Kapitel 15

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Die ersten Stunden vergingen ohne das etwas passierte. Ich versuchte mir zwar meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, aber im Inneren war ein einziges Nervenbündel. Hatte er die Pillen noch nicht gesehen oder war er vielleicht noch gar nicht an seinem Spinnt gewesen? Wenn er sie heute nicht finden würde, würde er sie bestimmt morgen finden, aber dann wäre ich vielleicht nicht da und würde alles verpassen. Als es zur Pause klingelte suchte ich den ganzen Pausenhof mit den Augen nach Sven ab und endlich fand ich ihn auch. Er stand mit Kim, Samira und Justin an der Tischtennisplatte und vor den Vier stand eine kleine Horde von Mitschülern die sich aufgeregt mit ihnen unterhielten. Allerdings konnte ich auf die Entfernung nicht mitbekommen über was sie redeten.

Ab und zu sah ich sie lachen, aber mehr bekam ich nicht mit. Ich musste also noch länger warten. Die nächsten zwei Stunden verstrichen genau so langsam wie die ersten. Das einzige was sich verbessert hatte war meine Nervosität, denn die war eigentlich fast ganz verschwunden. In der nächsten Pause stand ich mit Jonas zusammen auf dem Pausenhof und er erzählte mir von seiner früheren Heimat, als plötzlich jemand laut aufschrie. Sofort schauten sich alle um und man sah sofort wer geschrien hatte. Am Rand des Schulgebäudes stand ein Mädchen mit langen braunen Haaren, die sich geschockt die Hände vor den Mund hielt und am ganzen Körper zitterte. Sofort stürzten alle Schüler zu dem Mädchen, aber erst als sie einen Schritt zu Seite machte sah man den Grund für ihren Schrei. Vor ihr auf dem Boden lag ein anderes Mädchen zuckend und mit Schaum vor dem Mund. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie glänzte nur so vom Schweiß. Es dauerte nicht lange da kamen schon die ersten Lehrer und nur wenige Minuten später ein Krankenwagen. Zwar machten wir den Rettungskräften Platz, aber wir schauten alle weiter gespannt zu. Das Mädchen wurde abtransportiert, als sie auf die Trage gelegt wurde bewegte sie sich kein Stück. Ihre Hand viele beim Aufrichten der Trage kraftlos nach unten, sie sah aus wie eine Tote. Das andere Mädchen nahmen sie auch mit, denn sie stand immer noch unter Schock. Zwar kannte ich keine der beiden, aber den Anblick werde ich so schnell nicht mehr vergessen. Wie hätte ich denn wissen können, dass der Spruch, „Der Tod ist der Anfang neuen Lebens.", denn ich zu den Pillen gelegt hatte so krass zutreffen würde. Der Krankenwagen fuhr vom Hof und schon schrie der Direktor los: „Wer weiß was hier passiert ist! Die Verantwortlichen haben sich umgehend bei mir zu melden!" Er schaute in die Runde aber keiner gab ihm Antwort, manche schauten sogar weg. „Wenn ich hier jetzt nicht bald einen Namen habe wird das für euch alle Konsequenzen haben! Die Polizei wird auch jeden Moment hier sein, dann könnt ihr da alles erzählen." Wütend schaute er dann nochmal in die Runde und verschwand dann in Richtung seines Büros. Wir gingen alle in unsere Klassenzimmer und versuchten den Unterricht wieder aufzunehmen, aber an lernen war nicht mehr zu denken.

Der Tag verging und Jonas begleitete mich bis nach Hause. Wir redeten auf dem ganzen Weg nochmal über das was in der Schule passiert war. Aber viel sagte ich dazu nicht. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Es sollte Sven treffen und nicht irgendeine Fremde und auch nicht in dem Ausmaß. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Zeug so krass wirkt.", gab ich leise von mir. „Tut es normal auch nicht. Zumindest nicht mit Schaum vor dem Mund." Verwundert schaute ich Jonas an: „Was meinst du damit?" „Ich meine, dass das Zeug gestreckt worden sein muss." „Gestreckt?" Lachend schaute er mich an: „Du kennst dich wohl nicht so damit aus.

Gestreckt meint, dass zur reinen Droge noch etwas hinzugemischt wurde um die Droge zu strecken um mehr davon zu haben und sie zu verkaufen. Wenn also jemand Schaum vor dem Mund hat geh ich mal davon aus, dass irgendwelche Giftähnliche Substanz dabei gewesen sein muss. Vergiftungsopfer haben auch Schaum vor dem Mund." „Du kennst dich aber gut aus.", ich war mir allerdings nicht sicher ob das jetzt gut oder schlecht war. Aber auf jeden Fall war es nicht meine Schuld, dass die Reaktion auf die Droge so schlimm war und außerdem hatte ihr ja Sven das Zeug gegeben. „Hab ich mal im Fernseh gesehen." Ich nickte nur grinsend. Wir liefen weiter bis ich Zuhause ankam. Wir verabschiedeten uns und er lief weiter.

Die nächsten Tage vergingen ohne, dass man etwas Neues erfuhr. Zwar war die Polizei wie angekündigt da und befragte und auch einige Schüler, aber niemand schien etwas Hilfreiches zu wissen. Das Wochenende verging mit wilden Spekulation bis uns jemand mitteilte, dass das Mädchen wieder bei vollem Bewusstsein war und der Polizei gesagte hatte wer ihr die Drogen verkauft hatte. Es dauerte keine fünf Minuten bis auch wir alle wussten wer es war. Die WhatsApp Gruppen explodierten. Es gab Schuldzuweisungen, Hass Nachrichten und natürlich auch Nachrichten von Leuten die Sven in Schutz nahmen. Er hätte es ihr zwar verkauft, aber sie hätte es ja nicht nehmen müssen. Ich las mir alle Nachrichten durch. Sven erwähnte sogar, dass er die Pillen einfach in seinem Spinnt gefunden hätte und nicht wusste, dass das Zeug gestreckt war aber das glaubt ihm kaum jemand. Die meisten waren der Meinungen, dass er nur von sich ablenken wollte. Einige fanden die Ausrede sogar ziemlich doof da niemand einem einfach so Drogen geben würde. Die Nachrichten endeten mit Spekulationen darüber was mit Sven nun passieren würde und um ehrlich zu sein war das das einzige was mich interessierte. Aber ich musste mich noch bis Montag gedulden.

Montagmorgen und noch niemals zuvor hatten sich so früh schon alle Schüler auf dem Pausenhof versammelt und wir warteten gespannt darauf, dass Sven aus dem Büro des Direktors kam. Und endlich kam er, aber er sah kein bisschen traurig oder geknickt aus. Er wirkte eher Stolz darauf, dass er eine Strafe bekommen hatte. Die Strafe erzählt er auch stolz weiter. Meiner Meinungen nach war sie viel zu mild, aber wahrscheinlich hatte sein Einflussreicher Vater etwas damit zu tun, denn der kam keine fünf Minuten später aus dem Büro und lief über den Pausenhof zu den Parkplätzen. Lächerliche sechs Nachsitzstunden und die Beteiligung in der Schulgarten-AG waren die Strafe. Was die polizeilichen Ermittlungen anging gab es noch kein Ergebnis aber Sven war sich sehr sicher, dass ihn dort auch keine Strafe erwarten würde. „Zum kotzen, dass man sich mit Geld alles kaufen kann.", sagte ich gereizt zu Jonas. „Ich weiß, Geld regiert wohl doch die Welt." Wir waren uns beide einig. Es ist nicht gerecht, dass man sich mit Geld Gerechtigkeit kaufen kann und Menschenleben dabei keine Rolle spielen. Um meine Wut loszuwerden beschloss ich mit meinem Racheplan weiter zu machen. Es war anscheinend noch zu früh um aufzuhören, denn im Moment amüsierten sich alle köstlich über Svens Strafe. Aber das Lachen soll ihnen noch vergehen und eins stand fest Sven würde doppelt bestraft werden, denn er schien sich nichts aus seinen Verbrechen zu machen.

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