Allerdings wollte ich vor Unterrichtsbeginn noch einen Abstecher zu den Spinten machen, um den Zettel in Samiras Spint zu platzieren. Doch da Jonas neben mir lief gestaltete sich die Sache schwieriger als gedacht. Ich konnte unmöglich jetzt den Zettel in den Spint werfen er hätte sonst sofort gewusst, dass ich etwas damit zu tun hatte. Ich musste es also auf einen späteren Zeitpunkt verlegen.
Der Unterricht begann und war langweilig wie immer. Bis ich eine Idee hatte. Ich griff vorsichtig nochmal in meine Tasche um ich zu versichern, dass der Zettel immer noch da war. Schnell entschuldigte ich mich um auf die Toilette zu dürfen. Der Weg dorthin führte auch an den Spinden vorbei und das war meine Chance, da Unterricht war waren auch keine Schüler auf dem Gang. Ich erreichte Samiras Spint, die Nummer hatte ich mir vorher schon aufgeschrieben. Ich zog die Faltkanten noch einmal kräftig nach, damit der Zettel auch nicht sofort aufging, wenn er im Spint Inneren landen würde. „Ich jage Menschen, die nicht gut sind, nur hinterher, wenn ich eine Axt in der Heimat habe.", stand darauf. Ich schob den Zettel durch den kleinen Schlitz und schaute mich sicherheitshalber um, weil ich befürchtete mich könnte doch jemand gesehen haben. Aber es war niemand weit und breit zu sehen. So schnell es eben ging ohne aufzufallen, ging ich zurück ins Klassenzimmer. Als es zur Pause läutete liefen immer mehr Gestalten auf dem Pausenhof zusammen. Doch eine Gestalt fehlte. Die Gestalt die heute Gesprächsthema Nummer eins war. Samira war nirgends zu sehen. Sie stand nicht wie sonst bei Kim, denn diese stand mit Justin und Sven zusammen und versuchte anscheinend angestrengt etwas Ernstes zu erklären doch die beiden lachten nur. „Was schaust du denn so interessiert darüber.", lenkte mich nun Jonas ab. „Ich wundere mich nur, dass Samira nicht da ist.", gab ich nüchtern zurück. „Das wundert dich? Du würdest auch nicht in der Schule bleiben wollen, wenn alle über dich lachen." Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ist es dir vollkommen egal was die Anderen über dich denken.", fragte er mich nun. „Größtenteils schon. Ich werde nach der Schulzeit eh mit keinem mehr was zu tun haben. Und alles was bis dahin passierte, sind später nur noch flüchtige Erinnerungen. Außerdem kann ich hier sowieso niemand leiden." „Nah Dankeschön.", gab Jonas leicht lachend zurück. Erst jetzt wurde mir bewusst, was ich gesagt hatte und ich hätte mich dafür jetzt schon Ohrfeigen können: „Du bist natürlich die Ausnahme." Doch er nickte nur etwas abwerten. „Wirklich. Versprochen." Jetzt schaute er mich an und ich hoffte innig, dass er mir glaubte. Ich schaute ihn etwas verunsichert an, doch anscheinend völlig umsonst, denn im nächsten Moment drückte er mich an sich und wuschelte mir durch die Haare: „Ist doch alles nur Spaß. Ich weiß doch, dass du mich magst." Ich musste lachen: „Dann ist ja gut." Es klingelte und wir liefen in die Biologiestunde. Wir betraten den Raum und man merkte sofort, dass irgendetwas in der Luft lag. Niemand redete ein Wort und wenn doch nur ganz leise, sodass es der Nachbar einen im besten Falle, gerade noch so verstehen konnte. Auch Kim verhielt sich anders als sonst. Sie saß sonst immer mit Sven und Justin zusammen, sie tuschelten und ließen den Unterricht links liegen oder störten bewusst. Doch heute saß sie auf der anderen Seite des Klassenzimmers. Ganz alleine saß sie da. Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht war die Freundschaft der Vier so schnell zum Zerbrechen zu bringen. Nach all den Jahren, hätte ich gedacht die Vier wären enger befreundet, doch anscheinend war das doch nur oberflächlich. Jonas und ich setzten uns an unsere Plätze und zum ersten Mal verlief der Unterricht ohne Störung, ohne Ermahnungen, ohne dumme Kommentare oder irgendwelche Privatgespräche ab. Eigentlich recht angenehm, so zog sich die Stunde nicht so in die Länge wie sonst. Der übrige Tag verlief wie erwartet.
Die Drei saßen auch in den restlichen Fächern nicht nebeneinander und redeten auch während der Pause kein Wort miteinander. Wobei es eigentlich Kim war die alleine war.
Die Schule endete und ich lief mit Jonas nach Hause. Es sprach keiner ein Wort, doch es war keine unangenehme Stille, es war eher beruhigend. Dann fing Jonas an zu reden: „Irgendwie tut mir Samira ja leid." Und er hätte es besser bleiben lassen sollen. Warum hatte er denn mit so jemandem Mitleid. Was ihr denn „so schlimmes" widerfahren? Grüne Haare, oh mein Gott, es gibt schlimmeres. Ich zuckte nur mit den Schultern: „Ist mir eigentlich recht egal.", und hoffte, dass damit das Thema jetzt abgeschlossen ist. Doch Jonas macht weiter: „Stell dir mal vor das hätte jemand mit dir gemacht oder sogar noch schlimmeres." Oder schlimmeres? Mir ist was Schlimmeres als das widerfahren. Gefärbte Haare konnte man damit gar nicht vergleichen. Gefärbte Haare waren viel zu harmlos dafür, was sie mir angetan haben. Sie hatten mehr verdient, als nur einen kleinen Streich. Ich musste alles steigern alles härter und brutaler machen. Die Wut stieg in mir hoch und ich versuchte sie so gut wie möglich runter zu schlucken. „Manchmal ist das Leben eben ungerecht und trifft die falschen Personen.", und mit diesem Satz bog ich in die Straße ab die mich nach Hause führte und ließ Jonas stehen. Ich musste mir zuhause noch was Besseres überlegen als nur gefärbte Haare.
Als nächstes sollte es einen der Jungs treffen und da ich wusste, dass Sven schneller Angst bekam als Justin wollte ich mit Justin beginnen. Erst Justin und dann Kim, sodass Sven genau wusste er muss der Nächste sein. Er sollte schon vorher mit Angst erfüllt sein, bevor er überhaupt dran war.

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Revenge
Mystery / ThrillerDurch eine Wette gedemütigt, verletzt und ausgenutzt. Rächt sich Mara an ihren vier Klassenkameraden. Sie sollen den selben Schmerz erfahren den sie selbst verspürt hatte. Doch was als harmloser Streich begann gerät mehr und mehr außer Kontrolle und...