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"Bitte sag mir nochmal, wieso wir angeboten haben, dass wir Weihnachten dieses Jahr bei uns feiern?", fragte ich Julian, während ich verzweifelt auf das vor mir herrschende Chaos starrte. "Weil Sven und Laura Lennard haben und sich nicht auch noch um das Essen und das Aufräumen Sorgen machen sollten." Ich seufzte. "Manchmal glaube ich, ich bin einfach zu sozial." "Das kann sein, aber dafür liebe ich dich." Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als Julian sich mit diesen Worten hinter mich stellte und mich umarmte. Seinen Kopf legte er auf meiner Schulter ab und ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals. "Na los, lass uns das aufräumen, dann ziehe ich den Tisch aus und du kümmerst dich ums Essen. Klingt das nach einem guten Plan?" Ich nickte und genau so machten wir es. Zuerst beseitigten wir das Chaos in Flur und Wohnzimmer, dann ging Julian mit dem Staubsauger durch die Wohnung und zog den Tisch aus, sodass sieben Personen bequem Platz hatten, wenn eine davon auf einem Hochstuhl saß. Ich breitete mich währenddessen in der Küche aus und zauberte einen Gemüseauflauf, den ich genau meinem Zeitplan entsprechend in den Ofen schob. Dann rührte ich schnell einen Dip an und schnitt das gekaufte Baguette. Als ich gerade das letzte Stück in den Brotkorb gelegt hatte, erschien Julian in der Küche. "Wow, das riecht ja schon mega lecker. Ich decke dann jetzt mal den Tisch." Ich nickte. "Perfekt, dann kann ich schnell duschen gehen und mir was Netteres anziehen." Schnell drückte ich Julian einen Kuss auf die Lippen, dann verschwand ich im Badezimmer und sprang unter die Dusche. Anschließend lockte ich meine Haare mit dem Glätteisen und schlüpfte in eine schwarze Jeans und eine weiße Bluse. Als Kontrast dazu zog ich weinrote Socken an und trug passenden roten Lippenstift auf. Als das erledigt war, lief ich schnell in die Küche und kontrollierte den Auflauf, der aber noch ein wenig brauchte. Also kontrollierte ich nochmal das Wohnzimmer und bestaunte, wie Julian den Tisch gedeckt hatte. Ich hörte, dass er mittlerweile unter der Dusche stand und holte schonmal die Getränke aus der Speisekammer. Kurze Zeit später stand Julian in schwarzer Jeans und weißem Hemd vor mir und grinste mich auf seine typische Art an. "Machst du schnell ein Foto von Nala und mir, bevor die anderen kommen?" Ich nickte und nahm Julian sein Handy ab. Er hockte sich zusammen mit der Hündin vor unseren Weihnachtsbaum und ich machte einige Fotos, bis es klingelte. "Ich geh schon", sagte Julian sofort und ich nickte, ging in die Küche und schaltete den Ofen aus. Den Auflauf ließ ich erstmal noch drin und griff stattdessen nach einem Holzbrett, das ich auf den Tisch im Wohnzimmer legte, um gleich die heiße Auflaufform darauf abstellen zu können. Dann lief ich in den Flur, um unsere Gäste zu begrüßen. Sie waren alle auf einmal gekommen, was dazu führte, dass es beim Schuhe und Jacken ausziehen ein wenig chaotisch zuging. Meine beste Freundin war die Erste, die sich aus dem Gewurschtel befreite und mir mit ihrem Sohn auf dem Arm entgegenkam. Lächelnd umarmte ich sie. "Frohe Weihnachten. Wie schön, dass ihr da seid." "Danke für die Einladung. Damit ersparst du mir eine Menge Stress." Ich grinste bloß und begrüßte auch Sven, Lars und Nele. Letztere hatte eine riesige Schüssel dabei, die ich mit großen Augen anstarrte. "Ich dachte, du wolltest einen kleinen Nachtisch machen?" Schmunzelnd zuckte sie die Schultern. "Ich hab einfach Mousse au Chocolate gemacht und jeder kann sich daraus nehmen, soviel er will. Das kann man ja morgen auch noch gut essen." "Na dann. Das muss wahrscheinlich in den Kühlschrank, oder?" "Wäre gut, ja." "Alles klar, dann komm einfach mit in die Küche und wir finden einen Platz." Wir liefen in die Küche und brachten die Schüssel irgendwie im Kühlschrank unter, dann holte ich den Auflauf aus dem Ofen und Nele trug hinter mir den Dip und das geschnittene Baguette ins Wohnzimmer. Die anderen saßen schon alle am Tisch und mein Blick fiel kurz auf den Weihnachtsbaum, unter dem jetzt viel mehr Geschenke lagen, als vorhin. Lächelnd schaute ich in die Runde. "Es ist schön, dass ihr heute alle hier seid und wir gemeinsam Weihnachten feiern. Es kommt mir vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit wir letztes Jahr in Svens, Lars' und meiner alten Wohnung gefeiert haben. Vieles hat sich verändert, wir sind einer mehr am Tisch und das ist definitiv auch ein Grund zum Feiern. Und jetzt will ich auch gar nicht weiter quatschen. Haut rein!"

Lächelnd beobachtete ich Julian, der gerade Nala knuddelte und ihr ein Leckerli gab, dann konzentrierte ich mich wieder auf das gerade laufende Gespräch, in dem es um unsere Pläne für die nächsten Tage ging. Lars hatte Nele ein Wochenende in einem romantischen Hotel in den Alpen geschenkt und die beiden wollten schon übernächstes Wochenende hinfahren, Sven und Laura würden die gesamte nächste Woche ab übermorgen bei Lauras Eltern verbringen, die am südlichen Ende von Deutschland irgendwo in den Tiefen Bayerns lebten. Mein Blick fiel auf das Buch, das Lars mir geschenkt hatte, die Kette von Nele, den Pullover von Laura und den Wellnessgutschein von Sven. Dann schaute ich wieder zu Julian, der mir eine Reise nach Dublin geschenkt hatte. Zwar erst für irgendwann in der Sommerpause, aber ich freute mich jetzt schon wahnsinnig darauf, denn ich wollte schon immer mal nach Irland. Aus dem Babyphone neben mir erklang ein leises Gebrabbel, aber es klang nicht so, als ob Lennard aufgewacht wäre. Der Kleine hatte vorhin fleißig mit seinen Geschenken gespielt und war dann irgendwann praktisch im Sitzen eingeschlafen, weshalb Laura ihn in sein Bettchen im Gästezimmer gelegt hatte. Dort schlief er jetzt schon eine ganze Weile ruhig und friedlich, während wir Erwachsenen im Wohnzimmer saßen und uns unterhielten, wobei im Hintergrund leise Musik lief. In diesem Moment wechselte die Playlist zu einem etwas schnelleren Lied und ich quietschte überrascht, als Julian mich unerwartet vom Sofa hochzog. Bevor ich realisieren konnte, was gerade geschah, hatte er schon begonnen zu tanzen und ich ließ mich einfach von ihm führen, weil ich nicht unbedingt die geborene Tänzerin war und man mich beim Tanzkurs in der Mittelstufe nur zwei Mal zu Gesicht bekommen hatte. Lars und Sven zogen ihre Freundinnen schließlich ebenfalls vom Sofa und schließlich tanzten wir alle durchs Wohnzimmer und lachten dabei und hatten eine Menge Spaß. Irgendwann ließ ich mich außer Atem wieder auf die Couch fallen und lehnte mich gegen Julian, der sich neben mich gesetzt hatte. Die anderen vier tanzten noch, während Julian nach meiner Hand griff und unsere Finger miteinander verschränkte. Ich begann automatisch zu lächeln und drehte meinen Kopf so, dass ich ihn anschauen konnte. "Frohe Weihnachten, Liebe meines Lebens", murmelte er schmunzelnd und küsste mich sanft. Genießerisch schloss ich die Augen und lauschte meinem wild pochenden Herzen. Langsam löste Julian sich von mir und ich starrte in seine leuchtenden blauen Augen. "Frohe Weihnachten. Ich liebe dich." Wir grinsten uns an und ich nahm die anderen kaum noch wahr, so sehr fesselten mich die Augen meines Freundes, die mich verliebt ansahen. Und ich war defintiv genauso sehr in ihn verliebt. In diesem Moment konnte ich mir nicht vorstellen, jemals einen anderen Mann, als diesen zu lieben. In diesem Augenblick war einfach alles perfekt und es gab nur das hier und jetzt mit diesen leuchtenden blauen Augen.

Plötzlich zwei Verehrer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt