Kapitel 3 - ,,Erzähl uns deine Geschichte."

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Je näher die Mittagspause rückt, desto mehr fühle ich mich, als würde ich ersticken. Jeder Blickkontakt und jedes Flüstern, welches mich durch den Gang begleitet, fühlt sich wie Wasser in den Lungen an.

Ich habe definitiv nicht vor, in die Mensa zu gehen. Stattdessen finde ich einen leeren Gang in der Nähe der Sporthalle, wo ich mich kraftlos auf eine Bank fallen lasse, meinen schweren Rucksack vor mich stelle und nach meinem Essen krame.

Ich bin mehr als froh, dass mich Tante Liza daran erinnert hat, sonst hätte ich den Schultag ohne Essen überleben müssen.

Allein diese Vorstellung ist grausam.

Hungrig zerreiße ich die Tüte und wickelt mein Sandwich aus der Folie. Gerade als ich meine Augen schließe und genüsslich hineinbeißen will, wird es mir unachtsam aus der Hand gerissen.

,,Danke für das Essen, Dickerchen.", sagt einer aus meiner Fußballmannschaft und grinst mich boshaft an.

,,Komm schon, Kumpel.", sage ich gespielt freundlich zu Trevor Wilkes, der mein Sandwich so hoch hält, dass ich nicht drankomme. Mit einem falschen Lächeln füge ich hinzu: ,,Wenn du willst, dass ich dich zum Essen einlade, brauchst du mich nur zu fragen."

Ein paar andere Jungs aus dem Team grölen bei meinen Konter, aber Trevor schaut nur angeekelt zu mir herunter.

,,Lass dich heute nicht beim Training blicken. Komm am besten nie wieder.", droht er mir.

,,Aber wie willst du dann jemals wieder gewinnen?"

,,Halt die Fresse.", schimpft er frustriert.

,,Verletze ich etwa deine Gefühle?"

Trevor wird vor lauter Wut ganz rot im Gesicht, dreht sich mit meinem Essen in der Hand um und will sich schon von mir entfernen, aber bevor er einen zu großen Abstand zwischen uns bringen kann, schließt sich eine Hand um seinen Arm.

,,Das ist nicht cool, Mann.", sagt plötzlich Dennis, ein weiteres Teammitglied, befreit das Sandwich aus Trevors Griffel und gibt es mir lächelnd zurück.

,,Danke, Denny.", sage ich ehrlich und erwidere das Lächeln.

,,Oh, bitte sag nicht, dass du auch einer von denen bist.", stöhnt Trevor genervt und zeigt erst auf Denny und dann auf mich.

,,Einer von wen?", fragt Denny herausfordernd.

,,Eine Schwuchtel.", sagt Trevor und zeigt wieder auf mich, fast so, als wäre es offensichtlich, dass ich schwul bin.

,,Nein, bin ich nicht.", sagt er langsam und schaut dabei jeden seiner Freunde kurz in die Augen, ,,Ich bin aber auch nicht so ein Arschloch wie ihr. Sind wir jetzt hier fertig?"

,,Was auch immer.", meint Trevor genervt und verdreht seine Augen, bevor er sich abwendet und mit seinen Anhängseln verschwindet.

Nur Dennis bleibt zurück und lächelt sanft zu mir herunter.
,,Ich will nur, dass du weißt, dass ich und ein paar andere aus dem Team hinter dir stehen."

,,Danke.", sage ich erleichtert und umarme Denny kurz, bevor er zu seinen Freunden aufschließt.

Als die Jungs aus meinem Sichtfeld verschwunden sind, wickel ich mein Erdnussbuttersandwich aus und beiße herzhaft hinein. Tante Liza weiß, wie sehr ich Erdnussbutter liebe und deshalb hat sie mir eine dicke Schicht draufgeschmiert.

Ich habe mein Sandwich zur Hälfte aufgegessen, als sich ein paar ausgelatschte, schwarze Converse in mein Sichtfeld schieben.

Sofort höre ich auf mit Kauen und sehe zu dem goldblondenen Jungen hinauf, der unschuldig zu mir herunter blickt.

Elliot Goldman.

Hastig schlucke ich den Batzen hinunter, der sich noch in meinem Mund befunden hat und schaue neben ihm, wo sein Freund steht und seine Hand hält. Und ein wenig dahinter steht seine beste Freundin Holly Tucker.

Ohne etwas zu sagen, lässt Elliot Jordans Hand los und setzt sich neben mich auf die Bank. Jordan und Holly neben kurz darauf auch Platz.

Beschämt schaue ich auf meinen Schoß.

Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll, um das peinliche Schweigen zu brechen.

Tief atme ich ein, bevor ich dem blondhaarigen in die Augen sehe und einfach drauf losrede: ,,Es gibt gar keine Worte dafür, wie sehr es mir leid tut, was ich dir angetan habe. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn jemanden so etwas zugefügt wurde und trotz meines Wissens habe ich dich immer weiter verletzt. Es tut mir so leid und ich weiß, die paar Worte reichen nicht aus, dass du mit ver - "

,,Ich vergebe dir.", unterbricht mich Elliot leise.

Ungläubig ziehe ich die Augenbrauen nach oben.
,,Wirklich?"

,,Ja, unter einer Bedinung."

Erneut schaue ich hinunter in meinen Schoß, bevor ich leicht zitternd wieder in seine Augen sehe.

,,Und die wäre?", frage ich schließlich nervös.

Ich sehe, wie Jordan mich ganz genau beobachtet und erst, als Elliot seine Hand nimmt, senkt er seinen Blick zu seinem Freund.
Sofort verschwindet dieser misstrauische Ausdruck und stattdessen schaut Jordan seinen Freund liebevoll an.

Schnell schaue ich wieder zu Elliot und fühle mich so einsam wie schon lange nicht mehr.

,,Erzähl uns deine Geschichte."

***

A/N

Ich habe mir überlegt, dass ich genau wie der Autor des Originalwerks an jedem Kapitelende eine Frage stellen werde, von der ich mir wünsche, dass ihr sie ehrlich beantwortet bzw. das ihr euch an der Diskussiol beteiligt.

Ich freue mich schon auf eure Antworten.

Bis zum nächsten Kapitel.

Eure Chan17ti

Mir ist gerade aufgefallen, das ich noch überhaupt keine Frage gestellt habe😂

Also:

Was ist eure Lieblingsfarbe?

***

Wenn ihr eure Leben mit jemanden tauschen könntet, mit wem würdet ihr tauschen wollen?

Star Gazers (BxB) | Deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt