete Ella, es mir gleich zu tun. Allerdings besah sie sich allerdings ein Buch und achtete nicht auf mich.
,,Er schläft immer noch. Die Ärzte im Krankenhaus haben keine Erklärung. Und gestern wurde noch ein kleines Mädchen mit den selben Symptomen eingeliefert. Sie stehen alle vor einem Rätsel. Und egal was sie machen. Er schläft weiter."
Ella legte nun das Buch zur Seite und trat in das Sichtfeld der beiden.
,,7. Klässler. Raus hier. Du hast hier nichts zu suchen." Leila Ton hatte sich schlagartig geändert. Sie fauchte nun jedes ihrer Worte. Dabei hätte ich zu gerne Chiaras Antwort gehört.
Ich ging zu ihnen.
,,Warte.", sagte Chiara. ,,Das ist Mirandas Schwester. Hier, ich habe alles, was Herr Horneisen gesagt hat mitgeschrieben. Kannst du deiner Schwester geben."
,,In Bio haben wir einen Film angeschaut. Ich habe nicht aufgepasst. Und in Mathe haben wir irgendwas mit irgrndwelche Gleichungen gemacht. Richte ihr das von mir aus. Und dass sie das nächste Mal jemand anderes suchen soll, dem du die Zeit stielst. Und jetzt hau ab und lass uns. Tschau."
,,Danke Chiara. Und Danke Leila, für diese wundervolle Zusammenfassung. Schön kurz, nichts unnötiges. Und jetzt, auf Wiedersehen. Wie müssen unseren Bus erwischen. War aber echt nett mit euch." Ella lächelte besonders Leila nett an. Die Ironie in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Wir rannten los und bekamen gerade noch unseren Bus.

Zu Hause angekommen gab ich Miranda, die sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, den Zettel von Chiara und wiederholte die Zusammenfassung von Leila. Miranda lächelte gequält.
,,Das nächste Mal muss ich wohl jemand anderes fragen. Leila taugt bei sowas einfach zu nichts. Oh, und kleine Frage noch. Wer hat gewonnen?"
Ich brauchte einen Moment, bis ich merkte, dass sie den Motto-Mittwoch meinte.
,,Ach, die 5a, glaube ich. Mit 100%. Meine Klasse ist extrem sauer, weil wir durch Ella und mich von Fünftklässlern besiegt wurden."

Ich wälze mich unruhig im Bett hin und her. Ich konnte nicht einschlafen, weil mir so viele Dinge durch den Kopf schossen. Dabei waren Träume das einzige, was vielleicht irgendwas davon klären konnte.
Mit Leilas Vater wusste ich jetzt von drei Leuten, die nicht mehr aufwachten. Josefa, Grayson und er. Wozu würde das führen? Klar, ich las unglaublich gerne über sowas. Aber es war einfach merkwürdig, selbst in so einer Lage zu sein. Allerdings gefiel mir diese Sicht der Dinge. Angenommen, ich würde nur in einem Buch existieren. Was würde passieren? Vermutlich würden bald alle Leute, die ich kannte, einschlafen und Frau Müller würde sich als Bösewicht entpuppen. Oder alle würden aufwachen und das ganze stellt sich als unentdeckte Krankheit heraus. Vielleicht würde ich auch einfach nur aus einem Fiebertraum aufwachen.
Die Möglichkeiten waren endlos.

Silber- Das vierte Buch der TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt