Kapitel 8

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Es sollte nicht alle am gleichen Tag treffen. Sie sollten erstmal denken, dass sie es gegenseitig waren, die sich Streiche spielten. Ich musste so oder so unerkannt bleiben. Am besten wäre es, wenn sie sich gegenseitig fertig machen würden. Wann es wen treffen sollte, konnte ich jetzt noch nicht sagen. Alles Nötige würde ich immer bei mir haben und wenn sich eine Gelegenheit bietet würde ich sie einfach ergreifen. Ich schloss die Seite, die immer noch auf meinem Computer zu sehen war und schmiss mich auf mein Bett. Es war schon spät, als ich auf die Uhr schaute und ich wusste nicht was ich jetzt noch genau machen sollten. Gelangweilt schaute ich auf mein Handy und durchforstete die Instagram-Seiten nach irgendetwas Interessantem, doch außer ein paar langweiligen Selfies und ein paar ganz gutgelungenen Zeichnungen fand ich nichts Interessantes.

Gerade als ich genervt mein Handy neben mich aufs Bett warf klingelte es auch schon. Beim Nachschauen erkannte ich, dass es eine unbekannte Nummer war:

„Hey, wie geht's dir?" Da ich nicht wusste wer der Unbekannte war, antwortete ich nicht auf seine Frage: „Wer bist du? Ich kenne deine Nummer nicht." „Du kannst meine Nummer auch nicht kennen, kennst mich ja auch erst seit kurzem. Ich bin's Jonas." Fürs erste war ich beruhigt, dass es Jonas war und nicht irgendjemand Fremdes. Bis ich etwas realisierte: „Woher hast du bitteschön meine Nummer?" Ich war mir sicher, dass ich sie ihm nicht gegeben hatte. „Von einem Klassenkameraden von uns beiden." „Ah, du Stalker." „Hahaha ich bin kein Stalker. Nur ein guter Freund. Also wie geht es dir jetzt?"

Ein guter Freund nach etwa drei Tagen? Der Junge ist wohl sehr von sich überzeugt, aber als Freunde machte er sich bis jetzt nicht schlecht. Aber was sollte ich auch sonst sagen. Außer ihm hatte ich nicht viele Freunde und auch keine mit denen ich wirklich eng befreundet war. Aber Jonas war anders als die Anderen, also warum sollte nicht eine Freundschaft zwischen uns erstehen? „Mir geht's gut und dir?" „Auch ganz gut. Hast du schon was gegessen?" Ob ich schon was gegessen hatte? Diese Art von Smalltalk kannte ich bis jetzt noch nicht kann ja nur noch besser werden. „Nein habe ich nicht. Warum?" „Das trifft sich gut, dann kann ich dir ja was vorbeibringen." „Danke, aber das musst du nicht. Ich kann mir auch selbst was zu essen machen." Kurz darauf erschien ein Bild von einer Box mit roten chinesischen Schriftzeichen und einem roten Drachen darunter. Darunter stand: „Zu spät ich hab dir schon was gekauft. Ich hoffe du magst gebratene Nudeln mit Hähnchen." „Das wäre echt nicht nötig gewesen. Außerdem will ich nicht, dass du für mich bezahlst, also ess es lieber selbst. Nicht, dass du hungrig ins Bett gehen musst." „Mach dir um mich keine Sorgen ich hab zwei Boxen gekauft eine für dich und eine für mich. Also wo soll ich jetzt hinkommen?"

Ich ging aus meinem Zimmer heraus und schaute nach ob meine Eltern da waren, aber niemand war zu sehen. Um sicher zu gehen rief ich noch einmal durchs Haus: „Mama? Papa? Seid ihr da?", doch ich bekam keine Antwort. Ich schnappte mir mein Handy und schriebe Jonas, dass er zu mir kommen könnte. Doch als ich auf Senden drücken wollte, überlegte ich mir die Sache nochmal. Was würde ich machen, wenn mein Vater kommt? Wenn er betrunken ist? Wenn er wieder rumschreit? Aber das waren zu viele Fragen, wenn ich immer nur an meinen Vater denken würde, könnte ich gar kein normales Leben mehr führen. Mit schwerem Herzen und ungutem Gefühl drückte ich auf Senden. Nur Sekunden später, bekam ich seine Antwort: „Cool und wo wohnst du?"

Ich schrieb im noch meine Adresse und er versicherte mir, dass er innerhalb von 10 Minuten bei mir wäre. Und schon in den nächsten 10 Minuten klingelte es an der Haustür. Ich öffnete und ein breit grinsender Jonas stand vor mir. Wir gingen direkt in mein Zimmer hoch, Getränke und Besteck hatte ich schon nach oben gebracht. „Setzt dich.", sagte ich und deutete auf mein Bett. Er setzte sich und reichte mir eine der beiden Boxen. „Dankeschön, aber das wäre echt nicht nötig gewesen." „Ich wollte dich nach gestern nur etwas aufmuntern.", gab er mit vollem Mund von sich. Irgendwie süß von ihm. Das Essen munterte mich zwar leicht auf, aber der Gedanke, dass ich mich an den Vieren rächen würde, machte mich deutlich glücklicher als das Essen. „Schmeckt's?", riss mich Jonas Stimme aus meinen Gedanken. Mir viel in diesem Moment auf, dass ich grinste was er wahrscheinlich auf das Essen bezog. Schnell nickte ich und sah ihn nun auch grinsen bevor er sich wieder seinem Essen zuwandte. Als wir beide fertig waren nahm ich die Boxen und warf sie weg. Nun saßen wir beide auf meinem Bett und eine unangenehme Stille erfüllte den Raum. Endlich wurde diese Stille von Jonas unterbrochen der sich verlegen am Hinterkopf kratzte: „Ich wollte dich mal was fragen. Hättest du vielleicht Lust mit mir auf eine Party zu gehen?" Leicht verwirrt und gleichzeitig erstaunt, dass er mit mir auf eine Party gehen wollte, zog ich eine Augenbraue hoch. „Also ein paar Jungs aus unserer Parallelklasse haben mich auf eine Halloween-Party eingeladen. Die Party ist in zwei Wochen und ich wollte nicht alleine dort hingehen, außerdem kenne ich ja niemanden dort." Ich war etwas verwundert, dass er schon eine Einladung für eine Party bekommen hatte. Er ist doch erst seit drei Tagen an der Schule. Hat er etwa so schnell neue Freunde gefunden? Aber die Party wäre eine gute Gelegenheit mal wieder was Neues zu sehen, wobei ich für die meisten dort eh unsichtbar sein werde. Aber ich wäre mit Jonas da, ich wäre also nicht alleine. Nach kurzem Überlegen nickte ich und versicherte ihm, dass ich mitkommen würde. „Super, dann bin ich wenigstens nicht alleine und um dein Outfit kümmere ich mich auch.", strahlte er mir nun entgegen. „Mein Outfit?", fragte ich unsicher nach. „Dein Outfit für die Halloween-Party natürlich, das ist eine Motto-Party also brauchst du auch ein dem Motto entsprechendes Outfit. Aber darum musst du dir keine Sorgen machen, denn ich hol dir was passendes.", wieder strahlte er über beide Ohren. „Ersten bin ich alt genug um mir selbst ein Outfit zu suchen. Zweitens weißt du gar nicht was mir passt oder was ich mag und Drittens will ich nicht in einem total lächerlichen Outfit dort auftauchen.", konterte ich nun ernst. „Mach dir keine Sorgen, du wirst super aussehen und jeder Junge würde sich wünschen, dass du seine Begleitung wärst." Ungläubig nickte ich, ich bezweifelte ja schon, dass auf der Party überhaupt Leute waren die ich kannte oder geschweige denn Leute die mich kannten. Trotzdem ging sein letzter Satz runter wie Öl. Mir gefiel der Gedanke andere neidisch zu machen. „Ich muss jetzt leider los, es ist schon spät und ich muss morgen mit meinen Eltern unsere neuen Nachbarn begrüßen. Wünsch dir noch einen schönen Abend. Ich find schon alleine raus.", und mit diesen Worten lief er schon die Treppen runter.

Als die Tür wieder ins Schloss fiel, ging ich zu meinem Fenster und schaute auf unseren Weg der vom Haus zur Straße führte und als hätte er meinen Blick bemerkt drehte sich Jonas um und schaute hoch zu meinem Fenster. Im nächsten Moment zuckte seine Hand nach oben und er winkte mir nochmal und ich erwiderte das Winken. Der restliche Abend verlief ruhig. Ich schaute Fern und als meine Eltern heimkamen gingen beide direkt in ihr Schlafzimmer. Kurz wartete ich auf das mir bekannte Schreien meines Vaters, aber es war nichts zuhören. Wahrscheinlich hatte er so viel getrunken, dass er müde geworden ist. Somit kamen die einzigen Stimmen an diesem Abend aus meinem Fernseher.

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