Es sollte keiner von ihnen Mitleid bekommen. Sie hatten auch keins mit mir. Da fiel mir ein, ich hatte ja noch etwas bei der Apotheke abzuholen. Ich griff nach meinem Handy und meinen Kopfhörern, steckte mir etwas Geld ein und verließ das Haus. Meine Musik fing an zu spielen und in Gedanken sang ich den Text mit:
„Tell me that I'm broken. Mentally unstable. Tell me that I care too much about my whole damn fable. I just want your body. I don't want your mind. I just want a noose around my neck to pass the time."
Die Zeit verging und ich erreichte mein Ziel. Ich betrat den Laden und die Apothekerin erklärte mir noch wie ich das Medikament einzunehmen hatte, bezahlte und liefe wieder nach Hause. Nun hatte ich zwar was ich brauchte um mich an Justin zu rächen, doch wie sollte ich ihm die Tabletten untermischen? Egal wie aber ich musste sie in einem Getränk auflösen. Da würde sich alles verteilen und der Geschmack des Getränkes würde den der Tabletten überdecken. Wir hatten unten im Keller noch eine kleine Cola-Flasche stehen, der Zucker sollte ausreichen um die Tabletten im Getränk nicht schmeck bar zu machen. Doch wie sollte ich ihm die Cola-Flasche geben? Persönlich funktioniert genauso wenig wie sie unauffällig in den Spint zu legen. Vielleicht sollte eine dritte Person Justin die Flasche geben? Aber andererseits würde mich die Person sofort verraten, wenn derjenige bemerken würde wie schlecht es Justin ging. Aber ich könnte die Flasche ja einfach auf seinen Tisch stellen. Nur brauchte ich noch was, damit er auch sicher aus der Flasche trinkt und sie nicht einfach weg wirft. Was braucht man um jemanden wie Justin dazu zubringen etwas anzunehmen? Es muss etwas sein, womit er vor seinen Freunden angeben kann. Ich zerbrach mir mindestens zehn Minuten den Kopf bis mir etwas einfiel. Es war eine so simple Idee, dass es mich schon fast ärgerte, dass ich nicht sofort darauf gekommen bin. Eine heimliche Verehrerin sollte ihm die Flasche hingestellt haben. Ich suchte ein rotes Blattpapier und Schnitt ein Herz aus und schrieb schon mal auf die Rückseite: Deine heimliche Verehrerin. Auf die Vorderseite schrieb ich noch: Ich weiß nicht, ob du meine Blicke nicht schon bemerkt hast. Du bist der Grund warum ich morgens aufstehe. Du bist der Grund für meine Freude und für mein Lächeln. Ich hätte kotzen können, als ich den Text nochmal las. Ich holte die Flasche aus dem Keller und öffnete diese vorsichtig. Eins und zwei und drei und vier und für eine fünfte war auch noch Platz, die Tabletten fielen auf den Tisch und ich griff zur Schere und schnitt sie, so gut wie möglich, in kleine Stücke. Beim reinwerfen der Tablettenstücke schäumte die Cola auf, woraufhin ich schnell die Flasche zuschraubte. Das Herz mittig auf und meinen eigenen Zettel schob ich zwischen Etikett und Flasche selbst, sodass man den Zettel nur sehen konnte wenn die Flasche mehr als halb leer war. Auf Justins Zettel stand: „Was du heute kannst entsorgen, das vergrab nicht erst morgen." Da es unmöglich war die Flasche vor Unterrichtbeginn in die Klasse zu schmuggeln musste ich wohl oder übel in die Schule einsteigen. Da die Schule alt war sollte es kein Problem sein die Tür aufzubekommen und die Klassenzimmer waren sowieso nicht verschlossen. Ich musste nur erst einmal über den Zaun klettern um überhaupt auf den Schulhof zu gelangen, was wohl das schwierigste an der Sache war. Es musste aber erstmal dunkel draußen sein, damit mich auch keiner sah. Dennoch packte ich schon mal alles zusammen was ich brauchte oder brauchen könnte. Aus meinem Kleiderschrank holte ich eine schwarze Hose und einen schwarzen Kapuzenpulli, doch als ich anziehen wollte fiel mir etwas ein.
Die Kapuze konnte mich noch in große Gefahr bringen, wenn ich vom Zaun springen würde und sich die Kapuze im Zaun verhaken würde, würde ich mich praktisch selbst erdrosseln und das wollte ich dann doch lieber vermeiden. Also wechselte ich den schwarzen Kapuzenpulli gegen einen dunkel grauen Pulli ohne Kapuze aus. Sollte auch funktionieren. Bis heute Abend schlug ich die Zeit mit lesen oder im Internet surfen tot. Zwar klingelte einmal mein Handy, doch als ich sah, dass die Nachricht von Jonas war legte ich das Handy ohne zu antworten wieder weg. Jonas war gerade der Letzte den ich gebrauchen konnte. Es war 19:00 Uhr und draußen war es dunkel genug. Ich schnappte mir meinen Rucksack und ging die Stufen nach unten. „Wo willst du hin, junges Fräulein?", lallte mein Vater und stützte sich an der Wand ab. „Ich treffe mich mit Freunden.", gab ich leise von mir. Zu leise für meinen Vater: „Nuschel nicht so wenn du mir Antwort geben sollst!", schrie er mich an und im nächsten Moment zersprang die Bierflasche auf dem Boden. Die gelbe Flüssigkeit verteilte sich auf dem Boden und nahm dabei auch kleine Scherbenstücke mit sich. Als ich wieder hochschaute sah ich schon wie meine Mutter mit einem Kerrblech und einem Lappen in der Hand sich hinkniete und anfing alles sauber zu machen. Mein Vater schnaubte und drehte sich um und auch ich schüttelte nur den Kopf und verließ das Haus. Ich setzte meinen Weg zur Schule fort. Überall in den Häusern brannte das Licht. Familien saßen am Esstisch oder schauten Fern, man konnte einfach alles von draußen beobachten und alle wirkten glücklich. Endlich konnte ich die Schule sehen. Überall herrschte Dunkelheit nur der Zaun war durch die Straßenlaternen beleuchtet. Ich lief den Zaun entlang bis ich an eine Stelle kam an der man von der Straße aus nichts mehr sehen konnte. Der Zaun war vielleicht 2 Meter oder 2,5 Meter hoch. Ich hängte mich mit aller Kraft an den Zaun und versuchte an den glatten Stangen nach oben zu kommen. Als ich endlich oben war wechselte ich langsam die Zaunseite und rutschte dann am Zaun herunter. Runter war definitiv leichter als hoch. Ich lief auf das Schulgebäude zu und ging zum passenden Aufgang. Ich holte eine Haarnadel aus meiner Tasche und versuchte damit das Schloss zu öffnen. In Videos und Filmen sah es leichter aus als es war. Ich drehte die Nadel in jede Richtung, drückte sie nach oben und unten und rüttelte mit der anderen Hand am Türgriff. Endlich knackte es und die Tür sprang auf. Ich ging in das Gebäude und schloss die Tür wieder hinter mir. Die Schule war tagsüber schon kein schöner Ort, aber nachts war es hier noch schlimmer. Am liebsten hätte ich das Licht an gemacht, aber dann hätte jemand was mitbekommen, also musste ich mit dem migrischen Licht meiner Taschenlampe zufriedengeben. Die Klassentür war nicht verschlossen, die Lehrer waren der Meinung, dass wenn man draußen abschließen würde das schon reichen würde. Es käme ja eh niemand freiwillig hierher. Da hatten sie ja auch soweit Recht, aber heute war es anders. Ich holte die Cola-Flasche aus dem Rucksack und stellte sie auf Justin Tisch, das Herz zeigte in die Richtung des Stuhles. Es sah gut aus und ich verließ das Schulgebäude wieder. Die Tür des Aufganges zog ich mit einem kräftigen Ruck zu und rüttelte noch ein paar Mal daran um sicher zu gehen, dass sie auch richtig zu war. Ich kletterte wieder über den Zaun und lief nach Hause. Der nächste Tag kann kommen.
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Revenge
Mistero / ThrillerDurch eine Wette gedemütigt, verletzt und ausgenutzt. Rächt sich Mara an ihren vier Klassenkameraden. Sie sollen den selben Schmerz erfahren den sie selbst verspürt hatte. Doch was als harmloser Streich begann gerät mehr und mehr außer Kontrolle und...