Kapitel 17 - Der große Bär und seine Legende

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,,Awww, bitte sag, dass ihr euch das Bett geteilt habt.", quietscht Elliot, der neben mir sitzt und lässig sein Gesicht auf seinen Händen abstützt.

,,Nun... er wollte auf dem Boden schlafen, aber das habe ich nicht übers Herz gebracht.", erkläre ich, während mein Blut in den ihren rauscht und sich meine Wangen bestimmt leicht rötlich färben.

,,Habt ihr gekuschelt?", fragt Elliot und zieht dabei zweideutig die Augenbrauen nach oben.

Hilfesuchend schaue ich zu Jordan, aber er zuckt nur hilflos mit den Schultern.

,,Du weißt aber schon, dass ich ihn da erst seit einem Tag kannte, oder?"

,,Ja und an diesem Tag rettete er dir dein Leben und hat dir praktisch ein neues Zuhause gegeben.", hält Elliot dagegen an, ,,Und er ist definitv ein Blickfang. Also ich würde da schon ganz gerne mit ihm kuscheln."

,,Hey!", mischt sich Jordan protestierende ein und bekommt kurz darauf einen versöhnlichen Kuss von seinem Freund.

,,Mach dir keine Sorgen, Baby, du bist auch ein absoluter Blickfang."

Dieser Satz scheint ihn zu beruhigen, aber kurz schaut er noch grimmig drein, bevor er sich breit lächelnd abwendet.

Auch ich lächle bei der Erinnerung an diesem Tag sanft vor mich hin...

***

Ich erinnere mich an diesen Tag, der zu einen meiner liebsten Erinnerungen gehört.

Peinlich berührt habe ich mit meinen Fingern gespielt, während ich stumm auf der Bettkante saß und Jason im Türrahmen stand und von dort aus in den sternenklaren Himmel geblickt hat.

Derweil beobachtete ich ihn, wie er gedankenverloren nach oben starrte und dabei so schön aussah, dass ich es fast schon als unfair fand.

Ein spitzes Kinn, definierte Wangenknochen, perfektes Haar, dass deist nach dem größten Sturm noch perfekt liegt.

Sobald die eisig blauen Augen zu mir herüber starren, wende ich meinen Blick ab und habe mehr denn je das Gefühl, dass er ganz genaue weiß, dass ich ihn beobachtet habe.

,,Cole.", sagt we schließlich, sodass ich ihn wieder ansehe, ,,Komm her."

Wie von selbst erhebe ich mich und laufe die paar Schritte auf ihn zu, bis ich direkt neben ihm stehe, während Jason erneut zu den Sternenhimmel starrt.

,,Was weißt du alles über den Nachthimmel?", fragt er mich plötzlich und schaut aus dem Augenwinkel zu mir herüber.

,,Nicht sehr viel.", gebe ich schulterzuckend zu und fühle mich ein wenig nervös, als er mir mit einem undurchdringlichen Blick zuhört.

,,Siehst du die Konstellation, die wie ein Suppenlöffel aussieht?"

Langsam trete ich nach vorne, bis ich die Stelle sehen kann, zu der er zeigt.

Langsam nicke ich.

,,Das ist der große Wagen, der manchmal auch Großer Bär genannt wird."

,,Das sieht aber nicht wirklich aus wie ein Bär.", gebe ich verwirrt von mir.

,,Das ist, weil du ihn falsch betrachtest.", satt er und rückt näher na mich heran, sodass ich fast schon die Hitze spüren kann, die von ihm ausgeht und irgendwie fühlt sich das wahnsinnig gut an.

,,Die Legende der Irokesen ist meine absolute Lieblingsgeschichte.", gibt er zu, während er weiter den funkelnden Himmel betrachtet, ,,Da geht es um einen Bär, der von sieben Jägern verfolgt wird. Der Bär selbst besteht aus diesen vier Sternen, der diese Art Schale bildet. Der Griff zeigt die drei Jäger, die dem Bär am nächsten sind und die anderen vier sind sozusagen als Ablenkung da."

Stumm lasse ich die zugegebenermaßen ziemlich interessante Geschichte auf mich wirken und versuche, einen Zusammenhang zwischen den Sternen und dem Erzählten zu erkennen.

Stumm lasse ich die zugegebenermaßen ziemlich interessante Geschichte auf mich wirken und versuche, einen Zusammenhang zwischen den Sternen und dem Erzählten zu erkennen

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,,Im Frühling geht der Große Bär am Horizont auf, und im Sommer kommen die sieben Jäger zum Vorschein. Wenn dann der Herbst naht, gehen die vier Jäger am Horizont wieder unter, weil sie die Jagd aufgegeben haben. Aber die drei nahesten Jäger bleiben und setzen ihre Jagd fort. Wenn dann der Bär den Herbst erreicht, erkennt er, dass er keine Chance hat und gefangen wird und schon im nächsten Moment verletzt ihn ein Jäger am Bein. Das Blut des Bäres tropft auf die Erde und färbt das Laub in den verschiedensten Rot-und Orangetönen. Und den ganzen Winter über ist der Bär verschwunden, damit er seine Verletzung auskurieren kann und im Frühjahr hat er sich dann so weit weit erholt, bis alles wieder von vorne beginnt."

,,Wow.", hauche ich in die Dunkelheit und sehe plötzlich das Sternenbild mit anderen Augen.
,,Das ist echt unglaublich. Woher weißt du das alles?"

Jason lächelt mich sanft an.
,,Ich habe halt die Astronomie geliebt."

,,Du hast sie geliebt?"

,,Es war bloß ein dummer Traum von mir.", ist alles, was er mir sagt und dabei meidet er gekonnt meinen Blick.
,,Du solltest reingehen und noch ein wenig schlafen, sonst bist du morgen früh in der Schule nur unnötig müde."

,,Stimmt.", sage ich und versuche, das Gespräch noch ein wenig länger aufrecht zu erhalten, ,,Was ist mit dir?"

,,Wie meinst du das?"

,,Brauchst du nicht auch noch ein wenig Schlaf?"

Jason zuckt nur mit den Schultern.
,,Ich komme dann nach. Du kannst das Bett haben und ich schlafe einfach auf dem Boden."

,,Du musst nicht - ", fange ich an und werde augenblicklich rot und deshalb bin ich mehr als froh, dass er mich nicht ansieht.
,,Du musst nicht auf dem Boden schlafen."

Als meine Worte bei ihm ankommen, dreht er sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir herum und starrt mich halb fragend, halb ungläubig an.

,,Du willst das Bett mit mir teilen?"

,,Ähm, ja... also ich meine... wenn das okay ist... natürlich."

Jason grinst bloß über meine Unsicherheit und fügt dann hinzu: ,,Ja, ich finde das vollkommen okay."

Als er an mir vorbei geht, schlägt mein Herz schneller in meiner Brust und als er drinnen ist, zieht er seinen Pyjama an.
Sofort sehe ich mit hochroten Wangen weg, aber ich habe genug gesehen, um ihn unglaublich attraktiv zu finden.

,,Du kannst wieder herschauen.", sagt er mit seiner engelsgleichen Stimme.und ich trete wieder in das warme Baumhaus, mehr als froh, dass ich noch meine Schlafsachen trage.

Einen Moment schaue ich ihn stumm und mit klopfenden Herzen an, bevor ich wieder unter die warme Bettdecke krieche.

Mein Engel stellt noch schnell den Wecker für morgen früh, bevor er ebenfalls unter die Bettdecke kommt und sich mit ein wenig Abstand neben mich legt.

,,Morgen früh fahren wir zu einem Bach, wo du dich waschen kannst."

,,Okay.", sage ich mit zitternder Stimme, denn wenn ich mich ein wenig bewegen würde, würde meine Schulter an die von Jason stoßen und momentan bin ich mir einfach nicht sicher, ob mein armes Herz das verkraften würde."

,,Gute Nacht, Cole.", haucht er, bevor er die Taschenlampe ausschaltet, sodass alles in Dunkelheit getaucht wird und nur unser beider Atem zu hören ist.

,,Gute Nacht, Jason."

***

Was würdet ihr heute tun, wenn ihr wissen würdet, dass ihr morgen stirbt?

Star Gazers (BxB) | Deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt