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"Hey Schatz", begrüßte mich Julians fröhliche Stimme durch mein Handy und ich bemühte mich, ebenso glücklich klingend zu antworten. "Hey du, na? Wie läuft's in Florida?" "Alles super. Ich bin echt zuversichtlich, was die Rückrunde betrifft. Wir kommen alle gut mit Peter zurecht und ich denke, dass unsere Stärken gut zu seiner Spielweise passen. Und bei dir? Wie läuft eure Vorbereitung?" "Auch ganz gut soweit. Ein paar Defizite sind noch da, aber ich denke, dass die Rückrunde für uns deutlich besser laufen wird, als die Hinrunde. Du hast mir gestern gar nicht mehr geschrieben." Ich gab mir Mühe, nicht vorwurfsvoll zu klingen und es schien zu funktionieren. Julian seufzte. "Tut mir Leid, Muffin. Wir waren noch ein bisschen die Gegend erkunden und dann war mein Akku alle und Kai der Idiot hat sein Ladekabel nicht gefunden und deswegen meins gekidnappt." Seine Wortwahl brachte mich zum Schmunzeln und erweichte mein Herz. Außerdem war ich erleichtert, dass es wohl nichts mit Kira zu tun hatte. Ich quatschte noch ein wenig mit Julian über alles mögliche, er versprach sich heute nochmal zu melden und ich ließ Nala kurz in mein Handy bellen, dann verabschiedete ich mich von meinem Freund und legte auf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich gleich mit Nele verabredet war. Die Freundin meines Bruders Lars hatte mich zu einem Shoppingmarathon eingeladen, um uns beide davon abzulenken, dass unsere Freunde am anderen Ende der Welt waren und da ich heute nur vormittags zur Videoanalyse verschiedener Spiele der Hinrunde hatte erscheinen müssen, konnte ich den Nachmittag mit meiner Schwägerin in spe verbringen. Schnell kontrollierte ich mein Aussehen im Spiegel im Flur und nickte zufrieden. Meine blonden, mittlerweile wieder etwas längeren Haare hatte ich mir zu zwei Zöpfen geflochten, geschminkt war ich bis auf Wimperntusche überhaupt nicht, meine Beine steckten in einer engen schwarzen Jeans und darüber trug ich einen hellgrauen Pulli, der schön warmhielt, was bei den momentanen Temperaturen auch extrem nötig war. Trotzdem würde ich eine dicke Jacke und gefütterte Stiefel, sowie eine kuschelige Mütze anziehen. Während ich überlegte, ob ich auch Handschuhe anziehen sollte, klingelte es an der Tür und ich drückte auf den Knopf, damit Nele unten die Tür öffnen konnte. Es dauerte ein paar Minuten, dann klingelte es auch nochmal an der Wohnungstür und ich öffnete, um die hübsche Blondine zu umarmen. "Hi, schön dich zu sehen." "Ich freu mich auch, dass es klappt. Ich war wirklich ewig nicht mehr shoppen." "Geht mir genauso. Ich brauche unbedingt ein Kleid für die Hochzeit einer Freundin in zwei Wochen." Zuversichtlich grinste ich Nele an. "Alles klar, dann haben wir ja schon mindestens eine Sache auf unserer Liste stehen. Ich zieh mir noch schnell Jacke und Schuhe an, dann können wir los." Gesagt, getan. Zehn Minuten später saßen wir in Neles Auto und sangen mit dem Radio mit. Am Ziel angekommen stürzten wir uns direkt in den ersten Laden, in dem es schlne Kleider gab und die Freundin meines Bruders probierte eins nach dem anderen an. Als sie schließlich in einem lilanen aus der Umkleide kam, klappte mir die Kinnlade nach unten. "Wow, du siehst hammermäßig gut aus. Lars werden die Augen ausfallen und er wird dich safe die ganze Zeit anstarren." Auch Nele war von dem Stoff, den sie trug, begeistert. "Es ist wirklich schön. Ich denke, das nehm ich. Hast du auch was für dich gefunden?" Irritiert erwiderte ich ihren Blick. "Wieso sollte ich? Ich hab gar nicht geguckt. Ein Kleid ist im Moment nicht gerade was, was ich brauche." Sofort zog Nele ein Schnute. "Gibt es echt so gar keinen Anlass?" Ich überlegte, dann fiel mir etwas ein. "Oh Gott, ich glaube es gibt einen. Wir haben Neujahrsempfang vom Verein. Shit, das hab ich voll vergessen. Wann ist der denn nochmal?" Hektisch kramte ich mein Handy aus der Hosentasche und scrollte durch meinen Kalender, dann atmete ich erleichtert auf. "Ein Glück, das ist erst in der zweiten Februarwoche. Ich hab gerade richtig Panik bekommen für einen Moment." "Bis dahin ist es aber auch nicht mehr lang. Also kaufen wir dir auch ein Kleid", bestimmte Nele und ich gab mich schmunzelnd und nicht gerade widerwillig geschlagen. Wir begannen also, die Kleiderständer nach etwas passendem zu druchsuchen und genauso wie Nele probierte ich einiges an, was aber alles nicht perfekt war. Dann reichte Nele mir ein Kleid, das ich zunächst skeptisch betrachtete. es war vorne kurz und hinten so lang, dass es mir mit hohen Schuhen vermutlich bis zu den Knöcheln reichen würde. "Meinst du, ich kann da sowas anziehen? Das ist vorne schon relativ kurz, find ich." Doch Nele winkte ab. "Quatsch mit Soße. Du mit deinem trainierten Sportlerkörper kannst das mega tragen und das ist vorne gar nicht so kurz, wie es dir vielleicht gerade vorkommt. Komm schon, probier es an!" Ich verkniff mir ein Seufzen und schlüpfte in das Kleid, das vorne tatsächlich gar nicht so kurz war, wie ich befürchtet hatte. Es zeigte meine in der Tat recht gut geformten Beine und war für den Neujahrsempfang perfekt, weil dieser in einer großen, gut geheizten Halle stattfand. Es würde warm werden und da war ein relativ luftiges und zum Teil kurzes Kleid perfekt. "Bist du bereit?", erkundigte ich mich bei Nele, die vor der Umkleide auf mich wartete und bekam sofort eine Bejahung zur Antwort. Also schob ich den Vorhang beiseite und posierte übertrieben wie ein Model. "Heilige Scheiße!", entfuhr es der Blondine, während sie mich anstarrte und ich sah verunsichert an mir herunter. "Findest du es nicht gut?" "Nicht gut? Willst du mich verarschen? Es ist wie für dich gemacht! Du musst es definitiv kaufen." Mein Blick wanderte zum Preisschild und ich stellte fest, dass das gute Stück gar nicht so viel kostete, wie ich befürchtet hatte. Bevor ich es nochmal überdenken konnte, nickte ich. "Okay, ich kauf's."

Missmutig biss ich mir auf die Unterlippe. Julian hatte mir eigentlich versprochen, sich nochmal zu melden, aber das hatte er bis jetzt nicht getan. Stattdessen hatte ich auf Kais Instagram-Account gesehen, dass er mit Julian, ein paar anderen Jungs und Kira unterwegs war. Angestrengt versuchte ich mich abzulenken und hatte zwischendurch sogar ernsthaft damit begonnen, das Wohnzimmer aufzuräumen, als mein Handy klingelte. In freudiger Erwartung, dass es Julian war, kramte ich es aus meiner Hosentasche und wurde enttäuscht. Es war nicht Julian, sondern Niklas. Zu meiner Überraschung war ich aber weniger enttäuscht, als ich es erwartet hatte und nahm den Anruf entgegen. "Hey, was verschafft mir die Ehre?" "Hi Emily, ich ähm- ich wollte dich fragen, ob ich dich vielleicht zum Essen einladen darf. Als Dankeschön, weil du mir so geholfen hast, als ich im Chaos ertrunken bin." Überrumpelt von dieser Einladung antwortete ich erstmal nicht, sonden überlegte, was dafür und dagegen sprach. Letztendlich fiel mir die Entscheidung nicht schwer. "Gerne. Wann denn?" "Na ja, vielleicht heute? Ich hab mir ein paar Gedanken gemacht wegen meinem Vater und würde gerne deine Meinung hören." "Ähm, das kommt ganz schön plötzlich, aber ich hab Zeit. Wo wollen wir denn hingehen?" "Das kannst du entscheiden, ich kenne hier nicht so viele gute Restaurants." Ich musste grinsen, weil ich bereits eine Idee hatte. "Keine Sorge, mir fällt da schon was ein. Ich hol dich in einer Stunde mit dem Auto ab, okay?" "Ja, perfekt. Bis nachher." Mit diesen Worten legten wir auf und ich lief ins Badezimmer, um zu duschen. Während das heiße Wasser meinen Körper hinabrann, ließ ich meine Gedanken schweifen. Zu meiner Überraschung wanderten sie nicht zu Julian nach Florida. Stattdessen überlegte ich, was Niklas mir wohl erzählen wollte und ich erwischte mich dabei, wie sehr ich mich darüber freute, mit ihm Essen zu gehen. Es war unglaublich einsam in der Wohnung, wenn Julian nicht da war und da konnte ein wenig Abwechslung wirklich nicht schaden.

Plötzlich zwei Verehrer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt