Obwohl ich so schnell wie möglich gerannt bin, komme ich ganze sieben Minuten zu spät zur ersten Stunde.
Das einzig Gute dabei ist, dass die Flure komplett leer sind, sodass ich nicht die wahrscheinlich bösen und angeekelten Blicke der anderen Schüler sehen ertragen muss.
Außer Atem erreiche ich den Raum, in welchem ich jetzt Geschichte habe und zwinge mich dazu, kurz durchzuatmen und mich so gut es geht zu entspannen, denn das letzte, was ich gebrauchen kann, ist eine Panikattacke.
Nervös straffe ich meine Schultern und drücke die Tür auf.
Sobald man das schabende Geräusch einer sich öffnenden Tür hört, unterbricht Mrs. Robinson ihren Monolog und schaut mich an, genau wie alle anderen Schüler aus meinem Kurs.
So geht es geht versuche ich, die stechenden Blicke meiner Mitschüler zu ignorieren, aber jedes einzelne Augenpaar fühlen sich wie Messerstiche auf meiner Haut an.
,,Entschuldigung, dass ich zu spät bin.", flüstere ich so leise wie möglich.
,,Schon okay. Setzen Sie sich, Mr. Decker.", sagt Mrs. Robinson neutral.
Jetzt muss ich mich zu meinem Kurs drehen, damit ich weiß, welcher Platz noch frei ist.
Normalerweise sitze ich mit ein paar anderen Jungs aus meinem Fußballteam ganz hinten, aber so, wie sie mich gerade mustern, halte ich es für keine gute Idee, mich zu ihnen zu gesellen.
Der einzig andere freie Platz befindet sich ganz vorne und ich zögere keine Sekunde und lasse mich auf den Stuhl fallen.
Umgeben von feindlichen Blicken.
,,Wo war ich stehen geblieben?", fragt die Lehrerin rhetorisch und setzt ihren Unterricht fort, ,,Achso stimmt, bei dem Prohekt. Als, das Projekt bestimmt einen Großteil eurer Endnote, deshalb macht es nicht erst in der letzten Minute. Falls ihr das Projekt nicht machen solltet, werdet ihr diesen Kurs erneut absolvieren müssen. Außerdem müsst ihr das zu Hause erledigen, weil ich den restlichen Unterrichtsstoff noch beenden muss und die Zeit echt knapp ist. Gibt es noch Fragen?"
Obwohl ich gerne wissen würde, ul was es bei diesen Projekt geht, bleibe ich lieber ruhig und frage sie am Ende der Stunde.
Als keiner seine Hand hebt, fährt Mrs. Robinson fort: ,,Ihr habt zehn Minuten Zeit, einen Partner zu finden und ein Thema auszusuchen. Danach setzen wir die Lektion vierzehn fort. Und los."
Sofort bricht das Chaos aus, weil sich jeder zu seinem besten Freund setzt und die Tische dementsprechend zusammenschieben, während ich still auf meinem Stuhl sitzen bleibe und genau weiß, dass keiner der Schüler freiwillig mein Projektpartner sein möchte.
,,Mrs. Robinson?", fragt jemand neben mir plötzlich leise und als ich meinen Kopf in diese Richtung drehe, sehe ich ein kleines, zierliches Mädchen mit einer Brille und einem runden Gesicht. Sie ist hübsch, aber so unauffällig, dass sie wahrscheinlich nur sehr selten wahrgenommen wird.
,,Ja, Emma?"
,,Kann ich alleine arbeiten?", fragt sie schüchtern und die Lehrerin muss ein paar Schritte zu ihr gehen, um sie verstehen zu können.
,,Nein, eigentlich ist das Projekt eine Partnerarbeit."
,,Oh.", sagt Emma enttäuscht, ,,Aber was wäre, wenn schon jeder einen Partner hätte?"
Mrs. Robinson schaut sich einmal im Raum um, bevor ihr Blick auf mir landet.
,,Hast du schon einen Partner, Cole?"Das ist eine ziemlich überflüssige Frage, oder?
Schnell schüttel ich meinen Kopf, damit sie sieht, dass ich noch alleine bin.
,,Dann kannst du ja mit Cole arbeiten.", schlägt sie Emma vor und lächelt das Mädchen freundlich an.
Emma seufzt nur, nickt dann aber und ich spiele nervös mit einem Bleistift, während sie sich neben mich fallen lässt.
Stur starre ich auf meinen Zettel und vermeide jeden Blickkontakt mit meiner neuen Projektpartnerin.Als sich die Lehrerin einer anderen Gruppe zuwendet, fühlt sich die Stille zwischen uns mehr als peinlich an und als ich aus dem Augenwinkel zu ihr herüber sehe, starrt Emma nur auf ihre Hände.
,,Um was soll es bei diesem Projekt eigentlich gehen? Ich habe leider die Erklärung am Anfang verpasst. ", bringe ich schließlich hervor, um die unangenehme Situation zu überwinden.
,,Keine Sorge, ich werde das Projekt schon stemmen.", sagt sie mit ihrer piepsigen Stimme.
,,Das ist nicht fair, weißt du? Du musst das nicht alleine machen, denn ich werde dir helfen.", sage ich.
,,Wirklich?", hinterfragt sie und zieht eine Augenbraue nach oben.
Die ganze Zeit schaut sie mich nicht an, sondern starrt stur auf ihre kleinen Hände.
,,Ja.", sage ich und sie zuckt kurz zusammen, als mein Bleistift ein wenig lauter als beabsichtigt gegen die Tischkante knallt, ,,Das ist schließlich auch meine Note."
,,Oh, ähm, also wir sollen uns einen Abschnitt aus der Geschichte aussuchen, den wir im letzten Jahr schon behandelt haben und eine Präsentation dazu anfertigen. Zum Beispiel eine PowerPoint oder ein Plakat.", erklärt mir Emma schließlich.
,,Und welches Thema nehmen wir?", hinterfrage ich, aber sie zuckt nur mit den Schultern und wickelt eine Haarsträhne um ihren Finger.
Ein wenig genervt presse ich die Lippen aufeinander und versuche mich so gut es geht an alle Themen zu erinnern, die wir das Schuljahr über behandelt haben.
,,Wie wäre es mit dem Hexenprozess von Salem?", schlage ich vor, ,,Das Thema fand ich ziemlich interessant."
,,Okay."
Leise seufzend lehne ich mich zurück und verschränke dir Arme vor der Brust. Emmas Verhalten nervt mich ziemlich und ich habe keine Ahnung, warum sie sich überhaupt so benimmt.
Jedenfalls glaube ich, dass sie entweder homophob oder einfach nur unsozial ist.
Oder beides.
Erneut schweigen wir uns an, bis Mrs. Robinson schließlich wieder zu ihrem Pult geht und die schwatzenden Schüler unterbricht.
Ein paar blicken mürrisch drein, als Mrs. Robinson erklärt, dass alle wieder zu ihrem Platz gehen sollen, weil sie den Unterricht fortsetzen möchte.
Als nach einer Weile alle wieder auf ihrem Stuhl sitzen und mehr oder weniger gelangweilt schauen, setzt Mrs. Robinson ihren Monolog über den Kalten Krieg fort.
Langsam schlage ich meine Notizen auf und schreibe in meiner krakeligen ein paar Stichpunkte auf. Nur, weil ich eine Weile vom Unterricht suspendiert wurde, heißt das ja noch lange nicht, dass ich den nächsten Test nicht mitschreiben muss. Und ich muss mich ziemlich reinhängen, damit ich meine Note verbessern kann, sonst sieht es für mich schlecht aus, noch in diesem Schuljahr meinen Abschluss zu schaffen.
Während ich fleißig mitschreibe, entscheide ich mich spontan, nach der Stunde Mrs. Robinson nach ein paar Nachhilfestunden zu fragen.
Denn diese werde ich definitiv brauchen.
***
A/N
So schnell kann es gehen und schon ist das zweite Kapitel fertig!
Freut ihr euch auch so sehr darüber?
Was denkt ihr, wie das Projekt mit Cole und Emma laufen wird?
Habt ihr schon ein paar Ideen, was in seinen Nachhilfestunden passiert wird und vor allem, mit wem?
Was würdet ihr euch wünschen?
Auch wenn ich es in keiner Weise beeinflussen kann, weil ich das Buch ja ,,nur" übersetze, freue ich mich trotzdem auf ihre Kommentare und Meinungen.
Wenn euch das Kapitel gefallen hat, dann hinterlässt gerne eine kleine Bemerkungen und votet fleißig.
Bis zum nächsten Kapitel.
Eure Chan17ti
DU LIEST GERADE
Star Gazers (BxB) | Deutsche Übersetzung
Novela Juvenil❌Spinoff/Sequel zu Lab Partners❌ Es wäre besser, vorher Lab Partners zu lesen, da sonst einige Szenen verwirrend sein können. Natürlich gibt es eine deutsche Übersetzung von Lab Partners, welche ihr auf meinem Profil finden könnt. *** ,,Du weißt, da...