Kapitel 10

85 9 0
                                    

Heute war Montag und Montag war Schwimmunterricht. Ich hatte mich noch nie so auf den Schwimmunterricht gefreut wie heute. Ich hatte alles dabei um mich an Samira zu rächen. Ungeduldig brachte ich die ersten sechs Stunden hinter mich. Endlich ertönte die Klingel und ich ging zügig zu meinem Spinnt um meine Schwimmsachen zu holen. Die Spinttür knallte zu und ich wollte gerade loslaufen als mich jemand am Arm festhielt. Energisch und ein lautes „Hey was soll das!" von mir gebend löste ich mich aus dem Griff und drehte mich um. „Tut mir leid ich wollte dich nicht erschrecken.", kam es von einem sichtlich erschrockenen Jonas. Schon als ich ihn erkannte tat es mir leid, dass ich ihn so angeschrien hatte. „Ist schon gut.", gab ich nun ruhiger von mir. „Ich wollte dich nur Fragen ob wir zusammen zur Schwimmhalle laufen. Ich weiß ja gar nicht wo ich ihn muss.", die Situation war ihm unangenehm, was mir wiederum leidtat, da ich ja dafür verantwortlich war. „Klar komm mit.", ich versuchte so nett und freundlich zu klingen und so fröhlich wie möglich auszusehen, um die Stimmung wieder etwas zu heben. Anscheinend gelang mir dies besser als gedacht, da Jonas auch anfing zu Lächeln. Wir liefen zusammen zur Schwimmhalle, die etwas weiter weg von der Schule lag. Auf dem Weg dahin redeten wir zwar über belanglose Dinge, mussten aber oft lachen. Es war schön mit jemanden zusammen zu laufen und auch wirklich lustig. An der Halle angekommen, liefen wir in die Umkleiden.

Ich betrat die Mädchenumkleide und erkannte sofort, dass Kim und Samira schon da waren. Sie standen wie immer vor dem Spiegel und kämmten sich die Haare. Warum war mir rätselhaft, sie wurden ja sowieso nass. Keiner der anderen sprach etwas in der Umkleide, jeder wollte vermeiden sich Kommentare von Kim und Samira zu persönlichen Dingen anhören zu müssen. So zogen sich alle still und schnell um, um aus dieser Situation zu entkommen. Im Schwimmbad selbst, versammelten sich alle an der Wand, hörten sich die Inhalte der heutigen Stunde an und sprangen dann vom Beckenrand aus ins Wasser, was wiederum den Lehrer schon in den ersten zehn Minuten dazu veranlasste mit uns rum zu schreien. Wir schwammen alle ein paar Bahnen zum warm werden und begannen dann mit den Schwimm- und Tauchübungen, die der Lehrer vorher erwähnt hatte. Alle waren beschäftig und ich erkannte den perfekten Zeitpunkt für meine Rache. Ich entschuldigte mich kurz um auf die Toilette gehen zu können.

Vorsichtig betrat ich die Umkleide und schaute mich auch sicherheitshalber nochmal um, dass auch kein anderer hier war. Aber ich war alleine. Ich holte die Flasche mit dem Färbemittel aus meiner Tasche und öffnete dann die Tasche von Samira. Ich musste nicht lange suchen und fand ihr Shampoo. Schnell schraubte ich den Verschluss ab und ließ den kompletten Inhalt des Färbemittels in das Shampoo laufen. Am Ende schüttelte ich die Flasche noch einmal kräftig durch und legte sie dann wieder an ihren Ursprungsplatz zurück. Genauso verstaute ich das nun leere Färbemittel wieder in meiner Tasche und ging zurück zum Schwimmunterricht. Mein Fehlen schien gar keinem aufgefallen zu sein und ich ließ mir auch nichts anmerken. Die Stunde verging ohne irgendwelche weiteren besonderen Vorkommnisse und wir gingen alle in die Umkleiden. Ich beeilte mich wie immer mit dem duschen, verzichtete auf, dass Haare föhnen und packte schnell zusammen, ich wollte nicht mehr Zeit als nötig hier verbringen. Als ich aus der Umkleide draußen war und schon auf dem Weg zu Tür war, ertönte plötzlich ein lauter Schrei. Von der Stimme her musste es ein Mädchen gewesen sein und da Samira die Einzige war, die jetzt einen Grund zum Schreien gehabt hätte lag die Vermutung nahe, dass auch sie geschrien hatte.

„Hast du das gehört.", ertönte Jonas Stimme hinter mir und ich drehte mich nickend um. „Wer war das?", fragte er weiter. „Ich vermute Samira.", gab ich monoton von mir und lief weiter Richtung Ausgang. „Und was ist passiert?" Ich zuckte mit den Schultern: „Vielleicht ist ihr ein Fingernagel abgebrochen. Keine Ahnung." Nun zuckte er ebenfalls mit den Schultern und wir gingen aus dem Gebäude. „Was machst du jetzt noch?", fragte er. „Ich geh nach Hause und dann mal schauen.", ich wusste nicht was ich noch machen sollte. Es war schon 17:00 Uhr, da ist man nicht mehr wirklich motiviert überhaupt irgendetwas zu machen. „Was hast du noch vor?", fragte ich jetzt Jonas, denn ich wollte nicht unhöflich erscheinen. „Ich hab heute mein erstes Training bei der neuen Fußball-Mannschaft. Muss in einer Stunde auf dem Platz stehen." „Na dann wünsch ich dir viel Spaß. Will dich mal nicht weiter aufhalten.", und mit diesen Worten bog ich in der Straße ab. „Wir sehen und morgen in der Schule!", rief er mir noch nach und ich drehte mich noch einmal um und nickte ihm zu. Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren schaltete meine Musik an und die Welt somit aus.

Auf dem Weg nach Hause lief ich an einer Seitenstraße vorbei. Ich hörte eine wütende Stimme, verstand aber nicht was sie sagte. Es waren zwei Personen die in einer dunkleren Ecke standen und bei genauerem betrachten erkannte ich, dass der eine Junge Sven war. Der Typ der Sven gegenüberstand sah ziemlich aufgebracht auf, er ruderte wie verrückt mit den Armen durch die Luft und schrie ihn ununterbrochen an. Aber egal was der Typ tat, es ließ Sven völlig kalt, er lachte ab und zu und sah den Typ nur grinsten an. Wie bei Kim setzte ich mich wieder hinter einen Busch, schaute ob jemand mich entdecken konnte, und beobachtete was dort drüben ablief. Als ich den Typ durch das Fernglas näher sah, kam er mir ziemlich bekannt vor. Mir fiel aber nicht ein woher ich ihn kannte. Er hatte schwarzes Haar, grüne Augen und trug eine alte zerrissene Jeans und ein blaue T-Shirt durch das man deutliche seine Muskeln sehen konnte. Das er äußerst viel Krafttraining machte, konnte man ihm allgemein gut sehen. Als ich ihn noch etwas länger beobachte fiel mir auch ein woher ich ihn kannte. Er hieß Ben und ging bei uns auf die Schule, flog aber nach meiner ersten Schulwoche von der Schule, weil er dort mit Drogen dielte. Dafür war er sogar zwei Monate in der JVA und jetzt war er wieder auf freiem Fuß und machte mit seinen schmutzigen Geschäften weiter. Plötzlich kam ein Mann auf die Straße und rief etwas, Sven drehte sich um, nickte, verabschiedete sich und stieg in ein Auto ein. Wahrscheinlich war das sein Vater, der ihn da gerufen hatte. Ben rief ihm noch etwas nach und ging dann in der anderen Richtung davon. Da ich ja nun keine Chance hatte Sven zu beobachten, da dieser mit seinem Vater wegfuhr, entschloss ich mich Ben nachzugehen. Ich ging vorsichtig von dem Busch weg und richtete mich auf, ich hatte immer noch ein wenig Angst entdeckt zu werden. Ich folgte Ben aber erst am Flussufer hatte ich ihn eingeholt. Total außer Atem rief ich:" Hey Ben, warte mal kurz ich muss mit dir reden." Er drehte sich um und antwortete schnippisch: „Ich wüsste nicht was wir beide zu reden haben. Also verschwinde!" „Es geht um Sven. Bitte hör mir nur eine Minute zu.", ich wusste, dass Ben mehr über Sven wusste als ich und ich hatte auch Hoffnung, dass er mir vielleicht doch etwas verriet. "Von dem will ich nichts wissen. Wegen dem war ich im Gefängnis." „Wie, du warst wegen Sven im Gefängnis?" Jetzt blieb Ben stehen, drehte sich um und kam auf mich zu. Als er näherkam, bekam ich es mit der Angst zu tun. Er verzog sein Gesicht zu einer grimmigen Fratze und war auch gleich zwei Köpfe größer als ich. „Ich wüsste nicht was dich meine Probleme mit Sven angehen." „Ich hab euch streiten gesehen und ich bin deiner Meinung, Sven ist einfach nur das Letzte." „Toll und was willst du jetzt noch von mir?" Ich konnte ihm ansehen wie genervt er war, trotzdem ließ ich nicht locker. „Ich will wissen warum du sauer auf ihn bist. Hat es was mit den Drogen zu tun?"

Er lachte:" Du bist gar nicht so dumm. Du willst wissen was los ist, na gut ich erzähl's dir aber dann verschwindest du okay?" "Ja, einverstanden!" Er holte noch einmal tief Luft und fing an zu erzählen. " Sven hatte damals die Drogen vertickt, nicht ich. Ich war nur zufällig bei ihm, wir redeten über dies und das. Er wedelte zwar immer mit dem kleinen Päckchen Heroin vor meiner Nase herum, aber ich lehnte jedes Mal ab. Wie aber der Direktor kam und die Drogen sah hatte er Sven darauf angesprochen und der schob die Schuld auf mich. Er hätte das Zeug von mir und ich hätte es auch noch anderen Schüler verkauft. Ich wollte mich zwar verteidigen aber es war ja klar, dass mir keiner nach der Sache im Frühling glaubte." Im letzten Frühling gab es zwischen Ben und zwei anderen Typen auf dem Frühlingsfest zu einer Schlägerei. Dabei verletzte Ben den einen so schwer, dass dieser ins Krankenhaus musste. Damals bekam er eine Bewährungsstrafe und musste Sozialstunden ableisten. "Ich verstehe. Aber woher hatte dann Sven die Drogen?" "Die Drogen baut er selber an, hinten im Garten. Ist mir aber auch egal, er soll zudem stehen was er getan hat und dafür büßen. Wegen dem Idiot, hat meine Freundin Schluss gemacht und meine Eltern hatten nur noch Streit Zuhause." Ich wusste, dass es Ben sehr freuen würde, wenn Sven etwas Schlimmes passieren würde und er es auch noch mitbekäme. "Hast du den jetzt noch mit ihm zu tun?", fragte ich ihn zögerlich. "Nein, hab ich nicht! Das kann dir aber auch egal sein. Wolltest du nicht verschwinden?", mit diesem Satz drehte er sich um und ging weg.

Ich wusste das es sinnlos war ihm nachzurufen oder ihm sogar nachzulaufen. Aber ich wusste ja jetzt auch etwas Neues. Sven dealte mit Drogen und baute diese auch noch selbst an. Damit ließ sich bestimmt etwas anfangen. Ich ging wieder ein Stück zurück und setzte dann meinen Weg nach Hause fort.

RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt