Kapitel 42 - Dämonen über Dämonen

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Tzuyu Pov

Wieder einmal stellte sich das Pech auf meine Seite. Denn gerade mal fünf Minuten später erblickte ich ein bekanntes Gesicht, welches sich als das von Ho-dong herausstellte.
Somit stand für mich klar: Sie waren hier und zwar alle. Das ganze Bündnis.
Ich duckte mich, hoffte, dass er mich nicht entdeckte.
Meine Wünsche erfüllten sich. Ich beobachtete, wie er sich in eine Richtung begab. Ich konnte nicht genau erkennen, in welche das war.
Ist mir in der Sekunde obendrein egal gewesen.

Ehe man sich versah, stellte sich ein kräftig gebauter Mann in die Mitte der Halle, sodass jeder einen Überblick auf ihn hatte. Ohne Zeitverzögerung schenkte ihm jeder Aufmerksamkeit und er begrüßte uns mit einem lauten und aufgeregten Laut.
,,Ich begrüße sie!"

Sein schwabbeliger Bierbauch wackelte beim Sprechen herum, einen längeren Schnauzbart bekam ich selten zu Gesicht. Ich musste gestehen, dass er mich an einen Zirkusdirektor erinnerte, halt nur in pummelig.
Stolz hieß er alle Anwesenden willkommen. Er betonte, dass er sich über alles und jeden freute und wie gerne er diese Art von Treffen feierte.

Gähnend blendete ich seine Stimme aus und träumte vor mich her. Im Grunde genommen interessierte mich das Gerede von dem Sprecher gar nicht.
Der einzige Anlass meines Auftretens sollte allein wegen ihm sein, dessen Namen ich bis auf weiteres nicht in Erfahrung bringen konnte.

Wie aus Zufall, oder hätte ich es lieber Schicksal nennen sollen, stach mir unversehens eine Gestalt ins Auge.
Ich hatte keine Möglichkeit dieses Subjekt zu identifizieren, da es sich mit einem schwarzen Mantel bedeckte.
Könnte es sein, dass...
Ich ging mit Sicherheit davon aus, dass es nur er sein konnte, denn er sah sich nach etwas oder jemanden um.
Auffälliger geht es nicht, oder?

Ehe ich mich dazu entschied, mich der Person zu nähern, überlegte ich, ob er alleine oder mit Unterstützung vor Ort sei. Natürlich wäre dies für mich kein Risiko gewesen.
Als Auserwählte hab ich mehr als bessere Chancen, gegen wen auch immer ich antrete.

Hinter vorgehaltener Hand erhob ich mich und schlich von meinem Platz weiter nach rechts, die Dämonenjäger vor mir, mit dem Rücken zu mir gerichtet. Keiner nahm meine Gegenwart wahr.

Ich schreitete nicht endend voran. Jeden Meter weiter empfand ich ein bedrohliches und sonderbares Gefühl. Mein Bauchgefühl verriet mir, dass es etwas gab, was Zweifel in mir hegte.
Also blieb ich abrupt und unwillkürlich stehen.
Ängstlich blickte ich mich um. Es war, als würde mich jemand beobachten.
Zögerlich blickte ich zu der schwarz gekleideten Gestalt, dessen Gesicht er noch immer verdeckte.
Steckt er hinter mein seltsames Verhalten?
Es erschien mir, als würde ich die Person kennen. Doch woher? Was zum Teufel war los mit mir?

Noch bevor ich meinen Gedanken beenden konnte, geschah es:
Eine riesige Horde Dämonen stürmte die Arena, wie aus dem Nichts und unerwartet.
Das erkannte man auch an den Körperhaltungen jener Dämonenjäger, die vor Schreck aufstanden und all ihre Waffen zogen.
Mist! Das hat mir gerade noch gefehlt.

,,VERFLUCHT! WIE IST DAS DENN MÖGLICH? DAS KANN NICHT SEIN!", krakeelte der Mann mit Schnauzer durch den gesamten Bereich und ergriff die Flucht.

Die Dämonen verteilten sich in alle Reihen und griffen die Dämonenjäger an, deren Mut sich erwartungsgemäß widerspiegelte, trotz des überfallartigen Besuchs.

Meine Augen suchten den Mann, der nun in dem Gewusel nicht mehr zu sehen war. In absoluter Verzeiflung drehte ich mich in alle möglichen Richtungen. Nirgendswo fand ich ihn auf.
Scheiße!
Mir musste etwas einfallen.

Und dazu kam es auch. Wie auf Knopfdruck memorierte ich, dass ich ja Kräfte besaß, und was für welche. Doch sollte ich sie in der Präsenz so vieler Beteiligten anwenden?
Ich zögerte und musterte das Geschehen. Auf der einen Seite setzte ich alles auf's Spiel, auf der anderen wollte ich den Kerl finden und irgendwie auch meinen Gleichgesinnten helfen.

Ich schloss meine Augen und ignorierte die Dämonen, die mich entdeckten und zuvor auf mich zurasten.
Ich atmete tief ein und aus und verschränkte meine Finger ineinander. Ich erinnerte mich an eine Technik, für die ich lange brauchte. Ich konnte sie erst spät kontrollieren, doch es funktionierte nach einer Weile.

Leise brabbelte ich etwas daher, was nur die Dämonen vor mir aufschnappten. Sie stoppten und gaben verängstigte Laute von sich. Mit einem letzten Wort, welches etwas hörbarer erklang, riss ich meine Augen auf und es erleuchtete ein heller Strahl, der sich über die gesamte Arena verteilte.
Die Dämoenjäger hielten sich reflexartig die Hände vors Gesicht. Erst als sie wieder Möglichkeit zum Sehen bekamen, stellten sie fest, dass allesamt Dämonen zu Stein erstarrten.

Geschockt und fassungslos schreckte jedermann zurück. Selbst ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Und das war wirklich ich.

,,Oooh mein Gott!" Der schnauzbärtige Mann humpelte aus seinem Versteck und betrachtete eins der Skulpturen genauer. ,,Das ist unglaublich!"
Kichernd stellte ich mich zurück zu SinB, die mich direkt darauf ansprach.
,,Hast du das gesehen?"
,,Logisch."
,,Wie kann das sein?"
,,Hm." Ich tat auf unschuldig und schüttelte desinteressiert den Kopf.
,,Unglaublich. So etwas ist mir noch nie unter die Augen gekommen!", bewunderte der Mann.

,,HALT! ICH WEIß, WAS DAS WAR!"
Jemand von fern trat hervor. Meine Kinnlage klappte runter, sobald ich sein Gesicht erkannte.
,,Ich kann Sie aufklären, Sir. Ich kann ihnen sagen, was es mit all dem auf sich hat."
Manseok?
,,Ach ja?" Der Mann runzelte skeptisch die Stirn. ,,Und was?"

Mein Kopf fing an zu dröhnen.
Wie kann das sein? Wollte er nicht verschwinden, vom Erdboden verschluckt?
Wieso sehe ich ihn vor mir? Ich dachte wirklich, ich würde ihn nie wieder sehen.

,,Tzuyu!" SinB bemerkte mein Benehmen. ,,Was hast du?"
Fix schluckte ich meinen letzten Kloß hinunter. ,,Nichts."
Reiß dich zusammen, Tzuyu!

,,Na hören Sie mal!", beklagte sich Manseok. ,,Diese Tat kann doch nur von einem Menschen verursacht werden."
,,Redest du etwa von-" ,,Genau! Ich spreche von der Legende, der Auserwählten.", schnitt Manseok dem Fettklops das Wort ab.

Im Normalfall erschallte jetzt ein Geplärre aus allen Ecken, weil mal wieder das böse Wort aus seinem Mund erklang.
Dieses mal jedoch herrschte Ruhe. Keiner kommentierte etwas oder beschwerte sich.
Zu meiner Verwunderung blickte ich mich um.
Jeder wirkte ernst. So als...

Als würden ihm jeder Glauben schenken.

Und dann zeigte sich im Blickfeld aller die schwarz ummantelte Gestalt.
,,Dad?", überkam es Manseok. Mir gefor das Blut in den Adern.

D-Dad?

Demon Hunter [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt