Kapitel 1

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„Ich liebe dich Mara!", flüsterte er mir ins Ohr. Seine Stimme klang so weich und lieblich. Auch so war Sven ein Traumtyp, mit seinen dunklen Augen, denn kurzen braun/schwarzen Haaren und einem perfekt geformten Körper, lässt er einfach alle Herzen schmelzen. Vor allem die der Mädchen.

Und genau das ist das unfassbare, ein so perfekter Typ verliebt sich in mich. In Mara Blaze, ein total unscheinbares Mädchen, mit grünen Augen, kurzen, glatten schwarzen Haaren und keinem sonstigen Merkmal mit dem man aus der Menge herausstechen würde. Um genau zu sein bin ich und zusammen mit meinem kompletten Leben, das genaue Gegenteil von ihm. Im Gegensatz zu ihm trug ich nicht die neusten Markenklamotten, war auch sonst nicht sehr modisch und wollte auch nicht in der Menge auffallen. Auch war Sven sehr beliebt, sowohl in der Schule, als auch außerhalb. Alle wollten mit ihm befreundet sein. Ich dagegen bin eher eine Außenseiterin, wobei Außenseiterin ist das falsche Wort, ich bin einfach immer noch „die Neue" und daher hatte ich auch noch keine Freunde gefunden. Ich werde zwar weder gemobbt noch anderweitig gemieden und es gab schon Klassenkameraden mit denen ich mich unterhielt, aber ich würde sie nicht als Freunde bezeichnen. Es blieb immer eine gewisse Distanz zwischen mir und den anderen. Daher sagen die Leute ich schaue sehr ernst aus und wirke auch sonst sehr kühl, ab und zu sogar arrogant. Dabei war ich nicht arrogant, ich war bodenständig und wusste einfach nur was ich wollte. Dieses kindische hin und her und sich nicht entscheiden können, ist halt einfach nicht meine Art. Das, was ich will, bekomme ich auch und dabei ist mir das „wie" vollkommen egal.

Vielleicht war es ja gerade dieser Unterschied der uns zusammengebracht hatte. Vielleicht war es das Anderssein, das Sven an mir liebte. Ich wusste nicht genau was es war, er hatte es mir nie wirklich erzählt. Er lenkte immer wieder von dem Thema ab, wenn ich darauf zu sprechen kam. Aber es war mir egal. Er liebte mich und ich liebe ihn und das war alles was zählte. Ab morgen sind wir eine Woche zusammen. Diese Woche war die Beste meines Lebens gewesen. Ich dachte schon, ich hätte vergessen wie man liebt, doch Sven zeigte mir, dass ich es nicht vergessen hatte. Wie ich es liebte, wenn die Schmetterlinge in mir aufstiegen, wenn ich nur an ihn dachte. Und wie ich die eifersüchtigen Blicke der anderen Mädchen aus der Klasse liebte, wenn sie mich mit Sven zusammen sehen. Jetzt kann ich den Zicken Samira und Kim endlich zeigen, dass ich auch zu den Coolen gehören konnte. Doch zur Clique selbst wollte ich nicht gehören. Die Vier hatten sich ihren Respekt und ihre Beliebtheit zum Teil mit Angst gesichert. Mobbing und Gewalt waren an der Tagesordnung und wurden dann eingesetzt, wenn sie mit bloßen Worten nicht mehr weiterkamen. Bis vor kurzem hatten sie es vor allem auf mich abgesehen. „Du bist neu hier, du musst die Regeln noch lernen.", haben sie mir damals gesagt. Doch seit dem Sven mit mir zusammen war ließen sie mich in Ruhe. Vielleicht hatten sie auch gemerkt, dass ich mich nicht einschüchtern lasse.

Ich ließ meine Blicke gerade über den Pausenhof schweifen, als ich die stechenden Blicke bemerkte. Ich schaute über Svens Schulter, da dieser mich immer noch umarmte, und sah die beiden auf einem der Tische sitzen. Sie beobachteten Sven und mich aus dem Augenwinkel, kämmten sich ihre langen blonden Haare und schminken sich so, dass die blauen Augen noch mehr leuchten als sonst. Als sie nun auch meinen Blick bemerkten, rümpften sie die Nasen und sprangen vom Tisch auf. Sie schnappten sich ihre Taschen und gingen den Aufgang hoch. Ein Lächeln bestehend aus Schadenfreude umschmeichelt meine Lippen. „Was lachst du denn so?", fragte mich Sven verwundert. Da ich ihm schlecht sagen konnte, dass ich über seine Freunde lache, schüttelte ich in nur leicht den Kopf und erwiderte mit einem erneutem aber anderes gemeintem Lächeln: „Ich bin einfach nur glücklich. Glücklich mit dir." Er beugte sich nach vorne und gab mir einen Kuss, denn ich nur zu gerne erwiderte. Der Moment wurde durch die Pausenklingel unterbrochen, es läutete zum Anfang der 5 Stunde. „Vergiss nie das ich dich liebe.", sagte er mit einem Lächeln und wollte verschwinden, doch ich hielt ihm am Arm feste und zog ihn zu mir zurück: „Versprich mir, dass du mich niemals verlässt." Meine Stimme war ernst geworden und ich schaute ihn eindringlich an. Sein Blick spiegelte seine Verwunderung über meine Aussage wider. „Was, wenn nicht?", fragte er nun mit scherzender Stimme. Doch ich meinte es ernst. Ich legte meinen Kopf leicht schief, holte tief Luft und antwortete ihm zwar leise doch bestimmt: „Dann werde ich dein schlimmster Alptraum sein und du wirst dir wünschen du hättest mich niemals kennengelernt." Das Lachen in seinem Gesicht war verschwunden, er stand wie erstarrt vor mir. Ich gab ihm noch schnell einen Kuss auf die Wange, bevor ich in meine Klasse rannte, der Pausenhof war bereits leer. Der Kuss hatte zum einen den Vorteil, dass Sven aus seiner Totenstarre erwachte und zum anderen konnte ich die Angst spüren, die er in diesem Moment hatte. Ich sollte mich nicht darüber freuen, dass mein Freund Angst bekommt, wenn ich mit ihm rede, aber ich kann es nicht leiden ausgenutzt zu werden. Wer das mit mir macht muss mit den Konsequenzen leben.

Aber das würde ja nicht passieren, wir liebten uns und vertrauten einander.

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