Zwar wusste ich jetzt was ich mit Samira machen würde, dennoch wusste ich noch nicht wie ich das Ganze umsetzen sollte ohne aufzufallen oder entdeckt zu werden. Aber um die Umsetzung würde ich mir später noch Gedanken machen. Ich musste mir erstmal Gedanken machen, was ich mit den Übrigen machen sollte. Das Ganze gestaltet sich aber schwieriger als gedacht, ich kannte die Vier nicht gut und hatte mich bis zum heutigen Tag auch nicht für das Privatleben der Vier interessiert. Auch wenn ich nicht wirklich Lust dazu hatte muss ich wohl oder übel mich mit den Leben der Vier beschäftigen. Ich packte mir also wieder meinen Rucksack und machte mich auf den Weg.
Jeder von ihnen wohnte zwar in der Stadt, dennoch kamen sie aus verschiedenen Schichten. Von allen war Kim die Wohlhabendste, ihre Eltern hatten viel Geld mit Immobilien gemacht und wohnten jetzt in einer Art Villa. Sven kam ebenfalls aus guten Verhältnissen, sein Vater ist Arzt im städtischen Krankenhaus und seine Mutter arbeitete als Kosmetikerin mit horrenden Preisen. Justin und Samira dagegen wohnte im Plattenbauviertel. Ihre Eltern arbeiteten zwar, dennoch reichte das Geld bei beiden Familien nicht aus um sich ein eigenes Haus zu kaufen. Das Viertel in dem Samira wohnte war das schlimmste in der ganzen Stadt. Es stand des Öfteren etwas über Schlägereien und Dogendeals innerhalb des Viertels in der Zeitung. Verhaftungen stehen dort an der Tagesordnung. Deshalb wunderte es mich auch nicht, dass Samira in vielerlei Hinsicht so abgebrüht ist. Sie kennt es ja nicht anders. Als erstes wollte ich einen Abstecher zu Kim machen, da sie in der Nähe von mir wohnte. Ich musste etwa 15 Minuten laufen, bis ich am Grundstück von Kims Eltern ankam. Gerade als ich um die letzte Ecke gebogen war fuhr ein schwarzer Ferrari an mir vorbei. Das Kims Eltern Geld haben zeigten sie auch gerne und deutlich der Öffentlichkeit. Langsam stieg die Neugier in mir. Ich war gespannt was für Geheimnisse Kim hatte.
Das Haus war riesig, mindestens doppelt so groß wie unsers und ebenfalls mit zwei Stockwerken. Ich schaute auch von der anderen Seite, von der Straße aus einmal hinter das Haus. Mein Blick fiel auf eine riesige Grünanlage mit Pool in der Mitte. An der Seite der Grünanlage war ein Beet mit Blumen bepflanzt, neben dran lag ein Teich mit Fischen, ich denke mal, dass es Fische sind, denn irgendetwas bewegte sich dort drin. Auch eine Kräuterspirale war zuerkenne, das war aber auch das Einzige. Zwar stand noch ein Gartenhaus im Garten, indem war aber bestimmt nur ein Rasenmäher, denn mehr Gartengeräte waren unnötig, da ein Garten mit Gemüse nicht zuerkenne war. Etwas weiter neben mir stand eine hohe Eiche, die Gelegenheit um mich dort zu verstecken. Ich lief auf den Baum zu und schaute mich mehrmals um, um sicher zu gehen, dass mich niemand sah. Den Baum hoch zu klettern war leichter als erwartet, es gab genügend große und breite Äste an denen ich mich nach oben ziehen konnte. In der Mitte suchte ich mir einen Ast auf den ich mich setzten konnte und zog mir meinen Rucksack vom Rücken ab auf den Schoss. Ich hatte beim Packen meines Rucksacks ein Fernglas hineingeschmissen, nur musste ich es erstmal zwischen den anderen Sachen finden. Endlich hatte ich es gefunden, ich ließ meinen Blick über das Grundstück schweifen bis ich am Fenster die Umrisse einer Person erkennen konnte. Es musste Kim sein. Vermutlich war der Raum ihr Zimmer, zumindest hingen pinke Vorhänge an den Fenstern, was es mir unmöglich machte die Person genauer zu erkennen. In diesem Moment rannte etwas über den Rassen, was mir den Schrecken durch die Glieder fahren ließ. Was war das? Immer noch rannte das Etwas über den Rasen und war dabei ziemlich schnell. Plötzlich stoppte es, bäumte sich leicht auf, schoss im selben Moment aber auch schon wieder nach vorne und rannte erneut los. Erst als das Etwas an der gepflasterten Terrasse anhielt konnte ich erkennen was es war. Es war eine Katze. Von hier sah es aus wie Bengalkatze, man konnte leicht das gepunktete Fell erkennen. Nun setzte sie sich hin und ließ etwas aus ihrem Maul vor ihre Pfoten fallen und fing das Schreien an. Ich bin mir durch aus bewusst, dass Katzen nicht schreien, aber das Miauen war unglaublich laut und schrill. Jetzt näherte sich der Schatten der gerade noch oben am Fenster stand der Terrassentür im unteren Stock. Ich hatte Recht, die Tür ging auf und Kim trat aus der Tür heraus. Das Schreien der Katze verstummte wurde aber Sekundenbruchteile später von Kims Schreien ersetzt, als sie sah, was ihre Katze ihr gebracht hatte. Die Katze verstand anscheinend nicht was los war, denn sie legte ihren Kopf schief und lief dann schnurstracks an Kim vorbei ins Haus. Die Maus aber blieb tot auf der Terrasse liegen, auch als Kim ihren Schreikrampf beendet hatte, war sie nicht in der Lage die Maus wegzumachen, geschweige denn, dass sie die Maus nochmal anschauen konnte. Sie trippelte, mit eingezogenem Nacken ebenfalls zurück in die Wohnung, schloss die Tür und zogen den Vorhang zu, wahrscheinlich um die tote Mause nicht nochmal sehen wollte. Aus den Augen, aus dem Sinn. Zwar verstand ich die Hysterie wegen einer toten Maus nicht, außerdem war die Maus nicht mal besonders groß, aber es sollte mir egal sein, ich hatte schon mal eine Information über Kim mit der ich etwas anfangen konnte. Ich schaute mich nochmal um bevor ich wieder aus dem Baum herunterkletterte.
Als ich um die Ecke bog begegnete mir eine ältere Dame. Sie trug einen hellblauen Mantel, mit passendem Hütchen und ging an einem Krückstock. Nachdem sie meinen Schatten auf dem Boden erkannt hatte schaute sie zu mir hoch und lächelte mich an. Ich begrüßte sie freundlich und sie erwiderte die Begrüßung: „Sind sie eine Freundin von Kim?", fragte sie mich mit ihrer leisen, aber sehr sanft klingenden Stimme. „Ähm...ja.", entgegnete ich unsicher, dass ich Kim hasste konnte ich der netten alten Dame schlecht sagen. „Das ist aber schön. Die arme, kleine Kim hat ja nicht so viele Freunde die sie besuchen und dabei ist ja ein so nettes Mädchen.", schwärmte die Dame weiter. Wenn sie wüsste wie Kim wirklich war würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit anders denken. Aber Kim war schon immer gut darin sich zu verstellen. „Das ist wirklich schade, aber dafür hat sie gute Freunde, die immer für sie da sind.", ich war mir nicht mal genau sicher ob das stimmte, was ich da erzählte. Ich wusste nicht wirklich ob die Vier wirklich wie Pech und Schwefel zusammenhielten, wenn es drauf ankam. Aber das würde ich ja bald rausfinden. Die Dame nickte erneut und ich verabschiedete mich schnell von ihr. Es tat mir leid, dass ich sie so anlügen musste. Ich wollte ihre heile Welt nicht zerstören, auch wenn ich Kim dafür einen vorbildlichen Charakter bescheinigen musste. Aber die Dame war glücklich und das reichte mir. Ich bog um die Ecke und setzte meinen Weg fort. Nun wollte ich zu Sven der ein paar Straßen weiter wohnte. Mal schauen, was mich dort erwartet.

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Revenge
Gizem / GerilimDurch eine Wette gedemütigt, verletzt und ausgenutzt. Rächt sich Mara an ihren vier Klassenkameraden. Sie sollen den selben Schmerz erfahren den sie selbst verspürt hatte. Doch was als harmloser Streich begann gerät mehr und mehr außer Kontrolle und...