Kapitel 15 - ,,Geh!"

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Durch einen unglaublich heftigen Schmerz wache ich auf.

Ich spüre jeden Muskel und jeden Knochen und ich fühle mich, als wäre ich über Nacht von einem LKW überrollt worden.

Ich fühle mich so schwach.

So erbärmlich.

Also bleibe ich auf dem kalten Boden liegen und starre an das dunkle Bettgestell, während mein Körper langsam taub wird.

Es ist dunkel.

Ich kann nicht ewig hier bleiben.

Irgendwann wird er zurückkommen.

Ich kann nicht eine einzige weitere Sekunde an diesem Ort hier verbringen.

Ich. Muss. Hier. Weg.

Ich versuche all meine Kraft zusammen zu nehmen, aber ich schaffe es nur, mich ein wenig hochzudrücken, bevor ich wieder auf dem kalten Boden lande.

Ich bin traurig. Wütend. Einsam. Und vor allem habe ich Angst.

Mit zitternden Händen stemmte ich mich erneut hoch und bin mehr als froh, dass es nach einiger Zeit klappt.

Dann schnappe ich mir einen Rucksack und stopfe wahllos Klamotten hinein, während die Tränen heiß über meine Wangen laufen und meine Hände eiskalt und klatschnass sind.

Als ich fertig bin, blicke ich mich stumm um.

Es ist still. Das einzige, was ich höre, ist mein hektische Atmen.

Und ich höre die Regentropfen, die unablässig gegen das Dach trommeln.

Schnell ziehe ich mir noch die Jacke über und versuche, mich dabei so wenig wie möglich zu bewegen und anschließend setze ich den Rucksack auf meinen Rücken.

Vorsichtig presse ich das Ohr gegen die Tür und höre ein paar leise Geräusche, die wahrscheinlich aus dem Fernseher kommen.

Als ich sicher bin, dass er mir nicht in die Quere kommt, öffne ich mit einem leisen Klicken sie Tür und spähe in den dunklen Flur hinaus.

So leise wie möglich steige ich die Stufen hinab und meide dabei die knarzenden Stellen, aber bei der letzten Stufe lässt sich ein leises Geräusch nicht verhindern.

Erschrocken zucke ich zusammen, weil es sich tausend Mal lauter anhört, als es wahrscheinlich ist, aber ich kann mir gerade noch ein kleinen Schrei verkneifen.

Dann bin ich endlich in der unteren Etage angekommen und ein leises Schnarchen dringt an mein Ohr.

Auf Zehenspitzen schleiche ich mich vorbei.

Er darf einfach nicht aufwachen.

Das würde alles ruinieren.

Und ich muss so schnell wie möglich hier weg.

Mit angehaltenem Atem tapse ich auf Zehenspitzen zur Tür und drehe dort den Knauf zentimeterweise nach rechts, bis die Tür ein Spalt aufgeht und ich mich in die verregnete, kalte Nacht stürzen kann.

Laute als beabsichtigt fällt sie hinter mir zu und ohne mich umzudrehen flüchte ich hinaus in die Schwärze.

***

Ohne nachzudenken laufe ich einfach los und nach ein paar Stunden, in denen ich hilflos durch die Stadt gelaufen bin, stehe ich vor dem Haus.

Laute Musik schallt bis zu mir heraus und bunte Lichter flackern durch die Fenster und lassen die Straße hell erleuchten. Fast schon kann ich die stickige Luft riechen, die von den vielen hormongesteuerten, betrunkenen Jugendlichen verursacht wird.

Star Gazers (BxB) | Deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt