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Es gibt schöne Tage. Tage, an denen man kein Deutsch hatte. Oder gar keine Schule. Aber es gibt leider auch schreckliche Tage. Tage, an denen man eine Doppelstunde Deutsch hatte. Tage, wie dieser Tag. Ich seufzte leise auf. Meine Motivation für Deutsch lag seit einiger Zeit irgendwo tief im Keller vergraben. "Diana Puckle!" Die Stimme meiner Deutschlehrerin Frau Müller riss mich aus meinen Gedanken. "Und?" Ich blickte verwirrt um mich, während ich mir meine langen, schwarzen Haare hinter die Ohren strich. Ich hatte heute früh mal wieder keine Zeit, sie mir zu einem Zopf zusammenzubinden gehabt. Alle anderen hatten ihr Buch aufgeschlagen und starrten mich nun an. "Seite 143/3", zischte mir meine beste Freundin Ella zu."Wir sollen die zwei Hauptsätze zu einem Satzt mit Nebensatz verbinden und die Nebensatzart bestimmen. Satz 3." Ich schlug mein Buch auf und suchte die richtige Aufgabe."Diana. Du träumst mir zu viel." Frau Müller blickte mich tadelnd an. "Träume...", murmelte ich. "Ein unerforschtes Gebiet der Wissenschaft. Sehr interessant." Das alles sagte ich lauter als beabsichtigt. Die Klasse lachte. Die Zwillinge Mia und Bianca grinsten exakt synchron und man sah Thomas deutlich an, dass er sich eine Bemerkung verkniff. Darin war er definitiv besser als Carina. "Du mit deinem Träume Tick.", sagte diese tolle, beliebte, in Wirklichkeit total blöde Streberin nämlich gerade. Ihr Zickenverein lachte höhnisch, Sandra am lautesten und schrillsten. Nur Lennart hatte wie immer nur mit gelangweilten Blick dagesessen und schien sich keinen Funken für das Gesprochene zu interessieren.
"Wir wollen nicht einen Vortrag über das Träumen von dir hören. Aufgabe 3. Bitte." Frau Müller blickte mich abwartend an. "Ähm... Also... Vielleicht so: Nachdem Johanna von der Schule nach Hause kam, aß sie etwas. Das äh... ist eine Temporal Adverbiale." Am Ende des Satztes ging meine Stimme merkwürdig nach oben, wie bei einer Frage. "Ja.", sagte Frau Müller nur trocken."So, nächster Satzt. Ella." Während Ella etwas von Bob, der im Freibad ausgerutscht ist sagte, versank ich wieder in Gedanken. Ja. Träume waren so ein Ding. Ich machte mir viele Gedanken zu diesem Thema, seit ich 'Silber' gelesen hatte. Zu gerne würde ich meine eigene Traumtüre finden und in andere Träume gehen. Deshalb hatte ich mir auch heimlich eine Socke von meiner großen Schwester Miranda geklaut. Für den Fall das ich jemals in den Korridor kommen würde, würde ich in ihren Traum können. Das Läuten der Schulglocke rief mich zurück in die Realität.

Okay, ich musste noch eine Stunde Geschichte durchhalten, dann war die Schule aus. Aber das war einfach. Frau Blume war ziemlich nett, was nach Frau Müller eine angenehme Abwechslung war. Am Anfang vom Schuljahr hat sie mich zuerst ausgefragt, wobei ich mich gezwungen sah, mich zu fragen, ob ich schon in den ersten Stunden einen so schlechten Eindruck gemacht hatte, dass sie mich zuerst nahm, doch glücklicherweise hatte ich noch kurz vor der Stunde mein Heft aufgeschlagen und nachgelesen, wodurch es mir gelang, alle Fragen richtig zu beantworten. Genau so, wie Frau Blume es sich vorgestellt hatte, wie sie mir nach de Stunde mitteilte. Ich war ziemlich froh, dass meine erste Note in dem Jahr eine 1 war. Und das gab mir die Motivation, immer mehr oder weniger gut für Geschichte zu lernen.

Frau Blume betrat das Klassenzimmer. Nach der Begrüßung fragte sie uns, welche Tiere wohl am meisten Menschen auf dem Gewissen hatten. Kurz dachte ich nach. Tiger? Zu einfach. Eher sowas wie Mücken. Klein und unscheinbar. Bald aber schaltete mein Gehirn ab. Ich wollte nicht wieder in Träumen versinken. Also wagte ich es, mein Buch aus meinem Rucksack zu holen. Als ich las hörte Ich nur noch, wie Frau Blume etwas von Ratten und der Pest erzählte. Ich merkte nicht wirklich, dass Carina Frau Blume auf meine Beschäftigung aufmerksam gemacht hatte. Ella stupste mich zwar noch an, aber zu spät. Frau Blume stand schon vor mir. Ich würde Knallrot. "Das... äh hat was mit Geschichte zu tun.", begann ich stotternd. Mist war das peinlich. "Percy Jackson?", fragte Frau Blume. "Jaa, Griechische Mythologie.", sagte ich etwas kleinlaut. "Komm nach der Stunde bitte kurz zu mir.", sagte Frau Blume. Ich nickte nur. Das alles war mir so peinlich. Carina grinste nur. Blödes Biest. Sie trug einen fast ockerfarbenen Pullover. Wie passend. Ein neues Bocker. Ha, das war ein guter Vergleich. Für den Rest de Stunde verhielt ich mich still und passte so gut wie möglich auf. Wir sollten als Hausaufgabe Spuren der Pest finden.
Nach dem Läuten der Schulglocke ging ich nach vorne. Frau Blume putze gerade ihre dicke Brille. Ich hatte Ella gesagt, dass sie schon mal ohne mir zum Bus gehen sollte.
Mit hochrotem Kopf sah ich Frau Blume nun an. "Tut mir leid.", begann ich sofort. "Frau Müller hat mich in der Stunde davor schon beim Träumen erwischt. Ich wollte... äh... okay. Das war dumm und unüberlegt." "Das stimmt. Ich hätte wirklich anderes von dir erwartet. Ich hoffe, sowas kommt nicht nochmal vor." Ich nickte nur und ging aus dem Zimmer.
Auf dem Gang stand kurz vor unserem Klassenzimmer Frau Müller. "Ach ja, Diana. Was ich dich noch fragen wollte. Findest du es nicht unhöflich, im Unterricht zu träumen? Ich passe ja auch auf, wenn du ein Referat hälst." Ach ja? Warum hatte Tom dann eine 4 auf sein perfekt vorbereitetes und vorgetragenes Referat über Autos? Er hätte mindestens eine 2 verdient. "Ja, es tut mir leid.", sagte ich nur. "Ich finde das du ruhig etwas besser aufpassen könntest.", fuhr sie fort. Ich durfte mir jetzt 10 Minuten, einen Vortrag darüber anhören. Als ich auf meine Uhr sah, erschrack ich. Ich hatte nur noch 3 Minuten bis zur Abfahrt meines Buses. Glücklicherweise kam in diesem Moment Frau Blume aus dem Klassenzimmer. Was hatte sie dort noch gemacht? Sie lächelte uns an und Frau Müller ging glücklicherweise mit ihr mit Richtung Lehrerzimmer. Ihr Rollkoffer war wie immer unüberhörbar. Ich ging in die andere Richtung zum Treppenhaus. Dort rannte ich die Treppe herunter und lief zu meinen Spint, in den ich die Bücher lag. Ich war drauf und dran wieder los zu rennen, sah dann allerdings die 2. Direktorin, Frau Stein. Es war lebensmüde, in ihrer Gegenwart eine Schulregel zu brechen. Tom aus meiner Klasse hatte ein mal von ihr einen Verweis bekommen, weil er angeblich, wie er beteuerte, seinen Fuß auf den Kopf eines 5. Klässlers gelegt hatte. Und es war eigentlich verboten in den Korridoren zu rennen. Ich ging also brav im Schrittempo, was mich einige wertvolle Zeit kostete. Als ich um die nächste Ecke kam rannte ich also wieder los. Ich lief aus dem Gebäude zur Bushaltestelle. Der Bus stand noch. Ich konnte ihn von hinten sehen und Tom stieg gerade noch ein. Ich lief etwas schneller, doch plötzlich fuhr der Bus an. Na toll. Die paar Sekunden, die ich vor Frau Stein gehen musste. Und generell habe ich viel Zeit verloren, als Frau Müller mich geschimpft hatte.

Vom Sprint erschöpft, ließ ich mich auf eine Bank fallen und trank erst einmal ein paar Schlucke aus meiner Flasche. Super, ich würde jetzt 30 Minuten auf den nächsten Bus warten können. Wirklich toll. "Diana?" Die Stimme die ich hörte ließ mich aufschauen. "Oh, Hallo Frau Barno. Ich hab sie garnicht gesehen." Vor mir stand meine Grundschullehrerin Frau Barno. "Was machst du denn hier?", fragte sie mich. "Ich gehe hier zur Schule. Eigentlich wäre ich jetzt schon im Bus nach Hause aber der ist mir dummerweise vor der Nase weggefahren." "Bist du wieder in Tagträumen versunken?", fragte sie mich lächelnd. "Ähm...", erwiederte ich zögernd.  Sie lächelte und stellte zu meiner Erleichterung keine weiteren Fragen. Ich erinnerte mich daran, dass in meinem Jahreszeuniss in der 3. Klasse etwas wie "Dina befindet sich im Dornröschen Schlaf" stand. Das sich dies immer noch nicht geändert hat, war schon etwas peinlich. "Also gut, ich muss jetzt zum Einkaufen, Auf Wiedersehen, Diana." "Auf Wiedersehen.", erwiederte ich und Frau Barno ging. Ich nahm mir mein Buch und las bis der Bus kam. Dann suchte ich mir einen Fensterplatz und während die Stadt draußen vorbeizog versank ich wieder in meinen Tagträumen.

Als ich nach Hause kam war Miranda schon da. Klar, sie hatte den Bus ja nicht verpasst. "Hi Diana.", begann sie. "Ich finde eine Socke von mir nicht mehr. Hat Mum sie vielleicht ausversehen zu dir gelegt?" Ich wurde rot."Äh... nein, hab ich nicht... Ich meine, hat sie nicht. Vielleicht ist sie ja bei dir ganz unten im Schrank..." "Wehe du hast sie." Miranda blickte mich strafend an. "Hör doch endlich mit dem albernen Traumquatsch auf." Ich setzte schon zu einer scharfen Erwiederung an, als wir Mums Stimme aus der Küche hörten. "Kommt ihr? Es gibt Essen."
Wir saßen uns an den Tisch und begannen zu essen. Meine Schwester begann schließlich zu erzählen, was für tolle Unterrichtsbeiträge sie heute wieder gemacht hatte. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Schließlich hörte ich das fast täglich. "Und wie war's bei dir in der Schule so, Diana?", fragte Mum. "Ach, das übliche. Nichts besonderes. Wir sollen nach Spuren der Pest suchen. Für Geschichte. Mach ich am Wochenende mit Ella." Das hatten wir zwar noch nicht abgesprochen, aber sie würde schon mitmachen.

Miranda erzählte weiter, während ich in mein Zimmer ging um meine Hausaufgaben zu machen.
Als ich fertig war las ich mein Buch weiter und machte mir dabei Gedanken über Spuren der Pest. Irgendwann kam mir der Gedanke unseren Nachbarn zu fragen. Paul Plött war Historiker. Er wusste vielleicht etwas. Allerdings würde dann seine 9 Jährige Tochter nerven. Sie hieß Josefa und wollte immer mit mir und Miranda spielen. Sie ignorierte die Tatsache, dass ich 13 und Miranda 17 war. Es war ihr auch egal, dass Miranda in der 11. Klasse war und sich jetzt schon perfekt aufs Abitur vorbereitete. Sie quängelte oft so lange, bis wir mit ihr auf dem Trampolin Kinderspiele wie "Schlafmütze" oder "Kokosnuss" spielten.
Unsere Nachbarn auf der anderen Seite waren Rentner, die ihren Garten perfekt zuschnitten. Ich war ständig überlegt, ihnen vorzuschlagen, einen Buchsbaum schön zuzuschneiden. Aber sie würden mich wohl nur anmeckern. Hinter uns war ein Park. Dort standen ein paar Bänke um einen Springbrunnen. Früher hatten Ella und ich uns oft in die Bäume dort gesetzt und Leute beobachtet. Wie bei "Fünf Freunde".
Ich vertiefte mich wieder in mein Buch. Das war der erste Teil und ich mochte die Reihe jetzt schon.

Als Mum mich zum Abendessen rief, riss ich meinen Blick von den Seiten. Ich war fast fertig.
Ich lief die Treppe hinunter und in die Küche, wo die anderen schon warteten.
Dad berichtete von einem neuen Projekt. Er war Architekt und wollte mit seinen Mitarbeitern einen Wettbewerb für Schüler veranstalten. Wer konnte die schönste Traum-Schule gestalten. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Mum war übrigens Klavierlehrerin. Heute hatte sie ihren freien Tag, doch morgen würden wieder für 4 Stunden alle halbe Stunde ein anderer Schüler zu uns kommen. Irgendwann hatte ich aufgegeben, mir alle Namen zu merken. Klara, John, Noel, Frieda. Irgendwann wurden es mir zu viele.
Nach dem Essen duschte ich und putzte mir die Zähne. Dann legte ich mich schlafen.

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Das ist das 1. Kapitel meiner ersten richtigen Fanfiction.
Mir fallen selbst so unheimlich viele Logikfehler auf (angefangen bei der Sprache/Wohnort der Protagonistin bis zu der Zeit, in der das spielt), die mich auch ziemlich aufregen. Sorry dafür.
Rechtschreibfehler sind hoffentlich keine enthalten. Wenn doch, kommentiert das bitte, damit ich es korrigieren kann.
Wie oft ich updaten kann weiß ich auch nicht, mal sehen.
So, das sollte alles wichtige sein...
Bis demnächst.

Silber- Das vierte Buch der TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt