Kapitel 23 - ,,Sie wird bald sterben."

575 36 4
                                    

,,Jason.", spreche ich erneut seinen Namen aus, setze mich nebenbei aufs Bett und streichel ihm einmal kurz über seine Wange, ,,Sieh mich an."

Langsam dreht er seinen Kopf und schaut mich mit einem undurchdringlichen Blick an, während ich meinen Finger bis zu seinem Kinn gleiten lasse und dieses leicht anhebe.

,,Was ist passiert?", frage ich ihn traurig.

Sein Blick wird ein klein wenig klarer und heute ist es das ersten Mal, wo ich das Gefühl habe, dass er mich richtig anschaut.

Und schon im nächsten Moment rollt ihm eine Träne nach der anderen über die Wangen.

Plötzlich richtet er sich auf und zieht mich in eine feste Umarmung, während er sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergräbt.

Kleine Schluchzer lassen ihm am ganzen Körper erzittern, sodass ich meine hor Aufregung schweißnassen Hände sanft auf seinem Rücken ablege und diesen sanft streichel.

,,Rede mit mir.", fordere ich ihn sanft, aber bestimmend auf.

Noch eine ganze Weile sitzen wir Arm in Arm da, bis er sich leise räuspert und dann so leise in mein Ohr haucht, dass ich es erst nicht richtig verstehe.

,,Sie wird bald sterben."

,,Wer?", frage ich und im gleichen Moment zieht sich mein Herz vor lauter Schmerz zusammen.

,,Meine Mutter. Sie hat Krebs und es steht sehr schlecht um sie."

In den ersten Sekunden bin ich sprachlos und weiß nicht, was ich erwidern soll.

Ich meine, er ist so jung und keiner hat es verdient, sich in diesem Alter schon mit dem Tod auseinanderzusetzen.

Mitfühlend ziehe ich ihn näher an meine Brust. Ich kann genau verstehen, wie er sich fühlt, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, wie furchtbar es ist, die eigene Mutter zu verlieren.

Und das für immer und ewig.

,,Ich bin für dich da, okay? Wir stehen das gemeinsam durch.", hauche ich genauso leise zurück.

,,Ich weiß.", flüstert Jason gegen meinen Hals, wo sich eine angenehme Gänsehaut ausbreitet, ,,Danke."

Es tut weh, ihn so leiden zu sehen. Vor allem, weil er der stärkere von uns beiden ist und nicht ich.

,,Du brauchst dich nicht zu bedanken.", sage ich und spüre ein leichtes Nicken an meinem Hals.

Sehr lange sitzen wir eng umschlungen da, wo ich ihn einfach nur festhalte und für ihn da bin.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, bis er sich schließlich von mir löst, sodass ich ihn wieder ansehen kann, so wie ich es schon hunderte Male vorher getan habe.

Ich weiß, das ich ein wichtiges Fußballtraining verpasse, wenn ich noch länger bleibe, aber verdammt, ich würde tausende Trainingseinheiten verpassen, solange ich ihn in seine wunderschönen Augen sehen kann.

Schließlich überkommt mich doch noch eine Frage und bevor ich näher darüber nachdenken kann, habe ich sie auch schon laut ausgesprochen.

,,Was machst du eigentlich hier in Hollys Haus?"

,,Oh.", sagt er und lacht ein klein wenig und obwohl es eher ein sehr trockenes Lachen ist, bin ich froh, dass er überhaupt die Mundwinkel nach oben zieht.

,,Ich bin schon seit dem Tag hier, als sie mich in die Stadt gebracht hat. Leider habe ich kein Geld, um zurückzufahren und deshalb hat sie mich hier einquartiert, bis ich einen Job gefunden habe."

Star Gazers (BxB) | Deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt