Kapitel 18 - Alptraum

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Es fühlt sich so an, als wären meine Schuhe auf dem Parkettboden festgeklebt worden, genau wie meine Fußsohlen, die an meinen Schuhen haften.

Ich versuche alles möglich, um mich von der Stelle zu bewegen, aber nicht dergleichen geschieht.

Ich kann mich einfach nicht bewegen

Mein Herz hämmert in der Brust und meine Lunge tut von dem hektischen Atmen weh.

Ich versuche, so leise wie möglich zu sein, aber je mehr ich versuche, mich unter Kontrolle zu halten, festigt flacher atme ich.

Irgendwo vor mir hört man das Klicken einer sich öffnenden Tür und sofort lege ich eine Hand auf den Mund, um nicht laut los zu wimmern.

Tränen laufen leise und heiß über meien Wangen, als ich kaum merkliche Schritte wahrnehme.

,,Komm raus, wo auch immer du dich versteckst.", höre ich plötzlich die Stimme meines Vaters, wodurch ich in eine Art Schockstarre verfalle.

,,Versteck dich nicht vor mir, Coley, ich versuche doch nur, dir zu helfen.", sagt er, aber diesmal schwingt etwas boshaftes in seiner Stimme mit

,,Cole, deine Mutter würde dich gerne sehen und du weißt doch, dass du sie nicht so lange warten lassen sollst."

Mehr Tränen kullern über meine Wangen.

Ich möchte nicht hier sein.

Auf gar keinen Fall.

Plötzlich schlägt die Tür mit einem lauten Knall gegen die Wand und kurz darauf spüre ich zwei Fäuste, die sich an den Ausschnitt meines Shirts festkrallen.

,,Nein!", schreie ich panisch, als ich auf dem harten Parkett lande und stöhne schmerzerfüllt auf, als meine Schulter auf dem Boden aufschlägt.

Ich versuche von ihm wegzukriechen, aber ich kann mich keinen Zentimeter berühren.

Leichtfertig packt er mein Bein und zieht mich schwungvoll zu sich.

,,Du bist eine einzige Enttäuschung!", sagt er wütend, ,,Ich wünschte, du wärst nie geboren! Ich kann es nicht glauben, dass ich wertvolle Lebenszeit verschenkt habe, um eine verdammte Schwuchtel aufzuziehen!"

Wütend hebt er mich hoch und schüttelt mich durch, als würde ich kaum etwas wiegen und als ich erneut schreie, wird er nur noch schneller.

,,Du hättest bei diesem Unfall sterben sollen und nicht sie! Es ist deine Schuld, dass sie gestorben ist!"

,,Nein!", schluchze ich, ,,Es ist nicht mein Fehler! Ich konnte doch nichts dafür! Stopp! Lass mich in Ruhe!"

,,Mach dir keine Sorgen, Coley, ich werde dich schon auf den richtigen Weg bringen."

,,Nein! Stopp! NEIN!", brülle ich immer panischer.

,,Cole.", sagt er plötzlich und schaut mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an, ,,Alles ist okay. Wach auf."

Was?

,,Wach auf, Cole."

,,Wach auf."

Die grauen Augen meines Vaters verschwinden wie von Geisterhand und vor mir taucht ein paar strahlend blauer Augen auf, die definitiv zu meinem Engel gehören.

Jasons Hände liegen locker auf meiner Schulter und sofort befreie ich mich sanft aus seinem Griff, da ich durch den Traum ziemlich aufgewühlt bin.

Ich ziehe meine Knie an und vergrabe meinen Kopf dazwischen, wodurch ich auch meine zitternden Hände sehr gut verstecken kann.

Ein kurzes Wischen durch mein Gesicht zeigt mir, das sich mal wieder weine und fühle mich einsamer und wertloser denn je.

,,Hey, es ist okay.", sagt Jason sanft und streicht über meinen Rücken, aber sofort zeige ich ihm, dass ich das nicht will.

Dass ich das im Moment nicht ertrage.

Aus dem Augenwinkel werfe ich ihm einen Blick zu und glaube, für einen kurzen Moment einen verletzten Ausdruck zu sehen, bevor er mich wieder undurchdringlich ansieht.

,,Es tut mir leid.", entschuldige ich mich sofort bei ihm, wobei meine Stimme vom vielen Weinen heiser klingt, ,,Aber bitte dass mich jetzt nicht an."

,,Alles okay?", fragt er wieder besorgt und ein wenig niedlich finde ich es ja schon.

,,Es war nur ein blöder Traum."

,,Das klang aber nach mehr als nur einen Alptraum.", merkt er an.

Ich schaue ihn an und versuche ihm per Blick mitzuteilen, was der Grund des Traumes ist."

,,Okay, mehr dich wieder hin und versuche noch ein wenig zu schlafen.", weicht er mir erst einmal aus.

,,Was auch immer da passiert ist, ist deine Sache, Cole, aber wenn du reden möchtest, werde ich dir immer zuhören."

Leicht nicke ich und wische die restlichen Tränen von meine Wangen.

,,Schlaf jetzt.", sagt Jason plötzlich sanft, aber bestimmend, sodass ich wortlos unter die warme Bettdecke krieche.

Müde schließe ich meine Augen und versuche, so gut es geht die grausamen Bilder zu verdrängen.

Das letzte, was ich gebrauchen kann, ist eien Wiederholung des Traumes.

Ich spüre, wie sich die Matratze ein wenig neigt, als er sich ebenfalls wieder hinlegt und unauffällig rutsche ich näher an ihn heran.

Ich kann einfach nicht anders und nehme all meinen Mut zusammen und lege meinen Kopf auf seine Brust, wodurch er sich kurz anspannt, dann aber einmal sanft durch mein Haar kraumt.

,,Cole?", haucht er in die Dunkelheit und legt vorsichtig einen Arm um meinen Körper, um mich näher an sich zu ziehen.

,,Mh?", murmel ich mit geschlossenen Augen.

,,Bist du schwul?", fragt er mich plötzlich direkt, was mich aber ehrlich gesagt keineswegs erstaunt.

,,Ja.", antworte ich müde, ,,Warum?"

,,Nur so."

Als Antwort murmel ich nur etwas unverständliches gegen seine Brust, bevor ich langsam wieder in den Schlaf gleite.

***

Was sind eurer Meinung nach Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt?

Star Gazers (BxB) | Deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt