Es klingelte. "Schatz, kannst du bitte aufmachen? Ich bin noch nicht angezogen!", rief ich aus dem Schlafzimmer und hörte von Julian ein genervtes Seufzen und anschließend das Geräusch seiner Krücken. Die Tür wurde geöffnet und schon vernahm ich Lennards fröhliches Gebrabbel. Schnell schlüpfte ich in eine Leggins und einen bequemen Pullover, dann lief ich ins Wohnzimmer, wo Julian, Laura und mein Neffe saßen. "Hey ihr. Na mein Großer, was machst du da schönes?" Grinsend kniete ich mich neben Lennard, der auf dem Teppich saß und mit seinem Kuscheltiger herumfuchtelte. Er streckte ihn mir stolz grinsend entgegen, woraufhin ich ihm einen beeindruckten Blick schenkte und dann zu Laura sah. "Irgendwas besonderes, worauf wir achten müssen?" "Er war letzte Nacht ziemlich unruhig, vielleicht bekommt er bald wieder einen Zahn. Sollte er zu quängelig werden, dann ruft an und ich hole ihn wieder ab." "Und wie willst du das dann mit deinen Terminen machen?" "Im Notfall sage ich sie ab." "Blödsinn, wir kriegen das schon hin. Stimmt's mein Großer?", wandte ich mich an Lennard, der natürlich noch keinen blassen Schwimmer davon hatte, worüber wir sprachen. Laura erkundigte sich noch kurz nach Julians Fuß, dann verabschiedete sie sich und ging. Da sie Lennard bereits gefüttert hatte, Julian und ich aber noch nicht zu Abend gegessen hatten, lief ich in die Küche und machte uns beiden belegte Brote, während mein Freund sich um den Kleinen kümmerte. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, blieb ich unwillkürlich im Türrahmen stehen. Julian hatte Lennard auf dem Arm und wedelte mit dessen Kuscheltiger herum, während er mit verstellter Stimme eine Geschichte erzählte. Lennard giggelte und grinste und der Anblick brachte mich ebenfalls zum Grinsen. Ich wartete, bis Julian seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, dann lief ich zu ihm und stellte den Teller mit den Broten vor uns. Während wir aßen, herrschte gefräßiges Schweigen und ich ließ Lennard nicht aus den Augen, bis Julian sich räusperte. "Es tut mir echt Leid, was ich dir vorgestern alles an den Kopf vorgeworfen habe. Das war nicht fair von mir." Ich nickte schwach und sah dann zu meinem Freund, der sich verlegen am Kinn kratzte. "Mir tuts auch Leid. Ich hätte nicht gleich so heftig reagierne müssen. Du hast ja Recht, es ist dein Körper, deine Karriere, dein Leben." "Aber du bist ein Teil meines Lebens, Emily. Und ich dachte, als Entschädigung könnten wir nächste Woche mal wieder ausgehen. In dein Lieblingsrestaurant vielleicht?" Ich nickte lächelnd und mir wurde warm ums Herz, als ich Julians charmantem Grinsen begegnete. Jedes Mal wenn er lächelte, war es, als würde ich mich erneut in ihn verlieben. Glücklich beugte ich mich vor und küsste Julian und während ich das Gefühl seiner warmen Hand an meiner Wange genoss, vergaß ich, dass unser letzter Kuss bereits eine Ewigkeit her war. Jetzt war die Welt wieder in Ordnung.
Müde blinzelte ich und brauchte einen kurzen Moment, um mich zu orientieren. Ich lag im Bett und das Geräusch, das mich geweckt hatte, war Lennards Quängeln gewesen, das durch das Babyphone auf dem Nachttisch kam. Leise seufzend stellte ich es aus und schlüpfte aus dem Bett, wobei ich mein Bestes gab, um Julian nicht zu wecken. Mit wenigen Schritten war ich im Gästezimmer, wo Lennards Bettchen stand. Der Kleine saß weinend und kreischend zwischen der Decke und seinem Kuscheltiger und ich knipste vorsichtig das gedämmte Nachtlicht an. "Hey Lenni, was ist denn los, hm? Kannst du nicht schlafen?" Mein Patensohn schrie weiter, weshalb ich ihn kurzerhand hochhob. Mein Blick fiel auf seine Hände, die ziemlich rot waren. "Was hast du denn angestellt?" Irritiert musterte ich seine wunden Finger, bis ich begriff, was los war. "Die Mama hatte Recht, was? Du bekommst einen Zahn und deshalb hast du auf deinen Händen gekaut. Aber ich weiß da was besseres." Ich setzte meinen Neffen vorsichtig wieder in sein Bettchen und kramte dahinter die Tasche hervor, die Laura mitgegeben hatte. Nach kurzem Suchen fand ich das Objekt meiner Begierde, einen Beißring. Strahlend drückte ich ihn Lennard in die Hand, der den neuen Gegenstand kurz musterte und dann sofort begann, darauf herumzukauen. Erleichtert beobachtete ich ihn ein wenig dabei, dann legte ich ihn wieder richtig unter seine Decke, dämmte das Licht so weit, dass es fast wieder komplett dunkel im Zimmer war und lief zurück zu meinem Bett. Sicherheitshalber stellte ich das Babyphone wieder an, dann fiel ich zurück in den Schlaf.
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Plötzlich zwei Verehrer?
FanfictionFortsetzung von Plötzlich zwei Brüder? Seit fast einem Jahr sind Emily und Julian zusammen und scheinen glücklich zu sein. Doch der Schein trügt, denn immer öfter geraten die beiden in Streit. Emily ist zunächst überzeugt, ihre Beziehung noch retten...